Für mehr als eine Seitwärtsbewegung bei der Kreditvergabe an Unternehmen wird es in der zweiten Jahreshälfte 2016 aber nicht reichen.
Das Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen (in der Abgrenzung von KfW Research) erreichte auch im zweiten Quartal 2016 nicht den Vorjahreswert. Der Rückgang war mit 0,7 % aber deutlich geringer als zuvor.
Stabilisierung auf niedrigem Niveau
Das von der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) geschätzte Kreditneugeschäft mit Unternehmen und Selbstständigen (ohne Wohnungsbau und Finanzunternehmen) ist im zweiten Quartal 2016 nur noch wenig gesunken. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurden 0,7 % neue Kredite weniger ausgereicht (gleitende Zuwachsrate über zwei Quartale). Damit deutet sich ein Ende des jüngsten Rückgangs an.
Zu einem guten Teil ist das verminderte Abwärtstempo aber auf das bereits recht schwache Vergleichsquartal im vergangenen Jahr zurückzuführen. Seitdem hat sich die Kreditvergabe auf dem Niveau von 2013 eingependelt.
Diese Seitwärtsbewegung wird nach Einschätzung der KfW noch bis zum Jahresende anhalten. Mit merklichen Zuwächsen bei der Unternehmensfinanzierung ist nicht zu rechnen: Auf der Angebotsseite dürfte das Potenzial für weitere Verbesserungen der Finanzierungsbedingungen weitgehend ausgeschöpft sein, und auch der Kreditnachfrage fehlen die Impulse.
Kreditzugang unverändert gut – Zinsen niedrig
Die erhöhten regulatorischen Anforderungen an die Banken haben die Verfügbarkeit von Kreditfinanzierungen für Unter nehmen bislang nicht sichtbar beeinträchtigt. Auch im August klagten nur wenige der vom ifo-Institut befragten Unternehmen (14,6 %) über Probleme beim Kreditzugang. Allerdings bewegt sich die ifo-Kredithürde nun in etwa seitwärts, die Zeit neuer Rekordtiefs scheint vorerst vorbei zu sein.
Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Blick auf die Konditionen: Nachdem die Banken in der quartärlichen Umfrage durch die EZB (Bank Lendig Survey) in den vergangenen zwei Jahren mehrheitlich angaben, aufgrund intensiven Wettbewerbs die Kreditbedingungen zu Gunsten der Kunden verändert zu haben, war dies im zweiten Quartal 2016 nicht mehr der Fall. Insbesondere für weitere Zinssenkungen dürften die vorhandenen Spielräume angesichts geschrumpfter Margen gering sein. Dennoch bleibt die Kreditvergabe an Unternehmen auch mangels lohnender Anlagealternativen am Kapitalmark ein attraktives Geschäftsfeld für die Finanzinstitute.
Auf eine Anregung des Kreditmarkts durch nochmalige Verbesserungen der Konditionen sollte man jedoch aufgrund der verschärften Regulierung und der Ertragsprobleme im Bankensektor nicht hoffen.
Kreditnachfrage ohne Impulse
Ein erfreulich starker Jahresstart hatte die Erwartung geweckt, dass die Investitionsbereitschaft der Unternehmen wieder zunimmt. Doch nach dem schwachen zweiten Quartal und dem Austrittsvotum der Briten, das vor allem bei exportorientierten Unternehmen für Zurückhaltung sorgen dürfte, haben sich die Aussichten für die zweite Jahreshälfte eingetrübt.
Zudem ist durch die Anleihekäufe der EZB und den damit verbundenen Zinsrückgang die Mittelaufnahme am Kapitalmarkt für große Unternehmen attraktiver geworden.
Nur schwache Zuwächse bei Kreditbeständen
Das kraftlose Neugeschäft ist immerhin noch ausreichend, um auch in dem von KfW Research schwerpunktmäßig analysierten Segment – Kredite an heimische, nichtfinanzielle Unternehmen ohne Wohnungsbau – für ein schwaches Wachstum der Kreditbestände in den Bankbilanzen zu sorgen (+0,9 %), da das Neugeschäft im Jahresvergleich die Tilgungen überstieg.
Deutlich besser sieht es bei der Vergabe von Krediten zu Wohnbauzwecken an Unternehmen aus: Trotz einer leichten Tempodrosselung, die auf die Einführung der Wohnimmobilienkreditrichtlinie zurückzuführen sein kann, lag der Zuwachs des ausstehenden Kreditvolumens im zweiten Quartal bei guten 3,4 %.
Fazit
Die Spaltung des deutschen Kreditmarkts setzt sich bis auf Weiteres fort. Die florierende Wohnungsbaukonjunktur findet ihr Spiegelbild am Kreditmarkt. Hier entfaltet die expansive Geldpolitik der EZB ihre belebende Wirkung. Auch die Kreditvergabe deutscher Banken an Unternehmen mit Sitz in anderen Euroländern wächst kräftig.
Im Kontrast dazu steht die hartnäckige Schwäche bei Krediten an heimische, nichtfinanzielle Unternehmen, die nicht Wohnungsbauzwecken dienen. Auch beste Konditionen erweisen sich nicht als ausreichend, um hier die Kreditnachfrage und Investitionstätigkeit anzustoßen.
Zur Konstruktion des KfW-Kreditmarktausblicks
Zur Ermittlung des Kreditneugeschäfts wird der quartalsweisen Änderung des Kreditbestandes (Angaben der Deutschen Bundesbank zu Krediten der deutschen Banken an inländische Unternehmen und Selbstständige, ohne Wohnungsbaukredite und ohne die Kredite an Finanzierungsinstitutionen und Versicherungsgewerbe) ein simuliertes planmäßiges Tilgungsverhalten (pro Quartal) hinzugerechnet. Die Veröffentlichung erfolgt als Veränderungsrate des auf diese Weise berechneten Neugeschäfts gegenüber dem Vorjahresquartal, wobei die Veränderungsrate im gleitenden Zwei-Quartals-Durchschnitt dar gestellt wird.
Die Prognose des Kreditneugeschäfts erfolgt anhand eines VAR-Modells, in das als wichtigste erklärende Variablen das BIP, der Zwölf-Monats-Satz am Geldmarkt und die Unternehmensinvestitionen eingehen. Die Unternehmensinvestitionen umfassen alle nicht-öffentlichen Investitionen in Ausrüstungen, Wirtschaftsbauten und sonstige Anlagen. Sie werden von der KfW vierteljährlich anhand der VGR-Daten des Statistischen Bundesamtes berechnet und unter Verwendung finanzieller und realwirtschaftlicher Frühindikatoren mithilfe eines vektorautoregressiven Modells in die Zukunft projiziert.
Quelle: Pressemitteilung, KfW Research
2016-09-27