Unterm Zeichen der Hagebutte

Wo werden heutzutage noch Dorfgaststätten neugebaut und eröffnet? In Vipperow. Ein junger Gastronom kehrte zurück in die Heimat und wagte den Start mit dem eigenen „Wiepeldorn“. Die erste Saison läuft für den Gründer.

Wiepeldorn

Traute sich was: Gastwirt René Rose eröffnete in seinem Heimatdorf endlich das eigene Geschäft “Wiepeldorn”. Vorher hat er sich das Handwerkszeug dazu in Waren, in Groß Nemerow bei Neubrandenburg und auf Ibiza angeeignet. Foto: Ralph Schipke

Die Namenssuche für sein erstes eigenes Restaurant hat René Rose genauso ernsthaft betrieben, wie die insgesamt 15 Jahre “Wanderschaft” als Koch, um all die Dinge zu erlernen, die ein Restaurantchef beherrschen muss. Bis nach Ibiza hat es ihn dabei verschlagen. Aber immer lag sein Ziel an der Müritz, erzählt der 33-jährige Gastronom. Nun ist es mit einem Mehrgenerationen-Hof inklusive Familienwohnung in einer umgebauten Scheune und dem direkt angeschlossenen, neu gebauten, eigenem Laden in Vipperow erreicht. Eine gelungene Mischung aus modern und alt, nennt er das.

Von Vipperow aus sieht die Müritz gar nicht so mächtig aus. Der Südzipfel des großen Binnensees, an dessen Ufer das Dorf vor über 800 Jahren entstand, heißt schließlich auch "Kleine Müritz".

Von Vipperow aus sieht die Müritz gar nicht so mächtig aus. Der Südzipfel des großen Binnensees, an dessen Ufer das Dorf vor über 800 Jahren entstand, heißt schließlich auch “Kleine Müritz”. Foto: Ralph Schipke

„Wiepeldorn“ ist die norddeutsche Wildrose oder Hagebutte. Und für das Restaurant direkt an der Kreuzung Dorfstraße – Priborner Straße – B198 passend. „Klingt ungewöhnlich, neu und ist trotzdem traditionell“, sagt der „Wiepeldorn“-Wirt. Der Platz für den vor einem knappen Jahr eröffneten Neubau ist ebenso mit bedacht gewählt wie der Name des Restaurants. Um die 10.000 Autos brausen täglich draußen vorbei. Aber Roses saisonales und regionales, einfaches und doch zugleich extraordinäres Menü zielt keineswegs nur auf Durchreisende und Touristen.

„Wir wollten doch nicht nur in der Saison öffnen“, sagt er und freut sich, dass gleich nach der Eröffnung am 1. Dezember 2015 auch Gäste aus dem Dorf, aus Röbel, Rechlin und sogar aus Waren anrückten. „Buchungen für Weihnachtsfeiern nahmen wir sogar schon an, als die Bauleute hier noch am Werk waren“, erinnert er sich.

Restaurant Wiepeldorn

„Klingt ungewöhnlich, neu und ist trotzdem traditionell“, sagt der „Wiepeldorn“-Wirt. Foto: Ralph Schipke

Stammgäste stellten sich schnell im “Wiepeldorn” ein

Nach noch nicht einmal 12 Monaten hat er schon Stammgäste. Einige Senioren aus dem Dorf treffen sich inzwischen ziemlich regelmäßig bei ihm zum Mittagsmahl. Außerdem versorgt er Feiern und Veranstaltungen im Dorfgemeinschaftshaus mit Speis und Trank. Er hat die ruhigere Winterzeit genutzt um sein neues Team zu sammeln und gut für die anstehende erste Saison zu trainieren.

Zum Team gehört auch Gisela Hartmann, die als Kuchenfrau und Kuchenfee auf der Tageskarte zu besonderen Ehren kam. „Giesi’s Klutersupp“ fand der süßmäulige Küchenchef und Inhaber so lecker, dass er sie den Gästen nicht vorenthalten wollte. „Die können wir glatt verkaufen“, lobte er seine Küchenhilfe. Die sich außerdem noch durch Backkünste auszeichnet. „Da kann ich als gelernter Koch nicht mithalten“, gesteht René Rose neidlos ein.

Würste vom Straußenhof, Müritzbarsch und Sauerfleisch

Er zaubert dafür 50 bis 60 Strauß-Currywürste pro Woche auf seinem Herd – mit Süßkartoffel-Pommes. Tradition und Moderne. Die Würste kommen vom nahen Straußenhof. Auch Kölpinhecht oder Müritzbarsch wird zubereitet, wenn sie Saison haben und den Müritzfischern in die Netze gehen. Oder Sauerfleisch und Bauernfrühstück, die für den Koch zwar keine Herausforderungen sind, wohl aber zu einem guten Gasthof im Dorf gehören.

Für andere mutige Existenzgründer lässt sich aus der Geschichte vom ganz und gar nicht stachligen “Wiepeldorn” ableiten: Manchmal kann es besser sein, dem eigenen Gefühl zu folgen, beim Umsetzen der selbst entwickelten Ideen. Berater sind gut fürs Grundsätzliche, kennen die Gegebenheiten vor Ort aber oft nicht so gut, wie der Gründer selbst.

Und: Als Gastronom im landschaftlich schönen Norden, im Urlaubsland M-V, ausschließlich auf Touristen und Laufkundschaft zu setzen, dürfte spätestens das “Überwintern” schwer machen. Anders René Rose. Der machte direkt vom Start an auch Angebote an sein Heimatdorf Vipperow, Gäste in der Nachbarschaft und aus der Umgebung und schreibt Regionalität nicht nur auf der Karte ganz groß. So gelang es dem Gastronomen, auch außerhalb der Hauptsaison, sein gastliches Haus im Zeichen der Hagebutte zu eröffnen und ganzjährig geöffnet zu halten.

Ralph Schipke

Kontakt:

Vipperow

Vipperow liegt an der Südspitze der Müritz und verfügt sogar über zwei Dorfgaststätten.

Wiepeldorn Restaurant & Hofcafé

Inhaber: René Rose
Mirower Straße 1b
17209 Vipperow
Telefon: 039923 718023
E-Mail: info@wiepeldorn.de

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