Auch die Neubrandenburger Firma Foodlogistik ist auf der Nachwuchssuche. Besonders begehrt sind junge Leute aus der Region, die entsprechende schulische Ergebnisse mitbringen. Geboten werden dafür Ausbildungs- und Arbeitsplatz in einem sich gut entwickelndem, zukunftsfähigen Unternehmen. Foto: Ralph Schipke
Bei der Bundesagentur für Arbeit waren in Mecklenburg-Vorpommern 74.600 Menschen arbeitslos gemeldet, 4.900 weniger als im Juli des Vorjahres (-6,1 Prozent). Die Hauptsaison macht sich im Land auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar. Das ist kein Selbstläufer, sondern spricht auch für die wachsende Nachfrage des vorhandenen infrastrukturellen Angebotes in unserem Land. Hotels, Pensionen und touristische Freizeiteinrichtungen sind gefragt.
Es gibt erneut mehr Jobs im touristischen Bereich. Der Tourismus erweist sich als verlässliche Wirtschaftsgröße im Land. Entscheidend ist, dass die Menschen auch außerhalb der stark nachgefragten Sommermonate einen Arbeitsplatz im Land haben. Wir brauchen Gäste, die das ganze Jahr gern zu uns kommen, genauso brauchen wir auch die Arbeitskräfte, die sich darum kümmern können“, sagte der Minister für Wirtschaft, Bau und Tourismus Harry Glawe.
Das entspricht aktuell einer Arbeitslosenquote von 9,0 Prozent. „Wir haben jetzt Sommerferien in fast allen Bundesländern. Auch im Monat Juli setzt sich eine positive Entwicklung am Arbeitsmarkt weiter fort. „Trotz Sommerpause und Ausbildungsende – die üblicherweise einen Anstieg der Arbeitslosigkeit im Juli bewirken – liegt die Arbeitslosigkeit in Westmecklenburg auf Vormonatsniveau. Gegenüber dem Juni ist sie um 34 Personen auf insgesamt 18.158 arbeitslos gemeldete Menschen leicht gesunken“, erklärt Guntram Sydow, Chef der Schweriner Arbeitsagentur.
Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt
Im August und September beginnt für viele junge Leute – mit dem Start der Ausbildung – der „Ernst des Lebens“. Auf dem Ausbildungsmarkt ist jetzt „Endspurt“ angesagt: Wer noch keine Lehrstelle hat muss sich beeilen, wenn die Ausbildung pünktlich beginnen soll. „Die Chancen stehen gut, dass auch diejenigen noch eine Lehrstelle finden, die sich erst jetzt auf den Weg machen“, erläutert Agenturchef Sydow. „Derzeit haben wir noch 1.417 freie Ausbildungsstellen verschiedenster Branchen im Angebot.“
Seit Oktober 2015 meldeten sich insgesamt 2.523 junge Frauen und Männer bei der Berufsberatung als Bewerber/in um einen Ausbildungsplatz. Im gleichen Zeitraum wurden 3.505 betriebliche Ausbildungsstellen gemeldet. 941 Jugendliche suchen im Westen Mecklenburgs aktuell noch einen Ausbildungsplatz. Rein rechnerisch kommen damit rund 1,5 unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen auf einen/eine gemeldete/n Bewerber/in.
TOP TEN der aktuell unbesetzten Ausbildungsplätze in M-V
- Koch/Köchin: 370
- Restaurantfachmann/-frau: 339
- Hotelfachmann/-frau: 297
- Kaufmann/-frau im Einzelhandel: 238
- Verkäufer/-in: 217
- Anlagenmechaniker/-in – Sanitär-/Heiz.-Klimatechnik: 118
- Fachkraft – Gastgewerbe: 117
- Handelsfachwirtin (Ausbildung): 105
- Fachkraft – Lagerlogistik: 103
- Fachverkäuferin – Bäckerei: 103
Schere zwischen Angeboten und Bewerbern – Last-Minute Ausbildungsangebote nutzen
Rund 4.400 unbesetzte Ausbildungsplätze sind derzeit bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. Dem gegenüber stehen 2.900 unversorgte Bewerber. „Hier wird die Schere zwischen dem Angebot an freien Stellen und der Zahl der Bewerber sichtbar. Viele Unternehmen stehen bei der Fachkräftegewinnung vor der Herausforderung, Auszubildende zu finden“, sagte Glawe. In den kommenden Jahren wird sich die Zahl der Schulabgänger um die 12.000 bis 13.000 bewegen. „Um diese Schulabgänger werben nicht nur das Handwerk und die Industrie, sondern auch der öffentliche Dienst, die Gesundheits- und Pflegebranche, die Tourismusbranche, die Landwirtschaft“, betonte Wirtschaftsminister Glawe.
Der Wirtschaftsminister wirbt für die gemeinsam mit den IHKs in Mecklenburg-Vorpommern durchgeführte Fachkräftekampagne „Durchstarten in MV“. „Auf der Internetseite sind aktuelle Last-Minute-Ausbildungsangebote von Unternehmen für den Ausbildungsbeginn 2016 veröffentlicht“, sagte Glawe. Über 260 Last Minute-Angebote sind auf der Internetseite präsent. Rund 140 Unternehmen nehmen bereits teil. „Ich ermuntere die Unternehmen mitzumachen, der Eintrag ist kostenfrei“, so Glawe . Im Azubi-Atlas von „Durchstarten in MV“ sind derzeit über 1.370 Unternehmen mit über 3.100 Ausbildungsangeboten in 317 Berufen vertreten. Schulabgänger erhalten mit dem „Azubi-Atlas“ die Möglichkeit, gezielt in ihren Wunschregionen nach Ausbildungsberufen und Unternehmen zu suchen. Eine Umkreissuche bietet ihnen die Chance, nicht weitab vom Wohnort einen Ausbildungsplatz zu finden.
Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit
Jugendarbeitslosigkeit steigt erfahrungsgemäß in den Sommermonaten an. Jugendliche, die ihre Ausbildung bzw. Schule beendet haben, melden sich nun arbeitslos. Im Juli 2016 sind insgesamt 1.713 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet. Das sind 52 mehr als im Vorjahresmonat, ein Anstieg um 3,1 Prozent. „Jetzt ist ein günstiger Zeitpunkt für Arbeitgeber, sich die frisch ausgelernten Fachkräfte zu sichern, die von ihren Ausbildungsbetrieben nicht übernommen wurden“, betonte der Schweriner Agenturchef Sydow.
Die Geschäftsführerin „Operativ“ Kornelia Gruel der Neubrandenburger Arbeitsagentur zeichnet ein ähnliches Bild: „Bei uns sind aktuell noch 569 unbesetzte Ausbildungsplätze gemeldet. Ihnen stehen 549 unversorgte Jugendliche gegenüber.” Dies sei jedoch nur eine Momentaufnahme, betont sie. Der Ausbildungsmarkt in der Seenplatte ist weiterhin in Bewegung. Speziell im Hotel- und Gaststättengewerbe, im Einzelhandel und im Handwerk sind noch zahlreiche Ausbildungsplätze unbesetzt. Denen, die noch keine Zusage haben, empfehlt Gruel: “Nutzt die Zeit der Ferien intensiv für die Ausbildungsplatzsuche. Meldet Euch bei der Berufsberatung. Besucht die Jobbörse der Arbeitsagentur im Internet. Hier findet Ihr alle Ausbildungsplatzangebote.”
Tipps rund um das Thema Bewerbung biete die Seite www.planet-beruf.de. An die Arbeitgeber appellieren sie: “Geben Sie auch schwächeren Jugendlichen eine Chance. Nutzen Sie unsere Unterstützungsangebote, etwa die assistierte Ausbildung, die Einstiegsqualifizierung und unsere ausbildungsbegleitenden Hilfen.“
28. Juli 2016
