Und er hat es bis heute nicht bereut, sagt Daniel Jochmann aus Wittenförden. Der 27-Jährige hat sich nach einer nebenberuflichen Testphase 2011 selbstständig gemacht. Er sorgt dafür, dass große Veranstaltungen stattfinden können: Daniel Jochmann bietet Licht- und Tontechnik, Bühnenbau, Konferenz- und Videotechnik an. Er ist landesweit, aber auch überregional unterwegs. Welche Hürden er schon nehmen musste und welche Pläne er für die Zukunft hat, das und mehr erzählt Daniel Jochmann in diesem Interview.
Herr Jochmann, Sie feiern in diesem Jahr Ihr 5. Firmenjubiläum. Wie haben Sie Ihren Start in Erinnerung?
Vorab muss ich erst mal sagen, dass ich mich schon ein halbes Jahr vorher nebenberuflich selbstständig gemacht hatte. Ich wollte testen, ob es überhaupt möglich ist, in diesem Bereich in dieser Region Fuß zu fassen. Da die Aufgaben und Aufträge immer mehr wurden, entschloss ich mich dann für den Schritt in die Hauptberuflichkeit. Der Grundstein war gelegt und es wurden neue Räumlichkeiten und ein Lager in Wittenförden bei Schwerin bezogen. Alles ging relativ schnell, so dass es eigentlich kaum Zeit gab, drüber nachzudenken. Die Saison war im vollen Gange. Eins wusste ich aber am 25. Mai 2011: „Jetzt kann ich endlich meinen Traum verwirklichen!“ Eine Eröffnungsfeier gab es damals leider nicht.
Für wen genau sind Sie da?
Wir sind eine Firma für Veranstaltungstechnik die ihre Kunden – dazu gehören Unternehmen, Vereine, Institutionen, Bands, Agenturen und Privatpersonen – bei Events technisch und organisatorisch unterstützt. Egal, ob es eine kleine Privatfeier, Hochzeit, runder Geburtstag, eine Konferenz, Firmenjubiläum oder das Dorf- bzw. Stadtfest ist. Bei uns gibt es nichts von der Stange. Jede Veranstaltung ist einmalig.
Zudem sind wir auch Fachhändler für Veranstaltungstechnik und bieten Festinstallationen im Ton-, Licht- und Videobereich an.
Wo kamen Sie schon zum Einsatz?
Als Veranstaltungstechniker ist man natürlich immer da, wo andere feiern oder tagen. So gehört z. B. das Stadtfest Parchim dazu, wo wir dieses Jahr unsere neue Rundbogenbühne erstmalig im Einsatz haben. Aber auch bei Jubiläen wie 20 Jahre Lewitz-Werkstätten Parchim, 25 -jähriges Jubiläum der Lebenshilfe Schwerin oder das Jubiläum des Landesförderinstituts Mecklenburg-Vorpommern gehören dazu.
Mit unseren kleinen Bühnen sind wir oft auf Sommerfesten an der Ostsee oder im Land unterwegs, aber auch in Lübeck, Hamburg und Bremen werden wir gebucht. Anzutreffen sind wir auch auf kulturellen Veranstaltungen, wie dem Sommernachtspicknick am Schloss oder dem Gourmet Garten in Schwerin.
Wie werden Kunden auf Ihr Angebot aufmerksam?
Über das Internet wird heutzutage viel gesucht, deshalb findet man uns da mit einer eigenen Homepage. Aber auch auf Facebook und in Mietportalen sind wir aktiv. Eine ausdrucksstarke Visitenkarte sowie Weiterempfehlungen von Kunden gehören natürlich auch dazu, um bekannt zu werden. Unsere Branche braucht aber auch viel Mundpropaganda. Und die setzt nur ein, wenn man immer sehr qualitativ hochwertige Arbeit abliefert. Leider gibt es in unserer Branche aber auch „schwarze Schafe“. Glücklicherweise spricht sich das schnell rum.
Sie haben Ihren Job von der Pike auf gelernt – sind eine Fachkraft für Veranstaltungstechnik. Warum haben Sie sich keinen Job gesucht, sondern den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt?
Ich war schon immer nicht so der „Arbeitnehmer-Typ“ und wollte gerne meine Ideen und Vorstellungen umsetzen. Das konnte ich als Angestellter nicht und musste das tun, was der Chef sagte. Und unter uns: Das war nicht unbedingt das Sinnvollste.
Ich bin vom Typ eher einer, der gerne Ideen umsetzt und nicht immer das Gleiche baut. Ich möchte dem Kunden nicht irgendwas anbieten, was er schon tausendmal gesehen hat, sondern ihm zeigen, was möglich ist. Dies ist natürlich in einer industrieschwachen Region wie Mecklenburg-Vorpommern nicht einfach.
Aber: In Mecklenburg-Vorpommern gibt es relativ wenige „richtige“ Veranstaltungstechnik-Firmen, dafür aber viele meist ungelernte nebenberufliche Dienstleister, die mit Billigangeboten die Kunden verunsichern und im schlimmsten Fall das Fest technisch schlecht begleiten. Abbrechende Mikrofon-Verbindungen, ausfallende Lichttechnik, zu leise Beschallung – alles das kann ein tolles Fest oder Jubiläum zum Reinfall werden lassen.
Ich möchte die Menschen in unserer Region mit neuen kreativen Ideen und Qualität als Fachfirma überzeugen. Bisher ist das immer gelungen, es gab nie Beschwerden. Im Gegenteil, eher viel Lob.
Wie erfolgreich sind Sie jetzt nach fast fünf Jahren bereits?
Die Firma ist Jahr für Jahr gewachsen, so dass momentan auch ein Umzug in größere Räumlichkeiten ansteht. Natürlich gab es auch schlechte Zeiten, wo man nicht mehr wusste wie man den nächsten Monat „überleben“ soll.
Rückblickend muss ich aber sagen: Das ist ganz normal in einer Selbstständigkeit. Es gibt immer Höhen und Tiefen, man darf sich nur nicht hängen lassen. Zudem ist es auch immer wieder wichtig, Kontakte zu pflegen und mit der Zeit zu gehen, damit man nicht den Anschluss verliert. So bin ich momentan relativ zufrieden mit der Entwicklung von JES. Nur der Bekanntheitsgrad der Firma muss sich noch mehr verbreiten.
Seit wann schreiben Sie schwarze Zahlen?
Es gibt immer gute Monate und dann wieder mal schlechte. Dadurch, dass Technik immer wieder erneuert werden muss, ist es immer ein Wettrennen mit den Einnahmen und Ausgaben. Wichtig ist, dabei den Überblick zu behalten, so dass immer noch genug bleibt, um ruhig schlafen zu können ;).
Als Unternehmer wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem haben Sie sich 2011 fit gemacht für die Selbstständigkeit?
In meiner Schulzeit, auf dem Gymnasium, gab es einen Wahlkurs „Jungunternehmer“, den ich damals besucht habe. Dadurch hatte ich schon mal einen Grundstein gelegt. Ich denke, dass mir auch viel durch meine Familie mitgegeben wurde, da mein Vater selbstständig ist. Dadurch hatte ich auch schon damals das Bedürfnis, mein eigener Chef zu werden.
Ehrlichkeitshalber muss ich aber auch sagen, dass meine Eltern von meinen Existenzgründungsplänen vor fünf Jahren nicht begeistert waren! Sie sagten aber auch: „Wenn du das wirklich willst und du dich damit identifizieren kannst, dann tu es mit all deiner Kraft.“
Und dann ging es los: Mit dem Steuerberater ein Konzept geschrieben, bei der Agentur für Arbeit die Förderung für den Gründungszuschuss beantragt und dann mit den entsprechenden Unterlagen das Hauptgewerbe angemeldet.
Sie brauchten schon für den Start viel Technik. Die ist wahrscheinlich nicht billig. Haben Sie weitere Fördermittel beantragt?
Ich habe mir schon seit der Ausbildung immer wieder Geld zurückgelegt und auch wichtige Technik nach und nach angeschafft. Dadurch hatte ich für den Start ein „Grundpaket“ zusammen. Um die Technik transportieren zu können musste ich damals meinen VW Polo verkaufen und habe mir dann einen VW Transporter T4 gekauft. Damals habe ich hauptsächlich mein Geld durch Technikeraufträge verdient.
Als dann ein bisschen mehr Geld da war, habe ich noch einen Kredit in der Familie aufgenommen und investierte einen fünfstelligen Betrag in eine von mir geplante Rundbogenbühne, die es bis dahin so auf dem Markt noch nicht gab.
Nach und nach kamen dann immer mehr Aufträge rein und das Rad begann sich zu drehen: Geld wurde eingenommen und auch wieder investiert, so dass ich am Anfang alles alleine finanzieren konnte. So wurde in den letzten fünf Jahren für Ton-, Licht-, Bühnentechnik und Lager/Logistik/Fuhrpark ein sechsstelliger Betrag in die Firma gesteckt.
Was für Hürden und Herausforderungen liegen schon hinter Ihnen und was lief besser als erwartet?
Die Herausforderung war in den ersten Jahren, die Wintermonate finanziell zu bewältigen. Im Winter gibt es kaum Aufträge für die Veranstaltungsbranche. Das ist ähnlich wie im Baugewerbe. Das Geld muss im Sommer verdient werden. Doch das wusste ich, war sparsam und ergatterte doch noch ein zwei gute Aufträge. Dadurch wurde auch diese Hürde gemeistert.
Wie in fast jeder Branche gibt es auch in meiner Branche Kunden, die ihre Rechnungen nicht sofort oder sogar gar nicht bezahlen. Man erinnert, hofft und bangt dann monatelang um sein Geld. In den ersten Jahren musste ich schon einiges an „Lehrgeld“ verbuchen. Aber wie heißt es immer so schön: Was einen nicht umbringt, macht einen nur härter. Mittlerweile hab ich daraus gelernt und bin vorsichtiger geworden. Neue Kunden müssen eine Anzahlung leisten oder sogar komplett in Vorkasse gehen. Zudem höre ich mich über neue Auftraggeber im Vorfeld um.
Wo sehen Sie in der nächsten Zeit Ihre größten Herausforderungen?
Durch die Verlagerung der Firma in Richtung Parchim und die Neukundengewinnung, kommen einige spannende Jahre auf mich zu. Zudem sind dann größere Lagerflächen verfügbar und ein Verkaufsraum für Veranstaltungs- und Installationstechnik soll entstehen. Dies kostet natürlich auch alles Geld. Leider ist es nicht immer einfach, den Kunden zu erklären, dass Qualität, Technik und Arbeitsleistung „Geld“ kosten. In unserer Branche arbeiten wir 365 Tage im Jahr, egal ob Feiertag oder Wochenende. Viele sehen nicht was noch dahinter steckt: trockene, beheizte Lagerräume für die Technik, Logistik für den Transport, Aufbau, Programmierung, Betreuung der Veranstaltung und dann wieder Abbau und die Technik wieder geprüft ins Lager einsortieren. Da kann ein Arbeitstag schnell mal 24 Stunden haben. Den Kunden dies zu vermitteln ist immer eine Herausforderung, weil viele denken: „Lautsprecher anschließen, Lampe aufstellen und anschalten, die Veranstaltung dauert vier Stunden, dann ist Feierabend!“
Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?
Momentan ist die Firma ganz gut aufgestellt. Neue Technik kommt immer mal wieder dazu und ist auch notwendig, um auf dem neuestem Stand zu bleiben. Geld für Investitionen muss dann natürlich irgendwie erwirtschaftet werden und benötigt man immer.
Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen?
Ich nutze Facebook, weil ich da sehr schnell viele Menschen erreichen kann. Facebook dient für mich als Plattform, um Bilder von Veranstaltungen und Neuerungen in der Firma schnell bekannt zu geben.
Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:
Selbstständig sein bedeutet für mich,… rund um die Uhr mit Leidenschaft und Freude zu arbeiten
Würde ich noch mal neu starten, dann… würde ich einige Sachen anders machen, zum Beispiel viel mehr Geld und Zeit in Marketing investieren.
Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… investiert sinnvoll, damit ihr lange Freude an den Anschaffungen habt.
Die Fragen stellte Grit Gehlen
Kontakt:
JES Veranstaltungsservice
Tel: 0172- 305 89 89
Mail: kontakt@jes-mv.de
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25.4.2016