Coworking, Netzwerken, Innovation und Nachhaltigkeit – Katharina Scheunemann hat in Sietow das HUB MUERITZ Coworking Space mit Café gegründet. Im Interview verrät die 46-Jährige ihre Gründe fürs Gründen.
Katharina, mit dem HUB MUERITZ hast du es dir zur Aufgabe gemacht, einen Pendlerhafen am Knotenpunkt zwischen Waren/Müritz, Malchow und Röbel zu erschaffen. Warum braucht die Seenplatte so einen Ort?
Die Digitalisierung von Arbeitsprozessen eröffnet uns neue Freiräume, von denen wir gemeinsam profitieren können, ob als Angestellte oder Arbeitgeber. Mit besten Effekten für die Region und das Klima.
Im HUB MUERITZ können sich Gründer und Selbstständige flexibel einen Platz oder ein ganzes Büro mieten. Hier finden die Leute einen Ort zum Austausch, eine Alternative zum Home-Office und täglichen Pendeln, einen zweiten Schreibtisch quasi als flexiblen Arbeitsplatz in einem wohnortnahen Coworking Space als Knotenpunkt in der Müritz-Region. Das ist auch mein Beitrag dafür, die Region zu stärken.
Für deinen Coworking Space hast du eine ehemalige Kita komplett renovieren lassen…
Für mich war es wichtig, Nachhaltigkeitsaspekte mit modernen Komponenten zu verbinden, mit einer Mischung aus alt und neu, die modernste technische Ausstattung trifft auf ausrangierte Möbel. Für die räumliche Gestaltung habe ich mit Gaby Roter aus Lörrach eine Raumkünstlerin gefunden, die das sehr treffend umsetzen konnte. Die Farbe türkis bietet einen Mix aus Natürlichkeit und Innovation. Türkis ist ja ein Farbton zwischen grün und blau, wobei grün beruhigend und blau lebhafter wirkt. Für mich die perfekte Kombination für einen innovativen Ort auf dem Land.
„Gründen benötigt ganz viel Mut und die Fähigkeit, auch mal gegen den Strom zu schwimmen.“
– Katharina Scheunemann, Gründerin
Wie der Name schon sagt, bildet das Coworking eine Säule deines Angebotes…
Genau. Im HUB stehen flexible und gut ausgestattete Räume für konzentriertes Arbeiten, kreative Meetings und diskrete Beratungsgespräche zur Verfügung. Im Coworking Café können sich die Leute vernetzen oder ihr kreatives Projekt zu Ende bringen.
Wir waren dieses Jahr erstmals beim Coworking Festival dabei, das waren schon spannende Tage. Des Weiteren haben wir Gründungsstammtische mit der Gründungswerft initiert, der nächste findet am 23. August um 18 Uhr statt. Der After Work-Feierabend jeden ersten Donnerstag im Monat lädt ebenfalls zum Vernetzen ein, der nächste Termin ist am 3. August.
Wie war es für dich, dich selbstständig zu machen?
Als ausgebildete Diplom-Kauffrau habe ich in unterschiedlichen Bereichen in Berlin und im Ausland gearbeitet. Ursprünglich komme ich aus Schwerin. Mein Mann kannte die Müritz-Region bereits. Wir haben uns hierher verliebt. Als wir vor einigen Jahren hierher gezogen sind, war ich zunächst freiberuflich tätig.
Einen passenden Coworking Space habe ich nicht gefunden, mir fehlte die Vernetzung, der regelmäßige Austausch mit Gleichgesinnten und die spontane Nutzung von Räumen zum Arbeiten.
Also beschloss ich, den Lehrstand der alten Kita in unserer Gemeinde zu nutzen. Dann hat es noch eine Weile gedauert, bis alles in Sack und Tüten war. Zwischenzeitlich nahm ich Kontakt zu verschiedenen Akteuren in der Region und überregional auf, z.B. zur Wirtschaftsförderung, zu Coworkland und dem Netzwerk Seenplatte.
Welche Schritte bei deiner Gründung haben dich noch begleitet?
Es war der typische Gründungslauf: Businessplan schreiben, die Finanzierungsplanung, für eine Rechtsform entscheiden und die Namenssuche.
Für die Namenswahl war klar, dass ich den Firmennamen vom Coworking Space entkoppeln würde, schon allein deshalb, weil es zukünftig weitere Geschäftsfelder geben wird. Und bei der Rechtsform entschied ich mich für die GmbH, die eine stabile Rechtsform darstellt, besonders auch vor dem Hintergrund, gegenüber Banken aufzutreten. Oft war ich froh, dass ich durch meine Ausbildung und die beruflichen Erfahrungen gut in die Umsetzung kam. Trotzdem gab es natürlich viele Hindernisse, vor allem bürokratische.
Welche Hürden hast du überwinden müssen?
Leider gab es keine LEADER-Mittel aufgrund der bestehenden Haushaltssperre für die Gemeinde. Für die Unternehmensfinanzierung einen geeigneten Partner zu finden, war nicht einfach. Wir sind jetzt aber sehr dankbar und froh mit unserer Wahl. Was wirklich viel Nerven gekostet hat, war die Auseinandersetzung mit dem Namen für den Standort. Wir hatten für die damalige Bezeichnung eine Wort-/Bildmarke nach rechtlicher Prüfung angemeldet. Leider meldete sich eine Firma aus dem Ruhrgebiet. Wir haben dann nach einigen Versuchen, sich zu einigen, entschieden, nicht weiter zu warten oder womöglich noch verklagt zu werden. Wir brauchten also einen neuen Namen, was wieder Kosten, eine Anmeldung usw. mit sich brachte. Es hilft auf jeden Fall, immer eine Marke anzumelden und das möglichst sechs Monate vor der ersten Öffentlichkeitsarbeit.
Welche Ideen und Pläne hast du für das HUB MUERITZ?
Ideen gibt es viele und da wir unmittelbar am Knotenpunkt Sietow liegen, ist “HUB” per se ja schon Programm. Geplant ist, dass wir weiter mit unserem Regionalregal und “Seenreich” zusammenarbeiten, das Café weiter ausbauen und andere Angebote schaffen, die an einem Knotenpunkt gebraucht werden.
Der Fokus liegt allerdings auf der Unterstützung mit flexiblen Raumangeboten für Selbstständige, Gründer und natürlich Pendler. Das HUB MUERITZ ist an diesem Standort ein idealer Hafen für Geschäftsreisende und vor allem für angestellte Pendler.
Außerdem kann ich mir gut vorstellen, dass hier demnächst verstärkt Angebote für Vitalität und Fitness im Alltag Platz haben werden.
Es gibt eine enge Zusammenarbeit mit dem Digitalen Innovationszentrum MV und anderen Coworking Space in der Seenplatte. Das wäre insgesamt eine tolle, neue Durchmischung und Inspiration für eigene neue Ideen.
Kontakt:
HUB MUERITZ
Neubaustraße 14 A
17209 Sietow
Ansprechpartnerin:
Katharina Scheunemann
Telefon: 039931 537060
E-Mail: moin@hubmueritz.de
Text/Fotos (4): VTM
