Die Gründungstätigkeit in Deutschland ist im Jahr 2022 auf 550.000 Existenzgründungen zurückgegangen.
Davon waren 222.000 Vollerwerbsgründungen (40 %), und 328.000 Nebenerwerbsgründungen.
Ein im Vergleich zum Vorjahr verringerter konjunktureller Impuls sowie ein doppelt so hoher negativer Arbeitsmarkteffekt haben zum Rückgang der Gründungstätigkeit beigetragen. Der Fachkräftemangel ist also auch für die Gründungstätigkeit eine schlechte Nachricht. Trotzdem ist der Anteil von Existenzgründungen aus Mangel an bessern Erwerbsalternativen 2022 im Jahresvergleich von 15 auf 24 % gestiegen.
Das Minus ist bei Vollerwerbsgründungen nur etwa halb so stark (- 6 %) wie bei Nebenerwerbsgründungen (-12 %). Bei jeder fünften Nebenerwerbsgründung besteht die Absicht die Selbstständigkeit zum Vollerwerb auszuweiten.
Insgesamt ist vor allem die Zahl der Gründerinnen gesunken, während sich die Zahl der Gründer kaum veränderte.
Für die Bestandsfestigkeit von Existenzgründungen leitet sich an den Daten des KfW-Gründungsmonitors die Faustregel ab, dass innerhalb von drei Geschäftsjahren etwa ein Drittel der Gründerinnen und Gründer ihre Existenzgründung wieder beendet haben. Nach 60 Monaten sind noch etwa 60 % der Existenzgründungen aktiv.
Mehr Gründungen aus Überzeugung
Erstmals seit mehreren Jahren ist der Anteil von Gründungen mangels besserer Erwerbsalternativen wieder deutlich auf 24 % gestiegen. Das ist allerdings zum Großteil auf Gründerinnen und Gründer zurückzuführen, die die Selbstständigkeit gegenüber einer Anstellung präferieren. Für sie erfolgte die Gründung somit weniger aus der Not heraus als aus Überzeugung. Hier könnte sich ein post-pandemisch gestiegener Wunsch vieler Menschen zur beruflichen Neuorientierung widerspiegeln.
Hoher Anteil von Sologründungen
Sologründungen sind Existenzgründungen, die von einer Person umgesetzt werden. Der Anteil von Sologründungen liegt 2022 bei 83 %. Ein Großteil der Sologründerinnen und -gründer sind auch soloselbstständig, haben also keine Beschäftigten (2022: 57 %).
Der Anteil von Teamgründungen liegt mit 17 % etwas stärker unter seinem langjährigen Durchschnitt von 21 %.
Der Arbeitgeberanteil unter den Existenzgründungen insgesamt ist von 21 auf 34 % im Jahr 2022 gestiegen. Angesichts der sehr guten Arbeitsmarktsituation und des Nachteils, den Gründungen gegenüber etablierten Unternehmen bei der Personalgewinnung haben, ist ein solcher Zuwachs unerwartet.
Existenzgründungen meist Dienstleistungen
Die Gründungstätigkeit zeigt 2022 sektoral sowohl typische Strukturen als auch Abweichungen davon. Typisch ist der hohe Dienstleistungsanteil mit 66 %.
Abweichungen von der typischen Struktur – zumindest der vergangenen Jahre – zeigen sich mit Blick auf den Handel und das produzierende Gewerbe. Der Anteil des Handels mit 15 % auf das coronabedingte Niveau von 2020 zurückgefallen. Offenbar führten 2022 die inflationsbedingten Auswirkungen zu ähnlich unattraktiven Bedingungen. Ein mit 19 % ungewöhnlich hoher Anteil von Gründungen im produzierenden Gewerbe, hier insbesondere im Baugewerbe, ist die zweite Auffälligkeit.
Digitales und Internet weiter wichtig
Nach dem deutlichen Anstieg digitaler und internetbasierter Geschäftsmodelle im Vorjahr bleiben ihre Anteile 2022 im langjährigen Vergleich hoch: Mit 29 % digitaler und 36 % internetbasierter Gründungen gibt es dennoch Steigerungspotenzial.
Gründungstätigkeit ist stark regional fokussiert
Existenzgründungen haben einen eher regionalen Fokus, das heißt ihre Kunden sind überwiegend ortsansässig oder wohnen in der jeweiligen Region. Im Jahr 2022 betraf dies 52 % aller Gründungen.
Ausblick 2023
Eine leicht gestiegene Planungsquote lässt eine stabile Gründungstätigkeit im Jahr 2023 erwarten. Das Makroumfeld bleibt allerdings herausfordernd.
2023-06-05