Andreas Beck

Irgendwann kannst du den Hoop mit allem Körperteilen spielen

Hooperella – eine Gründerin-Geschichte

Angefangen hatte diese Geschichte für die 44-jährige Mutter vor vielen Jahren mit einem seriösen, gesundheitlichen Problem – und mit dem Rat eines Orthopäden.

„Also ich habe selber mit dem Reifenspielen 2013 angefangen. Als mein Sohn damals ein Vierteljahr alt war hatte ich einen schweren Bandscheibenvorfall und sollte operiert werden, sollte eine steife Wirbelsäule kriegen“, erzählt mir Kristin an einem Freitagnachmittag im April 2022 auf dem Firmengelände vor der Stadt in mein Podcast-Gerät.

Der Orthopäde riet zu einer Spritzen-Therapie mit: „… ganz, ganz, ganz viel Sport. Und du musst mitmachen!“. Eine sehr willkommene Alternative zur Invalidität – wenn auch in der Situation „mit tauben Armen und tauben Beinen“ schwer vollstellbar. Und dann sollte es auch noch Bauchtanz sein.

„Und da habe ich fürchterlich mit der Stirn gerunzelt und hab die Augen verdreht.“

Kristin Rein, Gründerin von Hooperella

Bei ihrer Recherche fand Kristin im Programm einer Reha-Klinik das Angebot eines Hula-Hoop-Kurses. Ein Schlüsselmoment, wie sich schnell bei weiterer Online-Recherche herausstellte. Im Podcast auf gruender-mv.de ist er sehr plastisch beschrieben und gipfelte in den Entschluss: „Ok, wenn das jetzt hilft: Das will ich auch können! Das will ich lernen!“

Und damit kam das Produkt ins Spiel. Das erstbeste aus dem Internet 2013. „Das hat natürlich nur so semi-gut funktioniert. Der ist anfänglich nur runtergefallen.“ Mit den ersten Erfolgserlebnissen beim Reifen-Spielen nach ein paar Wochen, wurden auch die Schmerzen etwas weniger. Und es machte „auch noch Spaß und fühlte sich gar nicht so sehr nach Sport an!“

Seit neun Jahren eine Leidenschaft

Aus der Notwendigkeit der sportlichen Bewegung wurde eine Leidenschaft für den Hula-Hoop-Sport mit auch gesundheitlichem Erfolg. Diese Leidenschaft strahlte aus, auf Freunde und Bekannte, denn die neu erlernten Bewegungen und Tricks wollten gesehen werden. Nur – die Geräte, die es damals zu kaufen gab, entsprachen nicht Kristins Ansprüchen an das Sportgerät. Die ersten Versuche selber Reifen zu bauen, starteten mit Rohr aus dem Sanitärhandel und Heißluftpistole im häuslichen Werkstattbereich. Es entstanden Hoops mit verschiedenen Gewichten und Größen, die irgendwann besser funktionierten als die aus dem Handel. Zuerst ging es nur um den eigenen Bedarf, allerdings fielen dies Reifen auch auf.

„Die sind aber schön! … Und dann gab das so eine kleine Kettenreaktion.“

Kristin Rein, Gründerin von Hooperella

So entstand ein kleines Einzelunternehmen mit der Produktion und mit Kursen. Ich habe Kristin Rein zum ersten Mal als Gast einer Lesebühnenvorstellung in Schwerin getroffen und war beeindruckt. Nicht nur von ihren sportlichen Entertainment-Fähigkeiten, auch von ihrer Begeisterung, diese Interessierten nahezubringen.

„Die Freude, bei den Leuten zu sehen, wenn sie selber plötzlich diesen Reifen gehalten kriegen, die ersten Tricks lernen mit den Teilen! Das weiterzugeben und das auch gespiegelt zu bekommen, wie schön das ist! Wie überrascht sie sind oder wie vielseitig der Sport oder dieser Tanz sein kann, das ist für mich eigentlich das Schönste daran“, sagt die Hula-Hoop-Sportlerin mit viel Leidenschaft.

Heute käme dazu, in der glücklichen Lage zu sein, auch passende Geräte dazu anfertigen und weitergeben zu können, Training mit den Qualitätsansprüchen entsprechenden Geräten anbieten zu können. „Du merkst halt, wenn die Leute den richtigen Reifen in der Hand haben, in der richtigen Größe, der richtigen Rohrstärke, mit den richtigen Tapes drauf, und du ihnen dann noch ein bisschen Technik mitgibst, dass wir eine 100-Prozent-Quote haben.“ Es sei noch keiner aus den Kursen gegangen, der es gar nicht hinbekommen hätte. Das Sportgerät lässt sich übrigens überallhin mitnehmen – es lässt sich auf die Hälfte des Durchmessers verkleinern. Möglich macht die Travel-Funktion ein Federknopf im Hoop. Standard bei der Produktion.

Wenn du liebst, was du tust

Es sei gefühlt immer das eine aus dem anderen entstanden, beschreibt die Unternehmerin ihren Geschäftsaufbau. Eine geplante Strategie stand nie dahinter. Aus der Leidenschaft für den selbstgewählten Arbeitsbereich wurde Liebe, die auch in einer zwischenzeitigen, fünfjährigen Zeit des Angestelltsein nie abebbte. Heute arbeitet ein festes Team von drei Leuten in der Produktion der Sportgeräte – mit immer mal wieder „Hilfe von außen“. Zum Beispiel beim Online-Shop: eine wichtige Beratungs- und Akquise-Anlaufstelle für neue Kunden und interessierte Anfänger und Fortgeschrittene (hooperella.com). Immerhin ist jeder Hoop individuell für einen Kunden gefertigt und Besteller können auch über das Design entscheiden – und werden auch damit nicht allein gelassen.

Viel zu tun sei auch in der Kommunikation mit Kunden, Zulieferern und Partnern in der Entwicklung neuer Reifen, in der Verwaltungsarbeit im Büro. Die Büroarbeit sei der einzige Bereich, der Ihr nicht unbedingt nur Spaß mache, sagt die Unternehmerin. Seite einem Jahr etwa hat das Unternehmen eine neue Heimstatt. Es gibt neben den Räumen der Produktion eine kleine Halle für die Kurse auf dem eigenen Gelände der „Hooperella – Klemkow und Rein GbR“ von Kristin Rein und ihrem Lebenspartner Martin Klemkow, am Rande der Stadt, wo die schützenswerte Natur anfängt.

Eine kleine Vorführung des Hula-Hoop-Sports bekomme ich noch zu Gesicht bei der Besichtigung der Halle, begleitet mit den Worten: „Irgendwann kannst du den Hoop mit allem Körperteilen spielen. Sogar mit der Nase.“ Da muss man dann wohl schon ein bisschen zaubern können – wie die Hooperella.

Das Startup Hopperella
Gründerin:Kristin Rein
Adresse:Lange Badlow 7
19061 Schwerin
Telefon: +49 172 1543177
Mail:info@hooperella.com
Web: www.hooperella.com

Autor: Andreas Beck

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