High-Tech im Stall, KI auf dem Acker: Digitalisierung sichert Zukunft der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft hat besonders in der heutigen Zeit mit vielen Problemen zu kämpfen. Vor allem der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat die globale Ernährungssicherheit in den Fokus gerückt. Aber auch zunehmende Hitze und Trockenheit im Zuge des Klimawandels steigern die Sorge um künftige Erträge der Landwirtschaft.

Nicht nur für die Höfe in Deutschland stellt sich die Frage, wie sie ihre Produktion effizienter gestalten und gleichzeitig Umwelt und Klima schützen können.
Die Digitalisierung kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten, wie eine aktuelle repräsentative Befragung unter 500 Landwirtinnen und Landwirten in Deutschland zeigt. So stimmen 92 % der Aussage zu, dass digitale Technologien helfen, Dünger, Pflanzenschutzmittel und andere Ressourcen einzusparen. 81 % sind überzeugt: Die Digitalisierung ermöglicht eine umweltschonendere landwirtschaftliche Produktion. Fast zwei Drittel (63 %) betonen, dass die Höfe mit Hilfe der Digitalisierung langfristig ihre Kosten senken können. Auch eine Steigerung des Tierwohls ist für 62 % ein wichtiger Aspekt der Digitalisierung.
Die Befragung wurde im März 2022 durchgeführt und die Ergebnisse von Bitkom und der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) vorgestellt.

Wie Digitalisierung in der Agrarwirtschaft hilft, ist schon heute sichtbar

Insgesamt nutzen 79 % der Betriebe digitale Technologien oder Verfahren. Am weitesten verbreitet sind GPS-gesteuerte Landmaschinen, mit denen große Felder sehr effizient bestellt werden können und die schon auf mehr als der Hälfte aller deutschen Höfe eingesetzt werden (58 %). 39 % arbeiten mit Agrar-Apps, die etwa den Pflanzenbau dokumentieren oder Echtzeitanalysen von Feldern erstellen können. Ebenfalls ein Drittel (32 %) hat Systeme zum Farm- oder Herdenmanagement im Einsatz und ein Viertel (24 %) intelligente Fütterungssysteme, die zum Teil das Futter für einzelne Tiere so zusammenstellen können, dass diese weniger klimaschädliches Methan ausstoßen.
Besonders großes Potenzial liegt in Anwendungen für die teilflächenspezifische Ausbringung von Dünger (30 %) und Pflanzenschutzmitteln (23 %): So werten etwa Algorithmen Satellitenbilder von Feldern aus, erstellen Ernteprognosen und berechnen den spezifischen Düngeraufwand, damit die Nährstoffe bei der Pflanze und nicht im Grundwasser ankommen. In anderen Fällen analysieren Sensoren oder Künstliche Intelligenz Pflanzen auf dem Feld und können Unkraut von Nutzpflanzen unterscheiden. Eine großflächige Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln ist damit nicht mehr nötig.
Fast jeder fünfte Betrieb (19 %) lässt bereits Drohnen fliegen. Sie helfen z.B. bei der Erkennung des Pflanzenzustandes oder entdecken vor der Ernte Wildtiere im Feld und bewahren sie damit vor dem Tod. Schon jeder siebte Betrieb (14 %) hat Künstliche Intelligenz oder die Verarbeitung großer Daten – Big Data – im Einsatz.

Zwei von drei Betrieben in Deutschland direkt vom Klimawandel betroffen

Der Druck, den insbesondere der Klimawandel auf die landwirtschaftlichen Betriebe ausübt, ist hoch: Zwei Drittel (67 %) sehen ihren Hof direkt vom Klimawandel betroffen. Ebenso viele (67 %) empfinden zugleich die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen als Herausforderung.
Die Digitalisierung empfindet die Hälfte (51 %) als Herausforderung. 41 % haben Probleme, Mitarbeitende mit digitalem Fachwissen zu finden. Insgesamt sehen jedoch mehr als drei Viertel der Betriebe (78 %) die Digitalisierung als Chance für sich – 2020 waren es noch 73 % und im Jahr 2016 lediglich 66 %. 14 % halten die Digitalisierung aktuell jedoch für ein Risiko. Nur 7 % sehen keinerlei Einfluss der Digitalisierung auf ihren Betrieb.
Immerhin fast jeder sechste Hof (17 %) hat fest geplant, in den kommenden 12 Monaten in digitale Technologien und Anwendungen zu investieren. Weitere 43 % diskutieren noch darüber, 39 % schließen dies aus.

Unter den Vorteilen, die die Befragten in der Digitalisierung sehen, rangieren solche ganz oben, die den Landwirtinnen und Landwirten persönlich helfen: 64 % loben vor allem die dadurch erzielte Zeitersparnis, 63 % die körperliche Entlastung. 47 % profitieren von einer flexibleren Arbeitsorganisation und 3 von 10 von einer insgesamt besseren Work-Life-Balance dank Digitalisierung. 44 % betonen auch, der Beruf werde durch die Digitalisierung insgesamt attraktiver gemacht.

Ein Großteil der landwirtschaftlichen Betriebe (87 %) ist unter bestimmten Voraussetzungen dazu bereit, Daten aus der landwirtschaftlichen Produktion mit anderen zu teilen. Etwa wenn sich dafür bürokratischer Aufwand reduzieren ließe (70 %), Schäden an Betriebsmitteln frühzeitig erkannt und behoben werden könnten (57 %) oder wenn sich durch die so geschaffene Transparenz höhere Preise erzielen ließen (56 %).
Ein Drittel würde mit den eigenen Betriebsdaten wissenschaftliche Forschungsprojekte zu Gunsten der Landwirtschaft unterstützen (36 %). 13 % der Befragten wollen ihre erhobenen Daten allerdings unter keinen Umständen zur Verfügung stellen. Nur 1 % würde dies bedingungslos und uneingeschränkt tun.

Mehr als jeder zweite Betrieb (56 %) wünscht sich von der Politik allerdings den Aufbau einer zentralen Agrarplattform für das eigene Datenmanagement. 95 % sprechen sich auch für einen anwenderfreundlichen und kostenlosen Zugang zu Geo-, Betriebsmittel- und Wetterdaten aus. Zu den wichtigsten politischen Maßnahmen aus Sicht der Landwirtinnen und Landwirte in Deutschland zählen zudem ein besserer Mobilfunk- und Breitbandausbau im ländlichen Raum (96 %) sowie Fördergelder für digitale Anschaffungen (80 %).

Präsentation zur Bitkom-Umfrage: Die Digitalisierung der Landwirtschaft

Quelle: Bitkom

2022-05-19

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