Die anhaltende Corona-Situation hat in vielen Berufen virtuelle Arbeits- und Führungsstrukturen etabliert und es ist zu erwarten, dass sich diese dauerhaft festigen. Im Zuge des Projekts „Digital Leadership & Health“ befragten Forscherinnen und Forscher der Professur für Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie in einer repräsentativen Erhebung bundesweit mehr als 3.600 Beschäftigte, darunter 1.300 Führungskräfte, unterschiedlicher Branchen nach ihren Erfahrungen im Homeoffice und den damit einhergehenden Arbeitsbedingungen.
Im Fokus standen die Auswirkungen von Remote Work auf die Mitarbeiterführung, neue Gestaltungsspielräume für Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und der Grad an Zufriedenheit, Gesundheit und Engagement am Arbeitsplatz.
Entlang sieben zentraler Fragestellungen versuchten Prof. Dr. Jörg Felfe, Prof. Dr. Sven Hauff, Dr. Annika Krick von der HSU und Prof. Dr. Karl-Heinz Renner von der Bundeswehruniversität München ein umfassendes Bild des Arbeitsalltages von Beschäftigten und Führungskräften zu zeichnen und deren Wünsche für die Weiterentwicklung der Arbeitswelt zu erfassen. Die Befragungen erfolgten in drei Wellen, von April bis September 2021. Sie förderten überraschende Ergebnisse zutage:
Wunsch nach Teilzeit-Homeoffice
Auf die Frage, wieviel Homeoffice sich Mitarbeitende und Führungskräfte in Zukunft wünschten, gab etwa mehr als die Hälfte aller Befragten einen mittleren Homeoffice-Umfang von zwei bis drei Tagen pro Woche als ideal an. Circa 21,4 Prozent wünschen sich, überwiegend oder gar vollständig im Homeoffice zu arbeiten. 27,6 Prozent sähen es lieber, weiterhin wenig oder gar nicht von zu Hause zu arbeiten. Auch bei den befragten Führungskräften ist man tendenziell um die Goldene Mitte bemüht: Die deutliche Mehrheit (59,7 Prozent) sieht zwei bis drei Tage pro Woche als ideal an. Der Anteil derer, die selbst überwiegend oder vollständig im Homeoffice arbeiten wollen, ist übrigens nur um 4 Prozentpunkte geringer als unter den Mitarbeitenden.
Die Motive der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen
Worin liegt der Grund für die breite Zustimmung zum Homeoffice in diesem moderaten Ausmaß? Die Studie deutet darauf hin, dass ein erweiterter Handlungsspielraum das zentrale Motiv sein könnte: 67,5 Prozent der Befragten im Homeoffice gaben an, dass ihre Arbeit es ihnen ermögliche, Initiative zu zeigen und nach eigenem Ermessen zu handeln. Bei den Beschäftigten, die nicht im Homeoffice arbeiteten, fiel der Anteil mit 54,8 Prozent deutlich geringer aus.
Hinzukommt die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben, die von 70 Prozent der Befragten im Homeoffice als besser eingeschätzt wird. Allerdings sehen sich Mitarbeitende im Homeoffice mit höheren Anforderungen bezüglich der Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeiten konfrontiert. Immerhin 26 Prozent derjenigen, die im Homeoffice tätig sind, geben an, auch außerhalb der regulären Arbeitszeiten kontaktiert zu werden.
Darüber hinaus berichten die Befragten, dass im Homeoffice weniger Unterbrechungen durch andere stattfänden. Unter den Beschäftigten im Homeoffice fühlten sich lediglich 18,6 Prozent von anderen gestört. Im Gegensatz dazu liegt der Anteil bei der Arbeit im Büro mit 37,4 Prozent deutlich höher.
Die Bedenken der Mitarbeitenden
Demgegenüber berichten Mitarbeitende im Homeoffice von einer deutlich stärker wahrgenommenen Isolation als im Büro. Immerhin 32,9 Prozent der Befragten geben an, sich im Homeoffice isoliert zu fühlen, jedoch nur 15,2 Prozent der im Büro Beschäftigten. 55,2 Prozent der Befragten beklagen den direkten Kontakt mit Kollegeninnen und Kollegen zu vermissen. Auch physische Arbeitsplatzbedingungen wie Ergonomie und ausreichend Platz werden zu Hause schlechter beurteilt. Im Büro liegt der Anteil positiver Bewertungen der Arbeitsplatzbedingungen bei 71 Prozent, während er im Homeoffice nur 47,1 beträgt. Im Homeoffice wird zudem die Kommunikation etwas komplizierter und umständlicher wahrgenommen als im Büro. Der Anteil der Beschäftigten, die sich durch komplizierte und umständliche Kommunikation beeinträchtigt sehen, liegt bei 20,4 Prozent. Im Büro ist der Anteil mit 13,1% deutlich niedriger.
Das Projekt „Digital Leadership & Health“ wird durch dtec.bw – Zentrum für Digitalisierungs- und Technologieforschung der Bundeswehr gefördert.
Das dtec.bw ist ein von den Universitäten der Bundeswehr Hamburg und München gemeinsam getragenes wissenschaftliches Zentrum und Bestandteil des Konjunkturprogramms der Bundesregierung zur Überwindung der COVID-19-Krise.
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Quelle: Helmut-Schmidt-Universität, Universität der Bundeswehr Hamburg