Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Oktober 2021

Die Wirtschaftsforschungsinstitute der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose haben ihr Herbstgutachten 2021 vorgestellt.

Die Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose erwartet im Jahresdurchschnitt 2021 einen Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,4 % und im kommenden Jahr um 4,8 %. Für das Jahr 2023 wird mit einer Normalisierung in Form einer Zunahme um 1,9 % gerechnet.
Die Prognose für das laufende Jahr wird damit gegenüber der Frühjahrsprognose, die noch von einem Wirtschaftswachstum von 3,7 % ausgegangen ist, deutlich nach unten korrigiert. Im kommenden Jahr soll die Wirtschaft nun jedoch stärker wachsen als im Frühjahr angenommen, die Prognose für 2022 liegt mit 4,8 % deutlich über den zunächst prognostizierten 3,9 %.

Weitere Kernaussagen:
  • Die nach wie vor bestehenden Lieferengpässen bei Vorprodukten und Rohstoffen führen zu Produktionsbeschränkungen in der deutschen Industrie. Der industrielle Ausstoß ging im August kräftig zurück und die Industriekonjunktur dürfte auch in den kommenden Monaten gedämpft verlaufen. Die Dienstleistungsbereiche setzen derweil ihre Erholung fort und das Geschäftsklima verbesserte sich hier wieder. Im weiteren Ausblick dürfte die wirtschaftliche Entwicklung im vierten Quartal seitwärts verlaufen.
  • Die Produktion in der Industrie ist im August gegenüber dem Vormonat um 4,7 % gesunken. Die gewichtigen Bereiche Automobilindustrie und Maschinenbau fuhren ihren Ausstoß kräftig zurück. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe gingen ebenfalls stark zurück, überstiegen aber nach wie vor ihr Niveau von vor der Krise und von Anfang dieses Jahres noch beachtlich. Der Ausblick für die Industriekonjunktur hat sich somit etwas eingetrübt, bleibt aber verhalten optimistisch.
  • Die Umsätze im Einzelhandel erhöhten sich im August wieder leicht und übertrafen ihr Vorkrisenniveau vom Februar 2020 spürbar.
  • Die Inflationsrate liegt mit 4,1 % auf einem hohen Niveau, sie nahm von August auf September saisonbereinigt nicht weiter zu. Schon seit Jahresbeginn ist die Inflationsrate aufgrund von Sonderfaktoren deutlich erhöht. Zu Beginn des Jahres 2022 dürfte sich die Inflationsrate nach Auslaufen der Sondereffekte jedoch wieder spürbar verringern.
  • Auf dem Arbeitsmarkt setzte sich die beachtliche Erholung der letzten Monate im Zuge einer starken Herbstbelebung weiter fort. Erneut hat sich die Arbeitslosigkeit im September saisonbereinigt spürbar reduziert und auch die Erwerbstätigkeit entwickelte sich im August saisonbereinigt abermals günstig. Die Kurzarbeit sank im Juli unter 1 Mio. Personen und dürfte im August weiter fallen.
  • Im ersten Halbjahr 2021 verzeichneten die deutschen Amtsgerichte 17,7 % weniger Anträge als im 1. Halbjahr 2020. Auch im Juli 2021 stagnierten die Unternehmensinsolvenzen in etwa auf Vormonatsniveau (1200, +0,3%). Für September meldete das StBA einen Anstieg der beantragten Regelinsolvenzen von 8% gegenüber dem Vormonat bzw. 25 % gegenüber dem Vorjahresmonat, in dem die Antragspflicht allerdings vollumfänglich ausgesetzt war. Ein deutlicher Anstieg in den kommenden Monaten ist nach allgemeiner Einschätzung aktuell nicht zu erwarten.

Langfassung des Gutachtens

2021-10-21

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