Kein Einbruch bei Nachfolgern

Vorstellung des Nachfolgemonitors 2021 zeigt Trends bei Unternehmensnachfolgen 2020 im Mittelstand

Die deutsche Volkswirtschaft konnte sich den verheerenden Auswirkungen der Pandemie nicht entziehen. Nachdem die hiesige Wirtschaftsleistung zehn Jahre ununterbrochen expandiert war – zwischen 2010 und 2019 durchschnittlich um 1,9 Prozent – schrumpfte sie 2020 um 4,8 Prozent. Unterbrechungen der Lieferketten resultierten in einer erheblichen Beeinträchtigung der Wirtschaftsaktivität im Verarbeitenden Gewerbe, während gesundheitspolitische Einschränkungen zu einem starken Rückgang im stationären Handel, beim Hotel- und Gaststättengewerbe sowie anderen kontaktintensiven Dienstleistungen führten.

Die Anteile sind ausgesprochen stabil über die Zeit, dennoch bestehen regionale Unterschiede. Der Saldo der Wanderungen von Übernehmern im Verhältnis zu allen Übernehmern aus einem Bundesland ist auffällig für Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. In Brandenburg etwa gab es 2020 33 Übernehmer, von denen 23 ein Unternehmen aus Brandenburg übernommen haben. Sieben haben ein Unternehmen aus Berlin übernommen, zwei eines aus Mecklenburg-Vorpommern und einer eines aus Sachsen-Anhalt. Damit sind zehn Übernehmer abgewan-
dert. Einer ist aus Berlin hinzugekommen. So ergibt sich ein Saldo von -27 Prozent. Die hohen Zahlen sind hier also mit der Nähe von Berlin und Brandenburg zu erklären.

Der Saldo der Wanderung von Übernehmenden nach Bundesland als Anteil der Übernehmenden aus einem Bundesland 2020 lag in MV hingegen bei +28 Prozent.

In solch turbulenten Zeiten fungieren die Bürgschaftsbanken als stabilisierendes Element, gerade auch im Nachfolgegeschehen. Dies belegen die Ergebnisse der dritten Auflage des Nachfolgemonitors für das von der Corona-Pandemie geprägte Jahr 2020. Die Daten für das abgelaufene Geschäftsjahr lassen auf den ersten Blick keinen pandemiebedingten Einbruch bei den Unternehmensnachfolgen erkennen. „So können die Bürgschaftsbanken in Deutschland im Rahmen der Unternehmensnachfolge als ein wichtiger Baustein der Finanzierung für einen in der Volkswirtschaft eminent bedeutsamen Prozess angesehen werden: als Stabilitätsanker für die Unterstützung der Unternehmenslandschaft in Deutschland. Schließlich trägt der Erhalt von unternehmerischen Potenzialen zur Wirtschaftskraft und zum Erhalt von Arbeitsplätzen ganzer Regionen und so zu deren Wettbewerbsfähigkeit bei“, erläutert Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG.

In Mecklenburg-Vorpommern gab es über die Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern GmbH insgesamt 39 Existenzgründungen, die auf Unternehmensnachfolgen zurückzuführen sind. Für die Finanzierung wurden Bürgschaften im Gesamtwert von fast 14 Millionen Euro bewilligt, knapp vier Millionen Euro mehr als in 2019. Im Vergleich zu Deutschland weist das Bundesland einen Anteil von zwei Prozent der zugesagten Bürgschaften bei Unternehmensnachfolgen auf und liegt damit auf Platz zehn der insgesamt 16 Bürgschaftsbanken in Deutschland.

Demografischer Wandel setzt sich fort

„Auch wenn die Corona-Krise die öffentliche Aufmerksamkeit nach wie vor sehr stark auf sich zieht, heißt das nicht, dass die anderen Themen, die für die Unternehmensnachfolge von Relevanz sind, vom Tisch wären. Ganz im Gegenteil – der demografische Wandel setzt sich fort und verändert sukzessive und unaufhörlich die Altersstruktur der deutschen Unternehmerinnen und Unternehmer“, so der wissenschaftliche Leiter der Studie, Prof. Dr. Holger Wassermann von der FOM Hochschule.

Studie mit tatsächlich realisierten Transaktionen

„Statt mit Hochrechnungen, Schätzungen und Umfragedaten können mit real begleiteten Nachfolgefinanzierungen der Bürgschaftsbanken und den Daten von der Creditreform Rating AG Aussagen zu tatsächlich realisierten Transaktionen getroffen werden. Dies liefert wertvolle Anhaltspunkte für die Entwicklung und die Charakteristika des Unternehmensnachfolgegeschehens in Deutschland“, betont Guy Selbherr, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB).

Diese und viele weitere interessante Ergebnisse zeigt der dritte Nachfolgemonitor, den der VDB, die Creditreform Rating AG und die FOM Hochschule für Oekonomie & Management gemeinsam erstellt und am 25. Juni 2021 veröffentlicht haben. Für den Nachfolgemonitor wurden insgesamt rund 8.000 Übernahmen aus den Jahren 2013 bis 2020 untersucht.

Die Studie kann auf folgender Website heruntergeladen werden: www.nachfolgemonitor.de

Ralph Schipke | Nach aktuellen Schätzungen der Kammern werden sich bis 2025 landesweit rund 12.000 Unternehmen der Herausforderung einer Unternehmensnachfolgelösung stellen müssen.
Nach aktuellen Schätzungen der Kammern werden sich bis 2025 landesweit rund 12.000 Unternehmen der Herausforderung einer Unternehmensnachfolge-lösung stellen müssen. Foto: Ralph Schipke

Quelle: Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern   

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