Ralph Schipke

MINT-Frühjahrsreport 2021

Der aktuelle MINT-Frühjahrsreport wurde am 28.05.2021 veröffentlicht. Ein Fazit: Die so genannte MINT-Lücke öffnet sich wieder, besonders stark in den akademischen Berufen.

Der von der Corona-Pandemie verursachte konjunkturelle Einbruch, der sich auch auf die Nachfrage nach MINT-Fachkräften auswirkte, ist demnach überwunden.
Die so genannte MINT-Lücke öffnet sich wieder. So lagen im April 2021 in den MINT-Berufen insgesamt rund 359.900 zu besetzende Stellen vor. Gleichzeitig waren bundesweit 228.500 Personen arbeitslos gemeldet, die gerne einem MINT-Erwerbsberuf nachgehen würden.

Zentrale Ergebnisse des MINT-Frühjahrsreports:
  • Der Bedarf an MINT-Arbeitskräften steigt wieder
    Die Auswirkungen der Corona-Einschränkungen seit März 2020 sind ein Jahr später fast wieder kompensiert: Zwischen März und September 2020 sank die Nachfrage nach MINT-Fachkräften und damit die MINT-Fachkräftelücke auf 49 % des langjährigen Durchschnittwertes. Im April 2021 ist dieser Wert wieder auf 69% gestiegen, im akademischen Bereich sogar auf 91 %. Insgesamt fehlen im April 2021 rund 141.500 Arbeitskräfte in den MINT-Berufen. Für die Unternehmen haben mit Blick auf die kommenden fünf Jahren die Fachkräftesicherung (67,8 %), die Digitalisierung (65,4 %) und die Energiewende (37,3 %) einen hohen Stellenwert.
  • Die demografisch bedingte MINT-Fachkräftelücke wird größer
    Der „demografische Ersatzbedarf“ steigt in den kommenden Jahren beträchtlich und wird nicht gedeckt. Zwei Drittel des akademischen Nachwuchses werden allein für den Ersatzbedarf gebraucht, das jährliche Neuangebot an beruflich Qualifizierten wird bereits den Ersatzbedarf bei weitem nicht decken.
  • Die Digitalisierung erhöht den Bedarf an IT-Experten und IT-Fachkräften
    Insgesamt erwarten 40 Prozent der Unternehmen einen steigenden Bedarf an IT-Experten und 54 Prozent an IT-Fachkräften. Bei Unternehmen mit einem sehr großen Stellenwert in der Digitalisierung erwarten dies sogar 69 Prozent bei IT-Experten und 75 Prozent bei IT-Fachkräften.
  • Der Klimaschutz erhöht den Bedarf an MINT-Kräften
    Für die Entwicklung klimafreundlicher Technologien und Produkte erwarten 32 Prozent der Unternehmen einen zusätzlichen Bedarf an IT-Experten, 19 Prozent einen zusätzlichen Bedarf an Ingenieuren und Umweltingenieuren und 15 Prozent einen steigenden Bedarf an sonstigen MINT-Experten. Bei den großen Unternehmen sind es sogar 63 Prozent bei IT-Experten, 43 Prozent bei Ingenieuren/Umweltingenieuren bzw. 32 Prozent bei sonstigen MINT-Experten.
  • Die Pandemie verringert das Angebot an MINT-Nachwuchskräften
    Empirische Studien zeigen, dass in der Pandemie an den Schulen Lernverluste in MINT-Fächern eingetreten sind. Dies könnte in den MINT-Fächern zu einem Rückschritt auf das Kompetenzniveau des Jahres 2000 (PISA-Schock) bedeuten. Weiterhin ist pandemiebedingt mit negativen Effekten auf die Berufs- und Studienwahl für MINT bei Mädchen und jungen Frauen zu rechnen. Auch ist eine eher höhere Abbrecherquote bei MINT-Studierenden zu erwarten und es gibt weniger MINT-Studierende, die aus dem Ausland nach Deutschland zum Studium zuwandern.

Zum MINT-Bericht 2021

Quelle und mehr: Institut der Deutschen Wirtschaft (IW Köln)

Der MINT-Bericht wird vom Institut der Deutschen Wirtschaft halbjährlich im Auftrag von Gesamtmetall, BDA, BDI und der Nationalen Initiative “MINT Zukunft schaffen” erstellt. Er enthält alle aktuellen Entwicklungen und Analysen zu Angebot und Nachfrage auf dem MINT-Arbeitsmarkt sowie Kennzahlen zur MINT-Bildung.

2021-05-31

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