Die dritte Corona-Welle hat vielerorts Verschärfungen des Lockdowns erfordert und bis zu einer Immunisierung der breiten Bevölkerung ist es noch ein langer Weg. Andererseits erholt sich die Weltwirtschaft spürbar, angetrieben von den Schwergewichten USA und China.
In diesem von widersprüchlichen Signalen geprägten Umfeld ist das Geschäftsklima der mittelständischen Unternehmen gestiegen.
Beide Klimakomponenten tragen zu dem jüngsten Anstieg bei:
- Die Urteile der Mittelständler zur Geschäftslage klettern um 1,3 Zähler. Allerdings verharren sie mit – 4,2 Saldenpunkten weiter unterhalb des historischen Durchschnitts, was angesichts der fortbestehenden Einschränkungen besonders bei den Dienstleistungen verständlich ist.
- Die Geschäftserwartungen verbessern sich um 1,7 Zähler und erreichen mit 3,3 Saldenpunkten den höchsten Stand seit zwei Jahren.
Offenbar setzen immer mehr Unternehmen auf eine erfolgreiche Eindämmung der Pandemie und einen Aufschwung im späteren Jahresverlauf.
Auch in den Großunternehmen zieht die Stimmung im April weiter an, diesmal allerdings allein getrieben von deutlich besseren Urteilen zur aktuellen Geschäftslage. Diese steigen um 6,8 Zähler auf 4,8 Saldenpunkte und übertreffen damit erstmals seit Juni 2019 wieder die Nulllinie. Demgegenüber geben die Erwartungen der Großunternehmen um fast ebenso deutliche 6,2 Zähler auf jetzt 13,9 Saldenpunkte nach.
Dass die Großunternehmen im Unterschied zum Mittelstand derzeit mehrheitlich positiv gestimmt sind, verdanken sie ihrer ausgeprägteren Orientierung auf die internationalen Märkte. Dadurch profitieren sie nun besonders vom Aufschwung der Weltwirtschaft. Sichtbar wird das vor allem im exportstarken Verarbeitenden Gewerbe, aber auch bei den Großhandelsunternehmen.
Gemischte Signale aus den Binnenbranchen
In den Binnenbrachen sind die Stimmungssignale im April gemischt. Erfreulich ist die anhaltende Aufhellung des Geschäftsklimas im Einzelhandel trotz fortbestehender Einschränkungen, wenngleich die Indikatoren in beiden Größenklassen weiterhin merklich unter der Nulllinie bleiben.
Auf ohnehin unterdurchschnittlichem Niveau rückläufig ist die Stimmung hingegen bei den Dienstleistungen. Dabei haben die kleinen und mittleren Dienstleistungsunternehmen sowohl die größte Abwärtskorrektur unter allen Branchen als auch das niedrigste Klimaniveau.
In dieses Segment fällt das Gros kontaktintensiver Dienstleistungsangebote aus Kultur, Unterhaltung, Gastgewerbe und den persönlichen Dienstleistungen, die ebenso wie der Einzelhandel den pandemiebedingten Einschränkungen unterliegen.
Im Bauhauptgewerbe, das ähnlich wie die Industrie über Engpässe bei Vorleistungsgütern klagt, geht die Stimmung im April ebenfalls nach unten.
Eindämmung der Pandemie notwendig für Aufschwung
Der neuerliche Stimmungsanstieg in der deutschen Wirtschaft, wie ihn das Aprilergebnis des KfW-ifo-Mittelstandsbarometers belegt, ist eine gute Nachricht. Nachdem das Geschäftsklima in der Hoffnung auf Lockerungen bereits im März einen großen Satz nach oben gemacht und viele Vorschusslorbeeren für den Aufschwung verteilt hatte, sprach die anhaltend schwierige pandemische Lage für sich genommen eher für einen Rückgang des Geschäftsklimas im April. Stattdessen brachte der April den dritten Anstieg in Folge, was nach der altbekannten Daumenregel den Beginn eines Aufschwungs signalisiert.
Damit der erhoffte Aufschwung nun auch Realität wird, müssen die Neuinfektionen konsequent eingedämmt und das Impftempo weiter hochgefahren werden. Dann stehen die Chancen gut, dass Deutschland im zweiten Halbjahr dank Nachholeffekten bei den bislang untersagten Dienstleistungen und im Handel einen kräftigen Wachstumsschub sehen wird. In der Industrie ist die Auftragslage bereits jetzt blendend, bislang wird die Produktion allerdings noch durch angebotsseitige Engpässe besonders bei Halbleitern beeinträchtigt.
Quelle und mehr: KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: April 2021
2021-05-11