Eine Vorabauswertung des aktuellen KfW-Gründungsmonitors zeigt: Die Gründungstätigkeit in Deutschland ist im Jahr 2020 zurückgegangen.
Mit 537.000 Existenzgründungen haben sich 68.000 weniger Menschen selbstständig gemacht als 2019.
Das entspricht einem Minus von gut 11 %. Die Gründungsquote ist auf 104 Gründungen je 10.000 Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren gefallen. Dabei ging die Zahl der Vollerwerbsgründungen auf einen neuen Tiefpunkt von 201.000 zurück (- 27.000). Die Zahl der Nebenerwerbsgründungen fiel auf 336.000 (- 41.000).
Corona-Krise macht positive Aussichten zunichte
Nach dem Anstieg der Gründungstätigkeit 2019 hatte sich für 2020 eigentlich ein weiteres Plus angekündigt, denn die Quote der Gründungsplanungen hatte 2019 deutlich zugenommen. Auch die Prognosen für Konjunktur und Arbeitsmarkt ließen eine stärkere Gründungstätigkeit erwarten.
Mit dem Ausbruch der Corona-Krise haben sich die Bedingungen aber grundlegend verändert. Mit dem ersten „Shutdown“ im Frühjahr 2020 wurde klar, dass die Pandemiebekämpfung harte, wenig planbare Maßnahmen verlangt. Das hat die wirtschaftliche Unsicherheit massiv erhöht. Der Start vieler Gründungen – laut der aktuellen Blitzbefragung auf der Gründerplattform waren es mehr als ein Drittel – wurde deshalb verschoben.
Höherer Anteil von Chancengründungen
Der schlechtere Arbeitsmarkt hat entgegen den Erwartungen nicht zu mehr „Notgründungen“ geführt.
Im Gegenteil: Gründerinnen und Gründer machten sich häufiger selbstständig, um eine sich bietende Geschäftsgelegenheit wahrzunehmen.
Der Anteil dieser „Chancengründungen“ stieg auf 80 % an. Zum einen hatten offenbar viele trotz CoronaKrise die Beharrlichkeit, ihre Gründungsidee zu verwirklichen. Zum anderen sind gerade jene Branchen besonders hart von den Anti-Corona-Maßnahmen betroffen, in denen typischerweise viele Notgründungen stattfinden, wie Gastronomie oder Einzelhandel – dies scheint auch potenzielle Notgründerinnen und -gründer abgeschreckt zu haben.
Der höhere Anteil an Chancengründungen macht sich auch bei der Gründungsgröße bemerkbar. Der Anteil von Sologründungen mit Beschäftigten hat sich von 15 auf 19 % erhöht. Nach wie vor werden Übernahmen und tätige Beteiligungen relativ selten zum Schritt in die Selbstständigkeit genutzt: 8 von 10 Existenzgründungen sind Neugründungen.
Quelle: KfW Research Volkswirtschaft Kompakt, Nr. 210
2021-04-20