KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020

Deutschland nimmt im internationalen Vergleich bei der aktuellen Digitalisierung nur eine Position im Mittelfeld ein. Der aktuelle KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand untersucht nun aktuell die Entwicklung der Digitalisierungsaktivitäten vor und während der Corona-Pandemie.

Das zentrale Ergebnis ist, dass sich die Digitalisierungsaktivitäten während der Krise ambivalent entwickeln:

  • Zwar weitet ein Drittel der Mittelständler seine Digitalisierungsaktivitäten aus, allerdings führt auch ein Drittel nach wie vor keine Digitalisierungsprojekte durch.
  • Zumeist werden schnell umsetzbare Maßnahmen zur Krisenbewältigung durchgeführt, langfristig und strategisch angelegte Vorhaben werden häufiger zurückgestellt.
  • Vor allem große und FuE-treibende Mittelständler weiten ihre Aktivitäten aus: Eine Spaltung des Mittelstands droht.
Auszug aus dem Digitalisierungsbericht:

„Im Zuge der Konjunktureintrübung im Jahr 2019 haben mittelständische Unternehmen ihre Digitalisierungsaktivitäten gedrosselt. Die Corona-Pandemie hat dann im Jahr 2020 einen Schub bei der Digitalisierung ausgelöst.

Bis Januar 2021 hat jedes dritte mittelständische Unternehmen seine Digitalisierung ausgeweitet (33 %). Daran lässt sich ablesen, wie wichtig Digitalisierungsmaßnahmen für die Unternehmen bei der akuten Krisenbewältigung sind. Lediglich 5 % der Mittelständler haben ihre Digitalisierungsanstrengungen verringert. Damit liegt der Saldo von Unternehmen mit erhöhten abzüglich jenen mit verringerten Digitalisierungsaktivitäten für 2020 bei insgesamt plus 28 %.
Gerade Mittelständler, die gravierend – aber nicht existenziell – von der Krise betroffen sind (Saldo: 36 %) und Unternehmen, die mit einer langen Krisendauer rechnen (Saldo: 31 %), haben ihre Digitalisierungsaktivitäten häufiger gesteigert als andere Unternehmen.
Außerdem weiten vor allem große Mittelständer (50 und mehr Beschäftigte) mit im Saldo 53 % sowie Forschung und Entwicklung (FuE)-treibende Mittelständler (Saldo: 49 %) ihre Digitalisierungsanstrengungen besonders häufig aus.
Die entsprechenden Anteile bei den kleinen Mittelständlern (unter 5 Beschäftigte) sowie bei Mittelständlern ohne FuE belaufen sich auf 28 bzw. 26 %.

Die Digitalisierung ist jedoch kein Selbstläufer. Mehr als ein Drittel der Mittelständler führt unverändert keine Digitalisierungsaktivitäten durch.
Auch dürften sich die Unternehmen auf schnell umsetzbare und kurzfristig wirksame Maßnahmen konzentriert, dagegen langfristig ausgerichtete Vorhaben häufiger zurückgestellt haben.
Außerdem zeigt sich die unzureichende Nutzung des Digitalisierungspotenzials daran, dass bislang die Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen trotz eines leichten Anstiegs von geringer Bedeutung ist.

Die Erschließung neuer Märkte steht zu selten im Vordergrund von Digitalisierungsmaßnahmen. Nicht zuletzt dürften der im Verlauf der Krise gestiegene Verschuldungsgrad der Unternehmen und ihr Wunsch nach einer Verbesserung ihrer Krisenfestigkeit den Zielkonflikt zwischen einer Steigerung der Krisenresilienz und der Verbesserungen der Wettbewerbsfähigkeit weiter verschärfen.

Um Wachstumschancen zu nutzen und gestärkt aus der Krise hervorzugehen, gilt es jetzt für die Wirtschaftspolitik Investitionsanreize für die digitale Transformation zu setzen und die Rahmenbedingungen zu verbessern.
Die folgenden Ansatzpunkte bieten sich an: Zum einen muss der Ausbau der Digitalisierung in Unternehmen gezielt angereizt werden. Dazu gilt es mithilfe von Förderkrediten, Venture Capital, kreditähnlichen Instrumenten sowie bei FuE-Vorhaben mit Zuschüssen und steuerlicher Förderung verstärkte Anreize zu setzen. Neben der Unterstützung von Vorreiterunternehmen ist es unabdingbar, auch die Digitalisierung bei der Masse der Nachzüglerunternehmen zu unterstützen und so eine Spaltung des Mittelstands in stark digitalisierte, zumeist große und FuE-treibende Mittelständler und eine große Masse an bei der Digitalisierung abgehängte Unternehmen zu verhindern. Zum anderen ist es auch notwendig, an den Rahmenbedingungen zu arbeiten: Die Stichworte hierzu sind fehlendes Knowhow in Unternehmen, eine lückenhafte Infrastruktur, die Finanzierung von Anschubprojekten und der Abbau von Hemmnissen hinsichtlich des Datenschutzes und der Datensicherheit.“

KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2020

2021-03-16

Print Friendly, PDF & Email