Der Außenhandel in der Corona-Krise – die Krise als Verstärker längerfristiger Trends

Nach wie vor spielt der Außenhandel für das Wirtschaftsmodell Deutschlands eine wichtige Rolle und ist trotz der hohen Bedeutung von Investitionsgütern relativ gut diversifiziert.

Deutschland ist gemessen an seiner Größe eine außergewöhnlich offene Volkswirtschaft. Im Jahr 2019 entsprach der Wert der deutschen Exporte 47 % des Bruttoinlandsprodukts.
Selbst wenn man anstelle der Brutto- nur die Wertschöpfungsexporte betrachtet, ist Anteil der inländischen Wertschöpfung, der für die ausländische Endnachfrage bestimmt ist, mit rund 30 % im internationalen Vergleich sehr hoch. Der deutsche Wert liegt beispielsweise mit Abstand an der Spitze der G7-Volkswirtschaften, die ohne Deutschland im Mittel nur auf einen Anteil von 19 % kommen. Die Exportabhängigkeitsquote der Erwerbstätigkeit in Deutschland lag im Jahr 2016 etwa bei 25 %. Etwa 60 % der Bruttowertschöpfung (BWS) in der deutschen Industrie hängen von der ausländischen Endnachfrage ab, während im Dienstleistungssektor das Ausland nur für 20 % der BWS verantwortlich ist.

Die Corona-Krise hat den globalen und deutschen Außenhandel einbrechen lassen und die wichtigen Handelspartner Deutschlands schnell erfasst. Zwar erholt sich der Warenhandel schneller als der Dienstleistungshandel. Allerdings ist die Aus- und Einfuhr von Investitionsgütern in der Krise besonders weit zurückgegangen und war zudem schon vor der Krise durch die globale Investitionsschwäche belastet.
Wenn sich die globale und deutsche Konjunktur wieder beleben und sich die wirtschaftspolitische Unsicherheit reduziert, wird dies die Investitionstätigkeit stärken. Dies gibt dann auch Schwung für den Investitionsgüterhandel. Längerfristig sind für die Außenwirtschaft die Digitalisierung und die Transformation zu einer klimaneutralen Wirtschaft wichtige Themen.

Mit der gegenwärtigen Situation und der Entwicklung hat sich die KfW in ihrem aktuellen Ausgabe von „KfW Research Fokus Volkswirtschaft“ befasst:
Wie wirkt sich diese Exportabhängigkeit gerade zu Zeiten wirtschaftlicher „Ausnahmesituationen“, wie z. B. einer weltweiten Pandemie oder verschärfter Handelskonflikte mit den USA, aus?
Ist Deutschland in der Lage, den massiven Einbruch im Außenhandel ohne große Schäden zu verkraften?
Was muss getan werden, damit Deutschland auch in Zukunft zu den „Exportweltmeistern“ gehört?

Der Außenhandel in der Corona-Krise – die Krise als Verstärker längerfristiger Trends

Quelle: KfW Research

Ergänzend dazu der Hinweis auf eine Pressemitteilung des Statistischen Bundesamtes (Destatis) vom 09.03.2021 zum Thema “Außenhandel” mit dem Fazit: Der Export läuft auch in Corona-Zeiten – wenn auch mit geringen Einbußen.

So sind im Januar 2021 die Exporte in Deutschland gegenüber dem Vormonat Dezember 2020 kalender- und saisonbereinigt um 1,4 % gestiegen, während die Importe um 4,7 % sanken. Damit lagen die Exporte kalender- und saisonbereinigt 3,3 % und die Importe 5,2 % niedriger als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Corona-bedingten Einschränkungen in Deutschland.
Im Januar 2021 wurden von Deutschland Waren im Wert von 98,1 Milliarden Euro exportiert und Waren im Wert von 83,8 Milliarden Euro importiert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat Januar 2020 sanken die Exporte im Januar 2021 damit um 8,0 % und die Importe um 9,8 %.
Die Außenhandelsbilanz schloss im Januar 2021 mit einem Überschuss von 14,3 Milliarden Euro ab. Im Januar 2020 hatte der Saldo in der Außenhandelsbilanz 13,7 Milliarden Euro betragen. Kalender- und saisonbereinigt lag der Überschuss der Außenhandelsbilanz im Januar 2021 bei 22,2 Milliarden Euro.
Die deutsche Leistungsbilanz schloss unter Berücksichtigung der Salden für Warenhandel (+13,5 Milliarden Euro), Dienstleistungen (+1,0 Milliarden Euro), Primäreinkommen (+9,7 Milliarden Euro) und Sekundäreinkommen (-7,3 Milliarden Euro) im Januar 2021 mit einem Überschuss von 16,9 Milliarden Euro ab. Im Januar 2020 hatte die deutsche Leistungsbilanz einen Aktivsaldo von 15,9 Milliarden Euro ausgewiesen.

Zur Pressemitteilung

2021-03-10

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