Finanzierung von Start-ups

Venture Capital-Markstudie erhöht durch tiefe Einblicke in die vertrauliche Finanzierungspraxis deren effiziente Umsetzung

Start-ups sind die Grundlage für wirtschaftliches Wachstum, schaffen neue Arbeitsplätze und fördern die Innovationsfähigkeit. Letztes Jahr haben allein in Deutschland 605.000 Gründerinnen und Gründer den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Doch ein Start-up muss auch finanziert werden, oft durch Investoren. Dabei gehen die Investoren hohe Risiken ein, die sich in der Unternehmensbewertung und ökonomischen Ausgestaltung der Finanzierung mit Sonderrechten widerspiegeln.

Prof. Dr. Dirk Honold, Professor für Unternehmensfinanzierung und Betriebswirtschaftslehre an der TH Nürnberg, hat gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) und der Nürnberger Ventury Analytics GmbH (einer Ausgründung der TH Nürnberg) die „Venture Capital-Marktstudie 2020“ erstellt und gibt dadurch tiefe Einblicke in die Finanzierungs- und Bewertungspraxis von Start-ups in Deutschland.

Die Studie bietet eine Analysetiefe und Ableitungsqualität, die es deutschlandweit so bislang noch nie gab. Insgesamt wurden 74 Investoren, die jährlich mehr als zwei Milliarden Euro Venture Capital investieren, zu 113 Details ihrer Beteiligungshöhen, Bewertungspraxen und Finanzierungsverträge befragt. Venture Capital ist ein Investment mit Verlustrisiko zur Finanzierung von jungen Unternehmen. „Risikokapital ist der Treibstoff, der die Start-ups voranbringt und den Gründerinnen und Gründern den notwendigen Raum zur Entfaltung von Leistung und Leidenschaft gibt. Das Finanz-Ökosystem prägt entscheidend die Entwicklung junger Unternehmen. Die Studie belegt, dass nur jeder vierte Investor mehr als 15 Millionen Euro in ein Portfolio-Unternehmen investiert. Der aktuell diskutierte Zukunftsfonds kann hier wesentlich zu mehr großvolumigen Runden und neuen, großen VC-Investoren in Deutschland beitragen“, erklärt Prof. Dr. Dirk Honold.

Die Studie offenbart unter anderem, dass sich die Investoren weiterhin stark auf ihre eigenen Erfahrungswerte verlassen. Fast ein Drittel der Investoren passt die Geschäftspläne von Start-ups an und verwendet niedrigere Diskontsätze. Bei der letztlich festgelegten Unternehmensbewertung gaben in unerwarteter Weise 73 Prozent der Befragten an, dass der Verhandlungsprozess selbst diese „stark“ bis „sehr stark“ beeinflusst, das Skalierungspotenzial und die Markttrends sind weiter die dominierenden Faktoren. Ein großer Einflussfaktor im Jahr 2020 war natürlich die Corona-Pandemie. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie die Unternehmensbewertung oder andere Vertragsbestandteile aufgrund von COVID-19 angepasst haben, 75 Prozent sehen sinkende Bewertungen und einen erweiterten Finanzierungsbedarf.

Um die Start-ups in Deutschland zu unterstützen, haben die Koalitionspartner der Bundesregierung im November 2019 den Zukunftsfonds beschlossen, mit dem sie nach aktueller Verabschiedung des Haushaltsgesetzes durch den Deutschen Bundestag ab 2021 insgesamt zehn Milliarden Euro für Beteiligungen an Start-ups zur Verfügung stellen wollen. Dadurch will die Regierung mehr Venture Capital für Gründerinnen und Gründer in Deutschland mobilisieren.

Auch die TH Nürnberg baut ihre Gründungsberatung weiter aus und schafft mit verschiedenen Maßnahmenpakten eine hochschulweite Gründungskultur. Im Projekt „OHM-Potentiale“, das durch das EXIST-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert wird, schafft Prof. Dr. Dirk Honold gemeinsam mit Prof. Dr. Carsten Rudolph ein professionelles Umfeld für Gründungsaktivitäten an der TH Nürnberg. Dabei sollen unter anderem die Studierenden bereits durch die Lehre für Gründungsthemen und das Unternehmertum sensibilisiert werden.

Quelle: Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm

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