Warum die Ausbildungsquote in den Kleinstbetrieben sinkt

Ob Fleischer, Klempner oder Bäcker – Kleinstbetriebe mit höchstens 9 Beschäftigten finden immer seltener interessierten Nachwuchs. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen des IfM Bonn haben nun die Gründe hierfür beleuchtet.

Fehlende Bewerber und Bewerberinnen einerseits sowie steigender Kosten- und Organisationsaufwand andererseits haben in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass die Zahl der Auszubildenden seit Jahren in den Kleinstbetrieben sinkt: Waren in 2005 noch rund 383.000 Auszubildende in Betrieben mit maximal 9 Beschäftigten zu finden, so absolvierten Ende Dezember 2019 nur noch rund 246.000 Personen in den Kleinstbetrieben eine duale Berufsausbildung. In den Großbetrieben steigt hingegen seit 2014 die Zahl der Auszubildenden.

„Insgesamt haben jedoch die Kleinstbetriebe nicht ihre Ausbildungsbereitschaft reduziert, wie man allein aufgrund der Beschäftigungsstatistik der Bundesagentur für Arbeit vermuten könnte. Im Gegenteil: Der Anteil der Kleinstbetriebe, die Ausbildungsstellen anbieten, ist – wie Betriebsbefragungen zeigen – in den vergangenen 15 Jahren gestiegen. Allerdings konnten Ausbildungsstellen nicht besetzt werden. Wenn aber nun ein Betrieb ohne Auszubildende nur einen Platz für eine Berufausbildung anbietet und diesen nicht besetzen kann, wird er in der amtlichen Statistik nicht erfasst“, erläutert Studienleiterin Dr. Annette Icks. Ziehen sich hingegen ausbildungsberechtigte Kleinstbetriebe bewusst aus der dualen Berufsausbildung zurück, sind hierfür nach Untersuchungen der Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen oftmals (Opportunitäts-)Kosten ursächlich: So erscheint es einzelnen Kleinstbetrieben günstiger, ausgebildete Fachkräfte auf dem externen Arbeitsmarkt zu rekrutieren als selbst Jugendliche auszubilden.

„Ein weiteres Problem für die Kleinstbetriebe ist, dass die Auszubildenden häufiger als in mittleren und großen Betrieben nach der Probezeit ihre Verträge kündigen – oder trotz Übernahmegarantie diese nach dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss verlassen“, so Dr. Annette Icks. Angesichts des Wettstreits um Fachkräfte würden die Kleinstbetriebe zwar daran arbeiten, attraktiver zu werden. Gleichwohl bleibe es für sie schwieriger, ihre Wettbewerbsposition am Ausbildungsmarkt zu verbessern, da auch die Betriebe der anderen Größenklassen ihre Anstrengungen verstärkten.

Die Studie “Herausforderungen der Berufsausbildung in Kleinstbetrieben” ist auf der Homepage des Institut für Mittelstandsforschung (www.ifm-bonn.org) abrufbar.

Quelle: IfM Bonn

Print Friendly, PDF & Email