Auch bei Firmennachfolge weniger Frauen dabei

Neue Studie: „Nachfolgemonitor 2020“ zeigt die weiterhin angespannte Lage im deutschen Mittelstand

Bei der Neugründung von Unternehmen wird häufig dazu geraten, das Vorhaben mit einem Gründungsteam umzusetzen, um die vielfältigen Anforderungen besser erfüllen zu können, die an die Unternehmensführung gestellt werden. Auch können sich mehrere Gründende gegenseitig vertreten und unterstützen. Obwohl die gleichen Gründe auch für Unternehmensnachfolgen angeführt werden können,
scheint zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung nach wie vor der Solo-Übernehmende das Bild zu bestimmen.

Die Zahl der Firmenübernahmen im Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) stieg im Jahr 2019 weiter an. 54 Prozent (+2 Prozent gegenüber dem Vorjahr) der von den Bürgschaftsbanken begleiteten Existenzgründungen waren Unternehmensnachfolgen. In den letzten Jahren haben verbürgte Finanzierungen in diesem Bereich deutlich zugelegt, was auch auf den Anstieg der Kaufpreise von Unternehmen zurückzuführen ist.

Das Thema Nachfolge hängt unter anderem stark von den demographischen Entwicklungen ab. Dies lässt sich an einigen Kernergebnissen der aktuellen Studie festmachen: Im Jahr 2019 ist das mittlere Alter der Übergebenden im Vergleich zum langjährigen Durchschnitt um ein Jahr gestiegen: von 61 auf 62 Jahre. Dies ist jedoch stark abhängig von Region, Branche und Wirtschaftszweig. Die Anzahl der Nachfolgen stagniert auf dem Niveau der vergangenen Jahre. Möglicherweise ist dies ein Indikator dafür, dass es schwierig wird, geeignete Unternehmer zu finden. Noch schwieriger ist es allerdings bei den Übernehmerinnen: Bei weniger als einem Viertel – mit sinkender Tendenz – liegt der Anteil der Frauen bei den Übernehmenden.

Für das Jahr 2020 können noch keine abschließenden Aussagen über die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Nachfolgegeschehen getroffen werden. „Anhand erster Zahlen der Bürgschaftsbanken aus 2020 lässt sich bereits ablesen, dass zwar etwas weniger Gründungen bzw. Nachfolgen begleitet wurden – die Zahlen jedoch im Verhältnis noch überraschend stabil sind“, so Stephan Jansen, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Bürgschaftsbanken e. V. (VDB).

In Mecklenburg-Vorpommern gab es über die Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern GmbH insgesamt 32 Existenzgründungen, die auf Unternehmensnachfolgen zurückzuführen sind. Im Vergleich zu Deutschland weist das Bundesland einen Anteil von 2 Prozent der zugesagten Bürgschaften auf und liegt damit auf Platz sieben der insgesamt 16 Bürgschaftsbanken in Deutschland.

Weitere Zusammenhänge zum Nachfolgegeschehen

Auch wenn der Nachfolgemonitor 2020 noch keine Aussagen zu den Auswirkungen der aktuellen Krise treffen kann, konnten bei den neuen Untersuchungen einige weitere Aspekte beleuchtet werden: „Einerseits konnten aufgrund der wiederum um weitere 1.000 Fälle angewachsenen Datenbasis Zeitreihen fortgeführt und somit die Repräsentativität verbessert werden, andererseits wurden durch neu hinzugefügte Datensätze zum Wachstum und zur Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Landkreisen weitere Zusammenhänge zum Nachfolgegeschehen deutlich“, so der wissenschaftliche Leiter der Studie Prof. Dr. Holger Wassermann von der FOM Hochschule.

Nachfolgen meistens nachhaltig

Ein im Jahr 2019 weltweit, aber auch in Deutschland besonders stark diskutiertes Thema war die Nachhaltigkeit. Der langfristig angelegte verantwortungsbewusste Umgang mit einer Ressource findet sich im Konzept der Übernahme eines Unternehmens und seiner Fortführung wieder: „Nachfolgen repräsentieren den Nachhaltigkeitsgedanken im ökonomischen System und stehen für den Erhalt von Arbeitsplätzen, Wertschöpfung und Nutzen für die Stakeholder“, betont Dr. Michael Munsch, Vorstand der Creditreform Rating AG. Diese und viele weitere interessante Ergebnisse zeigt der zweite Nachfolgemonitor, den der Verband Deutscher Bürgschaftsbanken (VDB), Creditreform Rating und die FOM Hochschule für Oekonomie & Managementgemeinsam erstellt haben. Für den Nachfolgemonitor wurden insgesamt etwa 7.400 Übernahmen aus den Jahren 2013 bis 2019 untersucht.

Die Studie zum Download finden Sie auf folgender Website: www.nachfolgemonitor.de

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