D21-Digital-Index: Wie digital ist Deutschland?

Der D21-Digital-Index bietet ein jährliches Lagebild zum Digitalisierungsgrad der Gesellschaft in Deutschland. Befragt werden knapp 20.500 BundesbürgerInnen ab 14 Jahren inklusive der Offliner.

Der namensgebende „Digital-Index“ erfasst den Digitalisierungsgrad der Gesellschaft auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten und integriert die Subindizes Zugang, Nutzungsverhalten, Kompetenz und Offenheit in einer einzigen Kennzahl. Der Fragebogen der Studie unterliegt jährlichen Anpassungen an aktuelle Entwicklungen des digitalen Wandels sowie neuen Anforderungen für die Gesellschaft.
Das neue Schwerpunkt-Kapitel „Digitale Selbstbestimmtheit“ erfasst die Haltung der deutschen Bevölkerung zum Umgang mit Daten, dem Verhalten in sozialen Medien oder auch Identifikationsmöglichkeiten. Das Kapitel „Digitales Arbeiten“ zeigt neben persönlichen Herausforderungen und Einstellungen zur Arbeit auch die Bewertung gesamtgesellschaftlicher Aufgaben und den Einfluss der Digitalisierung darauf.

Einige Ergebnisse aus dem diesjährigen D21-Digital-Index (Auszüge):
  • Die Digitalisierung in Deutschland gewinnt an Geschwindigkeit. Nach Steigerungsraten in den vergangenen zwei Jahren zeichnet sich mit einem erneuten Zuwachs von drei Punkten ein noch stärkerer Aufwärtstrend ab. Der Digitalisierungsgrad in Deutschland liegt nun bei 58 Punkten.
  • Nachdem BürgerInnen bis 49 Jahre nahezu vollständig online sind, entdecken nun die älteren Generationen das Internet für sich. SchülerInnen waren von jeher die im Netz aktivste Gruppe und sind es bis heute geblieben, mit 99 Prozent sind sie nahezu alle online.
  • Tendenziell nutzen ältere Generationen sowie Frauen und Personen mit niedriger Bildung das Internet noch immer deutlich seltener. Auch Berufstätigkeit hat weiterhin einen entscheidenden Einfluss. Zudem gilt: Je urbaner die Umgebung ist oder je mehr Personen im Haushalt leben, desto eher wird das Internet genutzt.
  • Fehlendes Interesse, zu hohe Komplexität und mangelnder Nutzen sind nach wie vor die Hauptgründe, das Internet nicht zu nutzen.
  • Internet-Recherchen und InstantMessaging-Dienste nutzt die Mehrheit in Deutschland mindestens einmal pro Woche. Einkäufe im Internet finden dagegen seltener statt, schwerpunktmäßig ein oder mehrmals pro Monat. Fast zwei Drittel der Befragten nutzen Office-Programme, gut die Hälfte bezahlt online (jedoch kaum über das Smartphone) oder ordert Dienstleistungen im Netz.
  • Knapp die Hälfte der Bevölkerung spielt am Computer (zum Teil online) oder streamt Musik, Filme oder Serien über das Internet. Fast ebenso viele haben bereits Erfahrungen mit Kollaborationstools, allerdings eher sporadisch. Gleiches gilt für E-Learning, Fitnessanwendungen oder Sprachassistenten, die maximal ein Drittel der Bevölkerung nutzen. Schlusslicht bilden Smart-Home-Anwendungen, die mit einer Nutzung von 15 Prozent bis dato noch Nischenanwendungen darstellen.
  • Die Hälfte der Befragten hat bereits Bahn-, Bus-, Flugtickets oder Hotels im Internet gebucht. Auch mit der Online-Buchung von Privatunterkünften hat mittlerweile ein Drittel Erfahrung.
  • Den größten Zuwachs innerhalb von zwei Jahren verzeichnen Online-Lieferdienste. Falls überhaupt werden in Großstädten Lieferdienste, Carsharing und Fahrdienste über das Internet in Anspruch genommen, was sicherlich mit einer höheren Verfügbarkeit dieser Dienstleistungen in Ballungsgebieten zusammenhängt.
  • Sieben von zehn BürgerInnen in Deutschland nutzen soziale Medien, das ist ein Anstieg um fünf Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Bei den unter 30-Jährigen sind es mit 95 Prozent nahezu alle.
  • Die digitale Kompetenz in Deutschland nimmt langsam zu, aktuell steigt der Subindex um drei Indexpunkte.
    Um ihr Wissen und ihre Fähigkeiten im Bereich Digitalisierung und Computer auszubauen, helfen sich die Befragten weiterhin eher selbst, als formale Weiterbildung in Anspruch zu nehmen. Unverändert stellt „Learning by Doing“ die häufigste Form der Wissensaneignung dar.
    Der Wissenstransfer unter KollegInnen macht etwa ein Viertel aus. Etwa ein Drittel nutzt Foren oder andere Hilfeseiten im Internet.
    Ein Viertel der Gesamtbevölkerung hat Erfahrung mit einer systematischen Weiterbildung zum Thema Digitalisierung in Form von kostenlosen bzw. finanzierten (selbst oder vom Arbeitgeber) Weiterbildungsangeboten. Jede/r vierte Berufstätige bekommt Schulungen in diesem Kontext bezahlt, von den Berufstätigen mit Bürojob immerhin jede/r dritte.
  • Die meisten BürgerInnen erwarten, dass die Digitalisierung auch künftig in sämtliche Lebensbereiche hineinspielen wird – und begrüßen das. Aus Sicht der Befragten gibt es kaum Aspekte, die sich nicht bereits in drei bis fünf Jahren stark durch die Digitalisierung verändern werden. Die BürgerInnen beurteilen die erwarteten Veränderungen generell eher positiv als negativ – das gilt für alle betrachteten Bereiche.
  • Drei Viertel sind der Meinung, dass man in fünf Jahren ohne das Internet kaum noch auskommen wird. Ebenso halten sie Grundkenntnisse in der Digitalisierung für eine notwendige Voraussetzung für Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Nur eine Minderheit von 36 Prozent ist dabei der Meinung, dass Schulen für diese Anforderungen fit machen und die nötigen Fähigkeiten im Umgang mit der Digitalisierung vermitteln.
  • Die Sicherheit ihrer Daten ist den Menschen in Deutschland ein wichtiges Anliegen. Das zeigt der hohe Anteil derer, die den Aufwand auf sich nehmen, sie effektiv zu schützen. Etwa die Hälfte verwendet unterschiedliche, sichere Passwörter, aktualisiert die Anti-Virensoftware und ändert Passwörter regelmäßig.
  • Die Digitalisierung hat längst fast alle Lebensbereiche erfasst, das gilt insbesondere für das berufliche Umfeld. Selbst bei Tätigkeiten ohne konkreten Bezug zur Digitalisierung fallen häufig Verwaltungs- oder Abrechnungstätigkeiten an, die nur mittels PC und/oder Internet erledigt werden können. Daher gehören zumindest Basisfähigkeiten im Umgang mit digitalen Technologien für viele zum beruflichen Alltag. Dementsprechend verfügen Berufstätige in Deutschland in allen betrachteten Kompetenzbereichen (Computer-, Internet- und Smartphone-Anwendungen) über ausgeprägtere Fähigkeiten als die Gesamtbevölkerung. Personen mit Schreibtischtätigkeiten sind wiederum kompetenter als die Berufstätigen insgesamt.
Quelle: D21-Digital-Index
  • Nicht einmal jede/r fünfte Berufstätige arbeitet in Deutschland mobil. Damit transformiert die Digitalisierung die örtliche Ausführung von Arbeit vergleichsweise wenig. Das verstärkte Maß an digitalen Fähigkeiten von Berufstätigen führt nur selten zu größeren Freiheitsgraden in der Ausübung der beruflichen Tätigkeit.
  • Etwa die Hälfte der Berufstätigen hat Interesse an modernen Arbeitsformen und digitalen Technologien in ihrer Arbeit und 44 Prozent bewerten Veränderungen in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung eher positiv. In etwa gleich viele haben solche Veränderungen bereits selbst erlebt bzw. denken, dass digitale Themen in den nächsten fünf Jahren ihren Job verändern werden. Jeweils knapp 40 Prozent sehen in der beruflichen Digitalisierung einerseits neue Jobchancen, andererseits fühlen sie sich zunehmend unter Druck gesetzt.

D21-Digital-Index 2019/2020

Quelle: Initiative D21

Tipp:

Unter Datum vom 11.06.2020 hat die Europäische Kommission ihren Index für die digitale Wirtschaft und Gesellschaft (DESI) in der EU vorgestellt. Mit dem DESI sollen die allgemeine Leistung Europas im Bereich der Digitalisierung und die Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit abgebildet werden. Deutschland belegt 2020 den 12. Platz im Index – unter 27 EU-Mitgliedsstaaten und dem Vereinigten Königreich.

2020-06-15

Print Friendly, PDF & Email