KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Ein Seufzer der Erleichterung!

Die Corona-Pandemie verursacht nie dagewesene Stimmungsschwankungen im Mittelstand. Sein Geschäftsklima erholt sich im Mai extrem stark, nachdem es zuvor historisch abgestürzt war.
Stimmungsverbesserung allein von den Geschäftserwartungen getragen

Bemerkenswert sind jedoch die Relationen. Denn die Klimaaufhellung von 10,3 Zählern, die zweitstärkste seit Beginn der Zeitreihe im Januar 2005, auf nun – 35,0 Saldenpunkte macht nur gut ein Fünftel der Einbrüche im März und April wieder wett. Getragen wird die Stimmungsverbesserung allein von den Geschäftserwartungen: Die Erleichterung über die begonnenen Lockerungen sorgt für einen historischen Anstieg der Geschäftserwartungen von 20,7 Zählern, was gut dem Siebenfachen einer üblichen Monatsveränderung entspricht.
Gleichwohl herrscht mit jetzt – 36,7 Saldenpunkten weiterhin sehr viel Pessimismus. Lediglich im Vormonat blickte der Mittelstand noch sorgenvoller in die Zukunft als jetzt.

Die Geschäftslageurteile sinken demgegenüber geringfügig um 1,9 Zähler auf – 33,3 Saldenpunkte. Trotz rückläufiger gesundheitspolitischer Einschränkungen bleibt die Situation für viele Unternehmen vorerst offenbar ausgesprochen schwierig, auch wenn die Lageurteile immer noch etwas besser ausfallen als zu den Tiefständen während der Finanzkrise im ersten Halbjahr 2009.

Der Mai brachte sichtbare Fortschritte bei der Eindämmung des Corona-Virus, sodass die seit der zweiten Märzhälfte eingeführten Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen und umfangreich angeordnete Geschäftsschließungen inzwischen wieder gelockert werden können. Möglich wurde dieser Erfolg dank der Disziplin der Bevölkerung und der allgemeinen Akzeptanz der Einschränkungen auch durch die betroffenen Unternehmen.

Dies gibt nicht nur den Mittelständlern sondern auch den Großunternehmen Hoffnung, dass das Allergröbste überstanden ist.

Schlechtere Lageurteile bei Großunternehmen

Genauso wie bei den kleinen und mittleren Unternehmen hellen auch die Geschäftserwartungen der großen Unternehmen nach dem Allzeittief im Vormonat historisch kräftig auf (+ 27,4 Zähler auf – 31,8 Saldenpunkte). Sowohl der Anstieg wie auch das – weiterhin sehr bescheidene – Niveau der Erwartungen sind mit dem Mittelstand vergleichbar.
Demgegenüber fallen die Lageurteile aufseiten der Großunternehmen (- 4,4 Zähler auf – 53,4 Saldenpunkte) weiterhin erheblich schlechter aus, wodurch auch deren Geschäftsklimaniveau von – 42,3 Saldenpunkten (+ 12,1 Zähler gegenüber April) spürbar niedriger ist als im Mittelstand.
Vor allem die Großindustrie leidet zusätzlich zur Corona-Krise schon länger unter schwacher internationaler Nachfrage, schwelenden Handelskonflikten und den anhaltenden Unwägbarkeiten des Brexit.

Am zweitschlechtesten fällt das Geschäftsklima zurzeit bei den sehr heterogenen Dienstleistern aus. Während zahlreiche Unternehmensdienstleister unter der ausgeprägten Industrieschwäche leiden, werden persönliche, touristische und kulturelle Dienstleister von den Maßnahmen zur sozialen Distanzierung besonders hart getroffen.

Handel und Bau vorn in der Stimmungstabelle

Relativer Stimmungsgewinner im Mai ist der Handel, bei dem die Wiedereröffnung der Ladengeschäfte positiv zu Buche schlägt. Sowohl im Großhandel und stärker noch im Einzelhandel zieht das Geschäftsklima deutlich zweistellig an.

Absolut vorn in der Stimmungstabelle bleibt aber der Bau. Allerdings tut sich hier zunehmend eine Schere zulasten der großen, schwerpunktmäßig im öffentlichen und Wirtschaftsbau tätigen Unternehmen auf, während die mittelständischen, überwiegend im Wohnungsbau tätigen Unternehmen gegenwärtig am besten dastehen. Aber auch im Bau ist das Geschäftsklima seit zwei Monaten negativ. Hierfür sind ausschließlich die stark eingetrübten Erwartungen ausschlaggebend, vor allem bei den Großunternehmern.

Quelle und mehr: KfW Research KfW-ifo-Mittelstandsbarometer, Mai 2020

2020-06-11

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