Neuland gewinnen in Demmin und Berlin

Demmin ist eine Stadt, die ihren Charme erst auf den zweiten Blick entfaltet. Dann aber gibt es einiges zu entdecken: engagierte Menschen, kleinere und größere Projekte, eine vielfältige Vereinskultur und ein lebendiges Miteinander verschiedenster Menschen. So ging es auch Sarah Dittrich: Sie folgte dem Ruf ihres Herzens, als sie aus Leipzig in die Kleinstadt zwischen Mecklenburgischer Seenplatte und Ostsee zog – und brauchte Zeit, um sich einzufinden und dann Ideen zu entwickeln. Eine davon: die „Spinnerei“, wo Visionen ersonnen und Projekte gesponnen werden – und die den Ausgangspunkt bilden sollte für ihre neue Initiative T30.

Sarah Dittrich präsentierte ihre neue Heimatstadt im Rahmen der Neulandgewinner auf der Grünen Woche in Berlin. Nach gelungener Premiere im vergangenen Jahr luden die “Werkstätten des guten Lebens” die Besucher der Grünen Woche erneut mit einem facettenreichen Programm zu einer außergewöhnlichen Landpartie mit Aussicht auf das Zuhause von morgen ein.

Gemeinsam mit dem Thünen-Institut e.V. war der Neuland gewinnen (NLG) e.V. zehn Tage lang mit seinen gelebten Ideen in Berlin zu Gast. Diesmal durfen sich Interessierte insbesondere auf ein Glücksrad und die Einladung zu sogenannten Lernreisen freuen. Letztere führen zu den Werkstätten des guten Lebens, die das Leben in ihrenGemeinden enorm bereichern.

Sarah Dittrich verfolgt gleich mehrere Missionen: Sie will Demmins Stärken nach außen tragen, der Verunglimpfung als langweilige Stadt entgegentreten, ein Stück Urbanisierung vorantreiben und ein Knotenpunkt in den landesweiten Netzwerken werden – ob nun in der Kulturwirtschaft, dem Tourismus oder in Gesellschaftspolitik und Bürgerengagement. Als Startort dient das Haus, das sie und ihr Lebenspartner in der Treptower Straße 30 in Demmin kauften, daher auch der Name des Projekts: T30.

Neben der Zentrale im bereits sanierten Laden im Haupthaus soll im Hinterhaus – eine alte Backstein-Remise – nun Neues entstehen. „Daraus wird ein Gemeinschaftsbüro mit Werkstatt-Atelier und Seminarraum, das von Vereinen und gemeinnützigen Akteuren zu Betriebskosten genutzt wird und wo Vernetzungs- und Informationsveranstaltungen stattfinden“, so Dittrich. „Es sollen Synergien entstehen für neue Kooperationen und Projekte in der Stadt. Hier darf gelernt und ausprobiert werden: Kunst, Handwerkskurse, Philosophie-Salons, Körpertherapien, vieles ist denkbar.“

Bis dahin ist es freilich noch ein weiter Weg. Zunächst muss das in die Jahre gekommene Backsteinhaus weiter saniert und schließlich für die Nutzung ausgestattet werden. So lange arbeiten die ersten Aktiven noch in der Spinnerei. Denn schließlich sollen andere Demmins Charme schnell kennenlernen.

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Erstmals auf einer Messe überhaupt mit dabei war die Käsemanufaktur Müritz aus Bollewick. „Uns gibt es erst seit November 2019. Auf der Grünen Woche zu stehen, ist für uns eine große Sache“, erzählt Mitarbeiter Tobias Meyer. In den Landwerkstätten Bollewick wird Rohmilch vom lokalen Familienbetrieb Van der Ham zu hochwertigem Hofkäse verarbeitet. Und die Produkte, wie „Moor-Käse“, „Scheunenkäse“ oder „Chili-Käse“ kommen an: Auf der Grünen Woche hat das junge Unternehmen bereits Anfragen von Rügener Hoteliers erhalten, die daran interessiert sind, Käsevariationen aus der Müritz in ihr Angebot aufzunehmen.

Mehr als 300.000 Gäste haben im Laufe der zehn Messetage die MV-Halle besucht. „Alle Landkreise und viele Unternehmen wollen auch im kommenden Jahr wieder dabei sein. Unsere Halle ist also schon jetzt wieder so gut wie ausgebucht“, sagte der Minister.

Geräucherte Fischpraline, Kräuter-Gin, Avocado-Eis: Die Mecklenburg-Vorpommern-Halle auf der Internationalen Grünen Woche in Berlin war für das Land und die 62 Ausstellerinnen und Aussteller ein voller Erfolg, resümierte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus.

Die Reaktionen der Aussteller zeigen Backhaus zufolge, dass die Grüne Woche vieler Unkenrufe zum Trotz mehr ist, als nur eine Fress-Meile: „Auf der Grünen Woche ging es immer ums Essen – das gilt auch heute noch. Aber in den zurückliegenden Jahren hat sich viel verändert: Zum Genießen gehört immer häufiger auch das Bewusstsein für gesunde, regionale und umweltschonend produzierte Lebensmittel. Die Besucherinnen und Besucher haben zudem die Erwartung ein Land oder eine Region in all seinen Facetten zu erleben. „Mit der richtigen Mischung aus Kulinarik, Natur und Kultur konnten wir auch in diesem Jahr wieder beim Publikum punkten und zeigen, welche enorme Entwicklung unser Land seit der Wende genommen hat. Wir sind das Land zum Leben und stehen für eine solide Haushalts- und Wirtschaftspolitik sowie seine starke Land- und Ernährungswirtschaft“, so der Minister.

Für ihr „großartigen Einsatz“ sprach Backhaus den teilnehmenden Unternehmen und Verbänden seinen ausdrücklichen Dank aus. Auch wenn das Land den Messeauftritt finanziell und organisatorisch maßgeblich unterstütze, so hänge der Erfolg der Länderhalle letztlich von den Kreationen und dem Engagement das Austellerinnen und Aussteller ab. Der Erfolg des Hallenkonzepts könne laut Backhaus auch an den Verkaufszahlen abgelesen werden. So seien beispielsweise 10.000 Liter Bier, 8.000 Fischbrötchen und über 2.000 Schoko-Pralinen über die Theke gegangen.

Dass die weltweitgrößte Leistungsschau für die Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion ein wichtiger Absatz- und Testmarkt ist, bestätigten auch die Ausstellerinnen und Aussteller. „Es lief super für uns“, fasste Randolf Beck von der Gaststätte „Alter Amtsturm“ in Lübz zusammen. Besonders überrascht habe ihn, dass er in Berlin von vielen Menschen angesprochen wurde, die gerne in M-V urlauben und – wie sich im Gespräch herausstellte – auch schon in seinem Lokal zu Gast waren. Viele informierten sich bei Beck über weitere spannende Reiseziele zwischen Ostsee und Elbe. „Ich fungiere hier sozusagen auch als Multiplikator für die Kollegen aus der Tourismusbranche“, so der Gastronom.

„Es löppt!“, resümiert Steffen Steinbeck von den Müritzfischern (Foto unten) und freut sich über 8000 Fischbrötchen, die verkauft wurden. Darüber hinaus sind 180 Fass Bier angestochen und gemeinsam mit Kindern unter Anleitung vom Friedrichshof 13 – Verein für Land-Kultur-Kunst-Arbeit in Kublank (LK Mecklenburgische-Seenplatte) Saft aus 1.300 Kilogramm Äpfeln gepresst worden.

Grüne Woche, Wettbewerb WE DO DIGITAL
Die Müritzfischer sind auf der Grünen Woche quasi gesetzt. Seit 2000 gibt es die MV-Halle. Früher galt sie als die Fressmeile Deutschlands. Heute präsentiert sich der Nordosten modern als bunte Mischung aus Regionalität, Spezialitäten und einer Prise internationalem Flair. Bis zu 400.000 Menschen besuchen die Halle 5 während der gesamten Messewoche. Foto: Ralph Schipke

Zwölf Unternehmen aus dem Landkreis Mecklenburgische Seenplatte sind 2020 mit auf die Grüne Woche (IGW) nach Berlin gefahren. Unter anderem die Müritzfischer, die Müritz-Saga, das Schloss Ulrichshusen, die neue Käsemanufaktur aus Bollewick und die Hanf Farm GmbH.

Die Unternehmen von der Seenplatte werden von der Wirtschaftsförderung des Landkreises betreut. Unterstützt von den regionalen Sparkassen haben selbst kleinste Unternehmen die Möglichkeit, sich auf einer internationalen Leitmesse zu präsentieren. Oder – wie Landrat Heiko Kärger es sieht: „Das ist mein Verständnis von Wirtschaftsförderung für unsere ländliche Region.“

Den Ländertag richtete die Mecklenburgische Seenplatte aus – vom gemeinsamen Kochen einer Fisch-Soljanka bei den Müritzfischern mit MV-Landwirtschaftsminister Till Backhaus bis zum Bühnenprogramm aus wechselnden Unternehmenspräsentationen, Musik und Tanz der Jukeboys-Rock ´n` Roll(Neubrandenburg), des Modern Senior Chor Mecklenburg (Neubrandenburg), der Kindertanzgruppe der Tanzschule „Darf ich bitten“ (Waren und Neubrandenburg / unser Foto) sowie der Show-Kampfeinlagen aus der Müritz-Saga (Waren/Müritz). Foto: Ralph Schipke

Pommersche Agrarerzeugnisse haben seit jeher einen hervorragenden Ruf. Inzwischen gibt es wieder zahlreiche Produzenten, die nicht nur die alten handwerklichen Traditionen fortführen, sondern innovativ und nachhaltig neue Standards in der Ernährungswirtschaft setzen.

“Die Internationale Grüne Woche ist für deren Erzeugnisse das perfekte Schaufenster“, sagt Landrat Michael Sack. Foto: Ralph Schipke

Bis zum 26 .Januar präsentieren sich insgesamt acht regionale Produzenten, die Online-Vermarktungsplattform LoMa.eco und Touristiker aus dem Landkreis in der MV-Halle 5.2. Organisiert hat die Messepräsenz die Förder- und Entwicklungsgesellschaft Vorpommern-Greifswald mbH (FEG) aus Pasewalk, in enger Kooperation mit dem Landkreis Vorpommern-Greifswald, die gemeinsam diesen wichtigen Messeauftritt finanzieren, der in diesem Jahr erstmals auch durch den Vorpommernfonds unterstützt wird.

Seit mehreren Jahren dabei sind die Deutschen Erlebnisleckereien aus Meiersberg, die sich auch in diesem Jahr wieder an neue Quarkbällchenfüllungen heranwagen und die Gemeinnützigen Werk- und Wohnstätten, die in erster Linie das Thema Inklusion darstellen und dazu mit Grützwurst und Sauerkraut, dem „Woldegker Lümmel“ – einer Kräuterbratwurst – und Wurstwaren aus der eigenen Schlachterei zum Gespräch einladen.

Bäckermeister Jörg Reichau (Foto links), ebenfalls seit Jahren der Grünen Woche treu, hat ein Champagnerroggenbrot mitgebracht, aus 90 Prozent Roggenvollkorn einer alten DDR-Roggensorte sowie den Grambiner Hamster, ein reines Körnerbrot ohne Mehl und Hefe. Foto: Ralph Schipke

Fleischerei Kriewitz aus Ueckermünde liefert den dazugehörigen Belag, zum Beispiel Wild- und Lachsschinken, Wildlinge oder gepfefferte Haffwürmer. Über 30 Produkte aus eigener Herstellung, unter anderem auch verschiedene Senfsorten und Gewürzmischungen, werden präsentiert.

Die Firma BoddenLandEis bietet in diesem Jahr neben Klassikern wie Vanille, Schokolade oder Nusseis, typisches „Landeis“ auf Buttermilch- und Quarkbasis an, hergestellt aus regionalen Rohstoffen wie Holunder, Quitten, Sanddorn oder Honig. Auch veganes Eis und individuelle Eistorten sind mit dabei. Sechs Geschmacksvariationen werden als Milchreis oder Sorbet im 130 ml Becher mit Deckel und Löffel angeboten.

Mit rund 15 verschiedenen Delikatessen im Glas, aus einheimischem Wild oder vom Gut stammenden Bio-Weiderind, präsentiert sich die Gourmet Manufaktur Klepelshagen erstmalig und erhofft sich regen Zulauf (Messestand vom 17.-24.01.2020).

Ebenfalls zum ersten Mal mit dabei sind Max Bieber und Oliver Schönegge von der Online-Plattform LoMa.eco. Sie möchten Ihren Online-Marktplatz mit regionalen Produkten bei Endkunden bekannter machen sowie weitere Anbieter vom Vertrieb auf Ihrer Webseite überzeugen (Präsentation vom 25.-26.01.2020).

Die Hafendestillerie & Brauerei aus Loitz bringt zur Messe Biere und Spirituosen der Marke Torfkopp mit und die Schokoladenmanufaktur aus der Conditorei Biedenweg in Wolgast lockt mit handgefertigter Schokolade und individuellen Pralinen.

Die Touristiker des Landkreises werben für einen Urlaub am Stettiner Haff, in der Peeneregion, in der Hansestadt Greifswald, an der Vorpommerschen Küste oder auf der Insel Usedom. Aktuelle Gastgeberverzeichnisse, Ausflugstipps oder der neue Radführer mit barrierefreien Strecken am Stettiner Haff stehen den Gästen zur Verfügung. Zusätzlich wird die FEG eine Übersicht von Onlineshops regionaler Produzenten aus dem Landkreis am Tourismusstand bereithalten.

Kein anderes Bundesland gibt auf der Internationalen Grünen Woche (IGW) in Berlin so vielen Klein- und Kleinstunternehmen Raum wie Mecklenburg-Vorpommern. „Wir sprechen nicht nur über die Bedeutung von regionalen Produkten – wir arbeiten auch strategisch daran, die vielen kleinen Betriebe im Land und ihre Produkte überregional bekannt zu machen“, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus in der Landespressekonferenz, bei der er die Besonderheiten der MV-Halle vorstellte. Insgesamt werden sich bis zum 26. Januar 62 Unternehmen aus M-V auf der IGW in Berlin zeigen.

„Viele dieser Unternehmen haben ohne die Unterstützung des Landes gar nicht die Möglichkeit, an einer solchen Messe teilzunehmen, obwohl sie qualitativ hervorragende Produkte anbieten.“, sagte Backhaus.

Die IGW hat für Unternehmen aus MV eine besondere Bedeutung. Minister Backhaus: „Mehr als 95 % der Beschäftigten in Mecklenburg-Vorpommern arbeiten in Klein- oder Kleinstbetrieben. Es liegt auf der Hand, dass es für diese Unternehmen deutlich schwieriger ist, ihre Kreise weiter zu ziehen. Deshalb hat die Landesregierung gezielt Maßnahmen aufgelegt, um die Absatzchancen dieser Unternehmen zu verbessern. Die Teilnahme an der IGW ist für Unternehmen aus der Ernährungswirtschaft ein wichtiger Strategie-Bestandteil. Die Grüne Woche wird von 400.000 Menschen in zehn Tagen besucht und ist ein sehr geeigneter Testmarkt für die eigenen Produkte.“

Am Freitagabend lud die Staatskanzlei anlässlich des Empfangs der Landesregierung Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft ein, sich über die zukünftige Gestaltung der Land- und Ernährungswirtschaft auszutauschen. Erstmals wurde die ganze Halle für die etwa 300 Gäste genutzt. Rund 15 Ausstellerinnen und Aussteller haben an diesem Abend ihre Stände geöffnet und sich mit ihren Produkte am Gelingen der Veranstaltung beteiligt. 

Zum dritten Mal in Berlin mit dabei sind die Eismacher Franziska Göttsche und Martin Horst. Mit ihrer Eismanufaktur „Jackle und Heidi“ beliefert das dynamische Duo ausgewählte Läden und Cafés sowie auf kleinen und großen Veranstaltungen mit mehr als 20 Sorten – darunter Klassiker wie Vanille, Schokolade oder Erdbeere, aber auch Ausgefallenes wie Wacholder-Basilikum, Avocado-Limette oder Biereis. Noch in diesem Jahr wollen die Jungunternehmer in Penzlin bei Neubrandenburg ihren ersten Laden eröffnen. Über eine App sollen Kunden künftig auch Bestellungen von unterwegs aufgeben und im Laden abholen können. Die Ware soll dann sicher verpackt direkt durchs Autofenster gereicht werden.

Martin Horst begleitete den Minister in die Landespressekonferenz, um sein Unternehmen vorzustellen. „Ich freue mich, dass heute ein junger kreativer Mensch neben mir sitzt und stellvertretend für alle IGW-Aussteller Gutes aus MV zum Probieren mitgebracht hat. Es ist schön zu sehen, dass es junge Leute gibt, die ihre ersten beruflichen Schritte ganz woanders und durchaus erfolgreich gemacht haben und jetzt sagen: Ich möchte Nahrungsmittel herstellen. Diese „Jungen Wilden“ mit ihren kreativen Ideen tun uns gut. Sie zeigen, dass die Branche spannend sein kann – man muss sich nur trauen“, kommentierte Backhaus.

Grüne Woche
Jackle & Heidi stellen erneut Neubrandenburger Eiskreationen auf der Grünen Woche vor. Foto: Ralph Schipke

„Doch die Grüne Woche steht nicht nur für buntes Treiben und kulinarische Hochgenüsse; sie ist ebenso der Rahmen für mehr als 300 Foren, Seminare, Kongresse und Ausschusssitzungen und damit eine zentrale Plattform für den politischen Austausch“, betonte der Minister.

Auch in allen “Grünen Berufen” und in der Landwirtschaft gibt es reichlich Nachwuchssorgen. Für diese Jobs in der Natur wird auf der Messe in Berlin kräftig die Werbetrommel geruhrt. Foto: Ralph Schipke

Mit Sorge blickt Backhaus in diesem Jahr auf die Stimmung der Landwirte, von denen sich viele insbesondere durch die Ankündigungen im Agrarpaket in ihrer Existenz bedroht sehen. Gleichwohl betonte er, dass er die verfolgten Ziele für gut und wichtig hält: „Es ist richtig, mehr für den Insektenschutz und die Biodiversität erreichen zu wollen. Dafür brauchen wir die Landwirtschaft als Partner. Es wird Zeit, dass sich die Branche darauf konzentriert, was getan werden muss, damit unser Planet gesund und für nachfolgenden Generationen lebenswert bleibt, anstatt immer nur darauf zu verweisen, was alles nicht geht.“

Zweifelsohne haben die Landwirte immer wieder bewiesen, dass sie am Umwelt-, Ressourcen- und Klimaschutz interessiert sind, führte er aus. Das zeige unter anderem die rege Teilnahme an den Agrarumwelt- und Klimaschutzprogrammen des Landes. Alle bisherigen Schritte reichen aber nicht aus, um beispielsweise den Boden- oder Grundwasserschutz nachweislich zu verbessern. Als konkretes Beispiel nannte er die Düngeverordnung. „Vor nunmehr sieben Jahren wurden wir von der EU-Kommission erstmals auf die Nichteinhaltung verschiedener Verpflichtungen aus der Nitrat-Richtlinie hingewiesen. Seither arbeiten wir daran, das Problem in den Griff zu bekommen. Die Landwirtschaft hat indes auf Zeit gespielt. Sie hat das Beste gehofft, sich aber nicht auf das Schlimmste vorbereitet. Nun ist der Unmut groß.“ Vor diesem Hintergrund bekräftigte er, dass sein Haus weitere Einschränkungen so flankieren wird, dass kein Landwirt in Mecklenburg-Vorpommern um seine Existenz fürchten muss.

Auch die Zukunft der Wälder wird die Internationalen Grünen Woche inhaltlich bestimmen. „Rund um die Welt brennt der Wald – in Brasilien, Bolivien, Australien. Etliche Brände sind menschengemacht – entweder direkt oder als Folge des Klimawandels. Das heißt im Klartext, dass wir alle eine Mitschuld und eine Mitverantwortung an diesen Katastrophen haben. Sie stellen eine echte Bedrohung für das Weltklima und für den Erhalt der Artenvielfalt dar. Wenn Emmanuel Macron sagt „Unser Haus brennt“, dann weist er ganz richtig auf die weltweiten Zusammenhänge hin“, unterstrich Minister Backhaus.

Mecklenburg-Vorpommern wird in diesem Jahr gemeinsam mit dem Verband der Waldbesitzer den Empfang im Rahmen der IGW gestalten. „Wir wollen an diesem Abend MV als ein Bundesland präsentieren, in dem gezielt Waldmehrung und der Umbau der Wälder hin zu einer naturnahen und nachhaltigen Nutzung betrieben wird. Der Wald ist ein Multitalent: Klimaschützer, Sauerstoffproduzent, Holzlieferant, Lebens- und Erholungsraum. Der Wald kann ohne uns, aber wir nicht ohne ihn. Deshalb müssen wir alles daransetzen, um diese wichtige Lebensgrundlage zu schützen und weiterzuentwickeln“, erklärte der Minister.

Mit der Schweriner Erklärung „Wald neu denken – Wald neu lenken“ hat das Land in der vergangenen Woche einen ersten wichtigen Schritt in richtige Richtung gemacht und ist damit deutschlandweit Vorreiter.

Dazu brauche es weit mehr als waldbauliche Anpassungsstrategien. „Wir benötigen schnell und konsequent weitreichende umweltpolitische Maßnahmen, um die Veränderungen des Klimas auf ein für den Wald verträgliches Maß einzuschränken. Das Ziel muss sein, dass unsere Wälder ihre Funktionen in ganzer Breite weiterhin erfüllen. Mit der Schweriner Erklärung „Wald neu denken – Wald neu lenken“ haben wir in der vergangenen Woche einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung gemacht und sind damit deutschlandweit Vorreiter. Nun heißt es: dranbleiben! Wir müssen nun zeitnah konkrete Instrumente entwickeln, mit denen sich die Ökosystemleistungen des Waldes für Forstbetriebe in Wert setzen lassen und der langfriste Erhalt der Wälder gesichert werden kann.

Gastland der IGW ist in diesem Jahr Kroatien. Die Ernährungswirtschaft des Landes steckt laut Backhaus seit dem EU-Beitritt im Juli 2013 in einem „harten Anpassungsprozess“. Aus diesem Grund gebe es nur wenige kroatische Produkte in deutschen Supermärkten, obwohl Deutschland mit etwa 10 % aller Ausfuhren der wichtigste Exportmarkt für Kroatien ist. Kroatien will die IGW nutzen, um für die Qualität seiner Produkte zu werben.

Die 85. Internationale Woche ist bis kommenden Sonntag täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr, am Freitag bis 20.00 Uhr, geöffnet.

Quelle: Förder- und Entwicklungsgesellschaft
Vorpommern-Greifswald mbH | Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt

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