Azubi-Zuwachs ist nur Momentaufnahme

Nach jahrelanger Talfahrt vermeldet das Statistische Bundesamt zum zweiten Mal in Folge einen leichten Anstieg der Ausbildungsaktivität.

Die 521.900 abgeschlossenen Ausbildungsverträge im gerade beendeten Ausbildungsjahr bedeuten ein Plus von 1,2 % gegenüber dem Vorjahr.
Es handelt sich jedoch aller Voraussicht nach um einen vorübergehenden Anstieg, der v. a. durch den Arbeitsmarktboom der vergangenen Jahre und die zunehmende Einmündung von Flüchtlingen ins Ausbildungssystem getrieben war.
Schon für das Ausbildungsjahr 2019 erwartet KfW Research wieder einen leichten Rückgang der Neuverträge. Diese Einschätzung fußt auf einer Vorabauswertung des KfW-Mittelstandspanels 2019: Unter den mittelständischen Ausbildungsunternehmen gehen 21 % von einem Rückgang ihrer Azubi-Zahl im Jahr 2019 aus, nur 13 % rechnen mit einem Anstieg.

Nur 5 % der Kleinsten sind Ausbilder

Traditionell haben die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) eine besondere Bedeutung für die duale Ausbildung. Denn im Mittelstand arbeiten nicht nur ca. 70 % aller Beschäftigten, sondern sogar ca. 90 % aller (betrieblichen) Auszubildenden.
Doch bei Weitem nicht alle Mittelständler bilden aus. Die Ausbildungsaktivität konzentriert sich auch im Jahr 2018 auf 13 % der KMU. Dies ist auf die Größenverteilung des Mittelstands zurückzuführen. Der Mittelstand besteht zu 80 % aus Kleinstunternehmen (weniger als 5 Beschäftigte), von denen nur 5 % überhaupt ausbilden.
Demgegenüber haben drei Viertel der größeren Mittelständler (50 oder mehr Beschäftigte) Azubis.

Unterschiede zwischen den Ländern

In den westdeutschen Flächenländern ist die Ausbildungsaktivität strukturell hoch, wie die Durchschnittsbetrachtung der Jahre 2013–2017 zeigt: In Niedersachsen (inkl. Bremen) bilden 20,5 % der KMU aus, in Rheinland-Pfalz (inkl. Saarland) 18,5 %. Auch in NRW und Sachsen-Anhalt liegt die Ausbilderquote mit 16 % deutlich über dem Bundesdurchschnitt (2013–2017: 14,1 %). Die Schlussgruppe mit Quoten unter 11 % bilden Sachsen, Thüringen, Berlin und Hamburg

Die Unterschiede lassen sich z. T. mit den Strukturen des Mittelstands in den Ländern erklären: In Ostdeutschland sind Kleinstunternehmen insgesamt häufiger.
In den Stadtstaaten dominieren die Dienstleistungsunternehmen. Traditionell starke Ausbildungsbranchen (in Industrie, Handwerk) mit Ausbilderanteilen von 20–30 % sind hingegen seltener vertreten.
Das gilt nicht nur für die Millionenstädte Berlin und Hamburg, deutschlandweit ist die Ausbilderquote in Großstädten (über 100.000 Einwohner) gut einen Prozentpunkt niedriger als in kleineren Städten und Dörfern.

Quelle: KfW Research Volkswirtschaft Kompakt Nr. 183

2019-09-11

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