KfW-Gründungsmonitor 2018

Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit nimmt ab, Lichtblick durch Jüngere

In vielen Industrienationen zeigt sich die gleiche Entwicklung: Der Gründergeist schwindet. Auch in Deutschland geht der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit tendenziell zurück. Erfreulich ist aber, dass unter Jüngeren der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit zuletzt wieder zunahm.

Dass die Gründungstätigkeit in Deutschland seit Jahren sinkt, ist maßgeblich auf den außergewöhnlich lange anhaltenden Arbeitsmarktaufschwung zurückzuführen.
Im aktuellen Rekordarbeitsmarkt sind die Konditionen einer Anstellung häufig sehr gut.

Gleichzeitig sind die Gründungschancen offenbar besser denn je: Noch nie sahen so viele Menschen gute Gelegenheiten für eine Existenzgründung wie im Jahr 2018. Dieser Anteil hat sich seit dem Jahr 2004 von 14 auf zuletzt 42 % an der Erwerbsbevölkerung verdreifacht.

Potenzielle Gründer haben die Qual der Wahl: Die Arbeitsmarktchancen wirken aber offenbar attraktiver als die Gründungschancen und so entscheiden sich viele letztlich immer häufiger gegen die Selbstständigkeit.

Ein weiteres Problem: Der Gründergeist schwindet

Der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit hat abgenommen – nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern. Immer weniger Menschen würden sich für eine berufliche Selbstständigkeit entscheiden, wenn sie frei wählen könnten.
Auch in Deutschland ging der Selbstständigkeitswunsch immer weiter zurück, zuletzt (2018) auf nur noch ein Viertel der Erwerbsbevölkerung.

Der weichende Gründergeist ist auch ein Resultat der demografischen Alterung. In den meisten Industrieländern wird die (schrumpfende) Bevölkerung immer älter. Der im Trend nachlassende Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit hat also auch mit der demografischen Entwicklung zu tun. Denn der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit nimmt mit steigendem Lebensalter ab.

Selbstständigkeitswunsch bei Jüngeren ist gestiegen

Ein Lichtblick für den Gründergeist ist hierzulande die Entwicklung bei den unter 30-Jährigen. Bei ihnen wurde der Selbstständigkeitswunsch in den vergangenen beiden Jahren wieder stärker: Frei von Sachzwängen hätte sich 2018 gut jeder Dritte für eine Selbstständigkeit entschieden.

Mehr Frauen gründen

Im Trend der vergangenen 15 Jahre zeigt sich, dass ein steigender Anteil der Existenzgründungen durch Frauen realisiert wird. Dennoch sind Frauen im Verhältnis zu ihrem Bevölkerungsanteil bei der Gründungstätigkeit in Deutschland nach wie vor unterrepräsentiert. Es ist daher ein erklärtes Ziel der Wirtschaftspolitik, Gründungen durch Frauen zu stärken.

Fazit:

Die erfreuliche Entwicklung, dass unter Jüngeren der Wunsch nach beruflicher Selbstständigkeit wieder zunimmt, muss weiter gestärkt werden.
Die Initiative Unternehmergeist in die Schulen ist dafür ein richtiger Ansatz. So lernen Kinder und Jugendliche die Selbstständigkeit als gleichberechtigte Erwerbsform zur abhängigen Beschäftigung kennen, was entsprechend den gängigen Lehrplänen nicht selbstverständlich ist.
Darüber hinaus sollte das geringere Gründungsinteresse Älterer nicht als unveränderlich hingenommen werden, dafür ist das Potenzial von „Silver Entrepreneurs“ zu wertvoll.

Gleiches gilt für das Gründungsinteresse von Frauen, denn dieses ist deutlich geringer als von Männern. Ihr Gründungsinteresse zu erhöhen ist der Schlüssel für eine Stärkung von Gründungen durch Frauen und damit für eine nachhaltige Stabilisierung des Niveaus der Gründungstätigkeit in Deutschland

Quelle und mehr: KfW Research, Fokus Volkswirtschaft, Nr. 261

2019-09-10

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