Arbeitsvolumen, Arbeitskosten, Ausgleichstage, Arbeitszeit, IAB-Betriebspanel

In Ostdeutschland mehr kleinere Betriebe: Fast drei Viertel haben weniger als 10 Beschäftigte

Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) führt jährlich im Auftrag der Bundesregierung eine bundesweite Arbeitgeberbefragung zu zahlreichen wirtschafts- und beschäftigungspolitischen Fragen durch.

Für die Daten 2018 wurden insgesamt rund 15.000 Betriebe befragt, darunter etwa 6.000 in Ostdeutschland. Diese Befragungsdaten sind Grundlage der Sonderauswertung speziell für Ostdeutschland durch das Institut für sozialökonomische Strukturanalysen (SÖSTRA).
Die dazugehörige Broschüre „IAB-Betriebspanel Ostdeutschland“ wurde nun veröffentlicht.

Nachfolgend einige der Ergebnisse der Befragung (Quelle: Kurzfassung des IAB-Panels):

In Ostdeutschland mehr kleinere Betriebe und Großbetriebe deutlich kleiner als im Westen

Fast drei Viertel haben weniger als 10 Beschäftigte. Der Anteil dieser Kleinstbetriebe ist damit um vier Prozentpunkte größer als in Westdeutschland. In Großbetrieben, d. h. Betrieben mit mindestens 250 Arbeitnehmern, arbeiten in Ostdeutschland 25 %, in Westdeutschland 31 % aller Beschäftigten. Großbetriebe in Ostdeutschland beschäftigten durchschnittlich 557, Großbetriebe in Westdeutschland 664 Mitarbeiter.

Betriebslandschaft in Ostdeutschland stärker von jüngeren Betrieben geprägt

87 % der ostdeutschen Betriebe wurden erst nach 1990 gegründet. Lediglich 13 % sind vorher gegründet worden. In Westdeutschland ist der Anteil von älteren Betrieben mit 33 % mehr als doppelt so hoch. Jüngere Betriebe beschäftigen im Durchschnitt 14 Mitarbeiter und sind damit nur halb so groß wie länger am Markt existierende Betriebe. Die vor 1990 gegründeten Betriebe beschäftigen durchschnittlich 30 Beschäftigte.

Wirtschaft in Ostdeutschland stärker von qualifizierter Arbeit geprägt

Die große Mehrheit der Beschäftigten in Ost und West übt Tätigkeiten aus, die eine formale Qualifikation voraussetzen. Mit 67 % ist der Anteil von Beschäftigten auf der mittleren Ebene im Osten allerdings deutlich höher als in Westdeutschland (59 %). Bei hochqualifizierten Tätigkeiten bestehen hingegen kaum Unterschiede zwischen Ost und West.

Beschäftigungsmöglichkeiten von Un- und Angelernten im Osten begrenzter als im Westen

In 63 % der ostdeutschen Betriebe gibt es mittlerweile keine Arbeitsplätze mehr für Personen ohne eine berufliche oder akademische Ausbildung. In Ostdeutschland ist die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe damit in noch stärkerem Maße von der Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte abhängig als in Westdeutschland. Gleichzeitig sind die Beschäftigungschancen für Personen ohne Ausbildung geringer.

Deckung des Bedarfs an Fachkräften wird immer schwieriger

Vielen Betrieben ist es nicht oder nur teilweise gelungen, die angebotenen Stellen zu besetzen. Von den 3,4 offenen Fachkräftestellen, die in den ostdeutschen Betrieben mit Fachkräftebedarf durchschnittlich zu besetzen waren, blieben im Mittel 1,4 Stellen bis zum Stichtag vakant. Insgesamt konnten 41 % der angebotenen Fachkräftestellen im Osten nicht besetzt werden.
Bei Kleinstbetrieben blieben 60 % der angebotenen Fachkräftestellen unbesetzt. Großbetriebe konnten dagegen nach wie vor ihren Bedarf an Fachkräften überwiegend decken: Lediglich 18 % der Stellen blieben dort unbesetzt.
Viele ostdeutsche Betriebe erwarten eine Verschärfung der Probleme: 43 % rechnen für die nächsten zwei Jahre mit Schwierigkeiten, benötigte Fachkräfte zu gewinnen (2016: 36 %, 2014: 28 %)

Frauen und Männer in der Wirtschaft

Frauen stellen knapp die Hälfte der Beschäftigten in Ostdeutschland. Etwa jede/r sechste Beschäftigte – männlich wie weiblich – in Ostdeutschland übt eine einfache Tätigkeit aus, die keine Ausbildung erfordert. In Westdeutschland ist dieser Anteil deutlich höher (27 %), und Frauen sind noch einmal häufiger auf Stellen für Un- und Angelernte tätig als Männer (30 gegenüber 27 %).
In Ostdeutschland sind knapp ein Drittel der Führungskräfte auf der ersten Führungsebene weiblich. Der Frauenanteil an den Führungskräften ist damit im Osten wesentlich höher als in westdeutschen Betrieben. Er liegt jedoch – wie auch im Westen – weit unter dem Anteil an den Beschäftigten (Frauenanteil: 47 %).

Betriebliche Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten

In Ostdeutschland ist eine Wochenarbeitszeit vom mehr als 40 Stunden deutlich weiter verbreitet als in Westdeutschland. Dadurch arbeiten Beschäftigte in Ostdeutschland im Mittel rund eine halbe Stunde länger pro Woche als ihre westdeutschen Kollegen.
In etwa jedem vierten ost- und westdeutschen Betrieb besteht die Möglichkeit, mobil, d. h. mittels digitaler Endgeräte von unterwegs oder von zu Hause aus zu arbeiten. Insgesamt erstrecken sich diese Optionen auf gut ein Zehntel der Beschäftigten in Ost und West.

Weitere Kurzinformationen, u. a. zu den Themen Weiterbildung, Beschäftigung von Geflüchteten, Tarifbindung, Produktivität, Investitionen und Innovationen, kann man in der Kurzfassung des IAB-Panels nachlesen.

Für ausführliche Informationen:
Broschüre “IAB-Betriebspanel Ostdeutschland“

2019-07-18

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