DRK-Wasserrettung kommt auch aus der Luft

Luftrettung am Ostseestrand

Die DRK-Quadrocopter können über einem Badenden in Not eine Schwimmhilfe abwerfen .

Die erste Idee kam einem Greifswalder Notarzt im Urlaub im fernen Dubai. Am Persischen Golf kreisten über ihm plötzlich Drohnen, die Rettungsringe abwarfen. Der Notfallmediziner fragte nach der Heimkehr bei der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuz (DRK) an, ob unbemannte Hilfe aus der Luft nicht auch Menschen am Ostseestrand schneller und sicherer vor dem Ertrinken retten könnte?

Der entscheidende Vorteil von Drohnen gegenüber jedem Rettungsschwimmer liegt in der Geschwindigkeit. Im Idealfall ist das Fluggerät nach Sekunden aufgestiegen und draußen über dem Wasser, während Retter im Boot um jede Minute ringen, um möglichst schnell am Unfallort zu sein. Außerdem kann die Rettungsdrohne zugleich ein „fliegendes Auge“ für die Einsatzleitung sein.

Der ehrenamtlicher Landeschef der DRK-Wasserwacht, Thomas Pohlers fand: Starke Idee. Und suchte umgehend gemeinsam mit dem Greifswalder Rettungssanitäter Thomas Wodrig einen Partner für die Entwicklung eines DRK-Rettungscopters zur Unterstützung der Wasserwacht an Mecklenburg-Vorpommerns Stränden und Badestellen.

Mit Martin Kiskemper fand sich der Richtige im Fachbereich Geomatik an der Hochschule Neubrandenburg. Foto: Ralph Schipke

Dort wird Drohnentechnik bereits zur Vermessung eingesetzt. Kiskemper ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in den Fachrichtungen Geoinformatik, Geodäsie und Messtechnik und außerdem wie Thomas Wodrig vom DRK-Rettungsdienst Hobby-Flugmodellbauer. Das passte perfekt.

Das DRK wollte zügig alle Kreisverbände mit fliegenden Rettungscoptern ausrüsten. Also wurden 14 Drohnen für die Küste gekauft. Vier sind mittlerweile an Binnenseen stationiert. Martin Kiskemper hat die unbemannten Fluggeräte so umgerüstet, dass die DRK-Quadrocopter über einem Badenden in Not eine Schwimmhilfe abwerfen können. Immer neue Ideen entstanden in den Gesprächen mit den Wasserrettern und dem Techniker. „Man müsste noch…“, hieß es oft. Etwa einer verunglückten Person weit draußen im Wasser, vom Rettungsturm deutliche Ansagen machen können.

Um eine solche Hilfe aus der Höhe leisten zu könne, wurden inzwischen 67 Wasserretter im Land beim DRK zu Drohnenpiloten qualifiziert. Foto: Franziska Krause/DRK

Den Menschen in Not kann mit der aktuellsten Version des DRK-Rettungsfliegers über ein angebautes Megaphon Mut zu gesprochen werden. Der Einsatzleiter kann aus der Ferne erklären, was genau wann bei der Rettungsaktion passiert. Und verbal das Opfer dirigieren, damit es schnell die abgeworfene Schwimmhilfe zu fassen bekommt.

Schwimmer, mit denen so eine Luft-Wasser-Rettung trainiert wurde, berichten: „Durch die Konzentration auf die anfliegende Drohne und durch den Zuspruch aus der Ferne wurde ich ruhiger, fühlte mich gleich sicherer. Merkte nach weniger als einer Minute: Da kommt Hilfe!“

Um eine solche Hilfe aus der Höhe leisten zu könne, wurden inzwischen 67 Wasserretter im Land beim DRK zu Drohnenpiloten qualifiziert.

Das Drohenprojekt mit der Wasserrettung in Mecklenburg-Vorpommern wird auf der Regionalkonferenz der Neubrandenburger Hochschule beim Praxiseinblick in aktuelle Kooperationsprojekte der Hochschule Neubrandenburg vorgestellt. Es ist ein Teilvorhaben aus „HiRegion – Hochschule in der Region“, das sich unter anderem mit Mobilität, Familienbildung, GENIUS, Transferstelle Daseinsvorsorge, Landschaft, Ernährung, Stadtteilarbeit Oststadt, psychosoziale Beratung für Migration und Kunst befasst. Foto: Thomas Wodrig / DRK

Das Drohenprojekt mit der Wasserrettung in Mecklenburg-Vorpommern wird auf der Regionalkonferenz der Neubrandenburger Hochschule beim Praxiseinblick in aktuelle Kooperationsprojekte der Hochschule Neubrandenburg vorgestellt. Es ist ein Teilvorhaben aus „HiRegion – Hochschule in der Region“, das sich unter anderem mit Mobilität, Familienbildung, GENIUS, Transferstelle Daseinsvorsorge, Landschaft, Ernährung, Stadtteilarbeit Oststadt, psychosoziale Beratung für Migration und Kunst befasst.

Porträt Ralph Schipke
Foto: Bettina Schipke

Autor:
Ralph Schipke © GRUENDER-MV.DE
| 04.06.2019 |

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