Ralph Schipke

Bei der Hygiene auf die Finger geschaut

Auch bei einem Stralsunder Startup dreht sich alles um Patientenwohl, Klinikalltag und Hygiene. Vier kluge Köpfe haben sich um Maik Gronau gescharrt, um etwas Bahnbrechendes aus dem „Internet der Dinge“ in die Welt der Kliniken und Pflegeeinrichtungen zu verpflanzen. Eine Art Push-Button oder Trigger für die Verwendung von Desinfektionsmitteln. Offiziell heißt ihr System: „Digitaler Assistent für die Krankenhaushygiene“.

Tobias Gebhardt,
Tobias Gebhardt, der dieses junge Unternehmen nach außen vertritt, kann sich durchaus vorstellen, dass sich aus dem GWA-Transponder, den demnächst jeder Arzt und jeder Klinikbeschäftigte tragen könnte, und dem in Stralsund entwickeltem datenbasierenden NosoEx-Monitoringsystem einmal eine Art „Schwester Alexa“ entwickelt, die mit künstlicher Intelligenz viele hochkomplexe Prozesse in Krankenhäusern europaweit steuert. Aber das ist echte Zukunftsmusik.
Foto: Ralph Schipke

Die Gründer aus Vorpommern haben sich auf die Händehygiene fokussiert. Otto Normalpatient liest immer wieder Horrormeldungen von multiresistenten Klinikkeimen und deren Killerpotential in der Zeitung oder im Internet. „In Deutschland sind jedes Jahr 700.000 sogenannter nosokomialen Infektionen zu verzeichnen. 10.000 –15.000 davon enden tödlich. In ganz Europa infizieren sich sogar 4,5 Millionen Menschen mit Krankenhauskeimen. 90 Prozent der Keimübertragungen erfolgen über die Hände.“ Gronau, der die Idee hatte, und Gebhardt, der verantwortlich für die Geschäftsentwicklung des jungen Unternehmens zeichnet, werden nicht müde, diese Fakten auf Podien und bei Pitches, vor Klinikmanagern oder potenziellen Investoren zu dozieren.

Kliniken in ganz Europa nutzen die Erfindung

Unter einer nosokomialen Infektion versteht der Hygieniker eine Infektion, die Patientinnen und Patienten im Zusammenhang mit einem Aufenthalt in einer medizinischen Einrichtung oder einer Behandlung in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtung erwerben. Und genau das ist das Problem, für das die Gründer vom Strelasund eine Lösung parat haben. Und inzwischen bereits an eine Reihe von Kliniken – nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern – verkaufen konnten.


Tobias Gebhardt Foto: Ralph Schipke

Tobias Gebhardt startete schon in der Studienzeit in Rostock und Dänemark „mehrere Sachen“, wie er es heute sagt. Er hält wie Hanna Bachmann im Bundesverband Deutsche Startups die MV-Flagge hoch. Auf die Handhygiene ist er auch bereits als Student verfallen, als sie bei Tests an Hochschulen des Landes herausbekommen wollten: „Wer drückt häufiger den Seifenspender – Männlein oder Weiblein?“

2015 in Vorpommern gegründet

Bei wissenschaftlich begleiteten Untersuchungen in Kliniken in Karlsburg und im niedersächsischen Lüneburg stellte sich heraus, dass mit dem Transponder am Mann oder an der Frau der Verbrauch von Desinfektionsmitteln nennenswert steigt und sich die Hygiene im Klinikalltag nachweislich verbessert. Alles letztlich zum Wohle der Patienten, was ja auch die Gründer von MediTex und Coldplasmatech motivierte, sich auf den heißumkämpften Medizinmarkt zu wagen.
Die Grundidee für GWA Hygiene wurde 2013 geboren.

2015 gründete das Team die Firma, um bis ins vergangene Jahr hinein die Serienreife ihres Systems zu entwickeln. Und Hürden gab es ausreichend zu überwinden, was bei der Entwicklung von Hardware und Software gut vorstellbar ist.“


|17.04.2019 |

Auch im digitalen Magazin der KfW Bankengruppe wird die Gründer-Geschichte aus Stralsund erzählt: “Schutz vor Krankenhauskeimen”

https://www.kfw.de/stories/gesellschaft/gesundheit/kuenstliche-intelligenz-haendehygiene/
„Der unternehmerische Fokus der GWA Hygiene GmbH liegt in den kommenden Monaten auf der weiteren Marktdurchdringung in Deutschland und dem europäischen Ausland“, erläutert Tobias Gebhardt.  © GRUENDER-MV.DE
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