Gründungsstandort Deutschland: Angst vorm Scheitern nehmen

Der Gründungsstandort Deutschland ist gut und sollte weiter gestärkt werden. Ein langgehegtes Anliegen der Wirtschaftspolitik ist es dabei, den Menschen die Angst vor dem Scheitern zu nehmen. Denn diese ist hier eher stärker als anderswo, auch wenn sie rückläufig ist.

Worin ist diese Angst in Deutschland aber begründet?
Mit diesem Thema befasst sich befasst sich KfW Research in der neuen Ausgabe von „Fokus Volkswirtschaft“.

Stand 2017 würde die Angst vor dem Scheitern 42 % der deutschen Erwerbsbevölkerung von einer Unternehmensgründung abhalten. Das sind zwar mehr als in vergleichbaren Industrienationen wie Frankreich (39 %), Großbritannien (37 %) oder den USA (34 %), die Abstände sind allerdings nicht besonders groß. Die Angst vor dem Scheitern ist zudem in der deutschen Erwerbsbevölkerung nach 2011 fast stetig gefallen.

Angst vor dem Scheitern in Deutschland ist vor allem von der Angst vor finanziellen Belastungen und Insolvenz geprägt

Der Amway Global Entrepreneurship Survey6 2015 zeigt eindeutig, dass hinter der Angst vor dem Scheitern in Deutschland vor allem die Angst vor finanziellen Belastungen und Insolvenz sowie die Angst vor persönlicher Enttäuschung steckt.
Hier liegt Deutschland auch weit über dem globalen Mittel.

Stigmatisierungsängste wie Reputationsverlust bei Freunden, Kollegen oder Geschäftspartnern sowie davor, keine zweite Chance zu bekommen, rangieren hingegen ganz unten – und liegen damit voll im globalen Schnitt.
Stigmatisierung gescheiterter Unternehmer gibt es zwar in Deutschland – nicht jedoch als breites Gesellschaftsphänomen.

Unternehmensinsolvenzen, D&O-Versicherung, Angst vor dem Scheitern
Die Angst vor finanziellen Belastungen und Insolvenz
hält hauptsächlich Deutsche vom Gründen ab.

Ein weiterer kritischer Punkt ist das mangelnde Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten. Das ist umso bedauerlicher, wenn man sich die Entwicklung der Gründungschancen in Deutschland vor Augen führt. Noch nie sahen so viele Menschen gute Gelegenheiten für eine Existenzgründung wie im Jahr 2017.
Angesicht des mangelnden Vertrauens in die eigenen Fähigkeiten ist es auch nicht verwunderlich, dass nur gut die Hälfte der Erwerbsbevölkerung die Selbstständigkeit als erstrebenswerte Berufswahl in Deutschland erachtet (51 %). Damit liegen wir im Ländervergleich weit abgeschlagen auf Platz 45. Und das, obwohl mit 78 % die große Mehrheit der Meinung ist, dass in Deutschland erfolgreiche Unternehmer ein hohes Ansehen genießen.

Was sollte bzw. muss unternommen werden?

Generell sollte die bessere Vermittlung unternehmerischer Kompetenzen ein wichtiges Anliegen der Wirtschaftspolitik sein. Denn hier hängt Deutschland weit hinter anderen Ländern hinterher – und hemmt somit den dringend benötigten Gründernachwuchs.
Eine stärkere unternehmerische Bildung kann auch dabei helfen, mehr Frauen als Unternehmerinnen zu gewinnen. Denn sie sorgen sich häufiger um fehlende gründungsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten.

Die Initiative „Unternehmergeist in die Schulen“ ist deshalb ein richtiger Ansatz, reicht aber bei Weitem nicht aus.

Auch die Gründungsoffensive: „GO!“ der Bundesregierung soll den Gründungsstandort Deutschland weiter stärken. Die Gründungsoffensive umfasst Maßnahmen wie den Ausbau bestimmter Förderinstrumente zur Gründungsfinanzierung, aber auch schwieriger zu bewältigende Vorhaben wie die Stärkung der Gründungskultur in Deutschland.

Quelle und mehr: KfW, „Fokus Volkswirtschaft“, Nr. 242

2019-02-07

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