Studie „Selbstständige Erwerbstätigkeit in Deutschland“

Das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales eine Studie zum Thema „Selbstständige Erwerbstätigkeit in Deutschland“ veröffentlicht.

Aus der Zusammenfassung:

  • Die Zahl der Selbstständigen in Deutschland beläuft sich derzeit auf über vier Millionen.
    Zwischen den Jahren 2002 und 2005 stieg die Zahl der Solo-Selbstständigen bei gleichzeitig fast unveränderter Zahl der Selbstständigen mit Beschäftigten, sodass Solo-Selbstständige heute die zahlenmäßig größere Gruppe sind.

  • Der Anteil der Selbstständigen an allen Erwerbstätigen lag in den vergangenen 20 Jahren relativ konstant zwischen zehn und elf Prozent.

  • Der Stellenwert von selbstständiger Erwerbstätigkeit ist jedoch je nach sozio-demographischer Gruppe verschieden hoch und ändert sich teilweise auch über die Zeit. So sind Frauen weniger häufig selbstständig tätig als Männer, während die Selbstständigenquote unter Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit in etwa denen ohne deutsche Staatsangehörigkeit entspricht.

  • Zudem befinden sich unter älteren Erwerbstätigen häufiger Selbstständige als unter jüngeren Erwerbstätigen. Vor dem Hintergrund eines allgemeinen Zuwachses von Erwerbstätigen mit einem Alter von 65 oder mehr Jahren hat auch die Zahl der Selbstständigen in dieser Altersgruppe zugenommen. Der Anteil der Solo-Selbständigen unter den Erwerbstätigen mit einem Alter von 65 oder mehr Jahren ist dabei über die Zeit gestiegen.

  • Nach Bildungsgruppen unterschieden zeigt sich, dass der Anteil von Selbstständigen mit dem Qualifikationsniveau steigt.
    Die Qualifikationsstruktur von Selbstständigen kann mit den ausgeübten Berufen in Verbindung gebracht werden. So sind etwa Human- und Zahnmediziner, deren Selbstständigkeit obligatorisch einen Universitätsabschluss verlangt, aktuell zahlenmäßig unter den Top-5 Berufen von Selbstständigen.
    Darunter befinden sich aber auch die Berufsgruppen „Landwirtschaft“ und „Körperpflege“, die keine qualifikatorischen oder formalen Zugangskriterien besitzen.
    Unter den häufig selbstständig ausgeübten Berufen sind in absoluten Zahlen gemessen sowohl eher von Frauen dominierte Berufe (Berufsgruppe „Körperpflege“) als auch eher von Männern dominierte Berufe (beispielsweise die Berufsgruppe „Human- und Zahnmedizin“).

  • Bei der Betrachtung von Gründerzahlen zeigt sich eine gewisse Dynamik innerhalb der Gruppe der selbstständig Tätigen zu verschiedenen Zeitpunkten. Vor allem verschieben sich die Zugänge in Selbstständigkeit immer mehr hin zu älteren Personen, die teilweise aus dem (Vor-)Ruhestand heraus eine selbstständige Erwerbsarbeit aufnehmen.

  • Die Dynamik von selbstständiger Erwerbstätigkeit zeigt sich schließlich auch an der Höhe der Verbleibraten in Selbstständigkeit, die nach einem Jahr lediglich zwischen etwa 50 und 60 Prozent betragen.

  • Im Vergleich zu abhängig Beschäftigten ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten unter den Solo-Selbstständigen etwas höher, wobei Selbstständige mit abhängig 10 Beschäftigten die geringste Teilzeitquote aufweisen.
    Dabei sind unter den Frauen die Teilzeitquoten bei Solo-Selbstständigen mit denjenigen abhängig beschäftigter Frauen vergleichbar, während unter Männern die Teilzeitquote unter Solo-Selbstständigen am höchsten ist.

  • Solo-Selbstständige und Selbstständige im Vollzeiterwerb arbeiten durchschnittlich mehr Stunden in der Woche als abhängig Beschäftigte.

  • Die Solo-Selbstständigkeit ist neben der hohen Teilzeitquote auch durch ein im Mittel geringeres Einkommen sowie durch eine höhere Spreizung der Einkommen gegenüber Selbstständigen mit Beschäftigten und gegenüber abhängig Beschäftigten gekennzeichnet.

  • Mit Blick auf die Haushaltssituation von Solo-Selbstständigen in niedrigen Einkommensklassen zeigt sich allerdings auch, dass deren Einkommen im Durchschnitt nur eine Nebeneinkunft zu den vergleichsweise höheren Einkommen ihrer Partner darstellt.

  • Wie hoch die Zahl der Selbstständigen ist, die nicht obligatorisch für das Alter abgesichert sind, lässt sich nur näherungsweise bestimmen.
    Aus verschiedenen öffentlich zugänglichen Datenquellen ergibt sich die Zahl der obligatorisch versicherten Selbstständigen auf geschätzt etwa eine Million, sodass derzeit knapp drei Viertel der Selbstständigen in Deutschland nicht obligatorisch für das Alter abgesichert sind.

Zur vollständigen Studie „Selbstständige Erwerbstätigkeit in Deutschland“

2019-01-04

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