Paludimed Sonnentau

Ein Stück Geschichte in Sachen Paludikultur

Auf 3,5 Hektar des Breesener Moores, dessen Vernässung derzeit vorbereitet wird, werden ab Frühjahr 2019 in Partnerschaft mit Torfmoos Sonnentaupflanzen wachsen. Die sollen später zu Heilmitteln insbesondere gegen Atemwegserkrankungen weiter verarbeitet werden.

“Somit kann ich mit Fug und Recht sagen, dass wir alle heute ein Stückchen Geschichte in Sachen Paludikultur schreiben.”

Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus

Projektträger ist ein Startup, die PaludiMed GmbH aus Greifswald. Mit dem ersten Spatenstich am 2. Oktober zeigt Mecklenburg-Vorpommern  der Welt, dass Paludikultur hier nicht nur ein theoretisches Konzept ist, sondern im norsostdeutschen Bundesland mit Leben gefüllt wird, sagte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus. Er vollzog am Dienstag im Biosphärenreservat Schaalsee nordwestlich von Gadebusch den symbolischen ersten Spatenstich für den offiziellen Start eines viel versprechenden Paludikultur-Projektes.

Die die PaludiMed GmbH ging aus einem Projekt dieser Forschung hervor. Geschäftsführer  Dr. Jenny Schulz  (Foto) konnte mit ihrem Co-Gründer 
Balazs Baranyai ein Verfahren entwickelt, das die Kultivierung von Sonnentau auf Torfmoosrasen in einem größeren Umfang ermöglicht.

Unter einer Paludikultur wird Landwirtschaft auf nassen Moorflächen verstanden. Mecklenburg-Vorpommern verfügt über etwa 300.000 Hektar Moor. Das entspricht etwa 13 Prozent der Landesfläche. Trockengelegte Moore sind mit Emissionen von mehr als sechs Millionen Tonnen Kohlendioxidäquivalenten pro Jahr mit Abstand die größte Treibhausgas-Einzelquelle des Landes.

“Wenn wir tatsächlich die Klimaschutzziele von Paris bis 2050 umsetzen wollen, bedeutet das ganz klar: Die trockengelegten Moore müssen konsequent wiedervernässt werden.“

betonte Backhaus.

Andererseits können nicht alle bislang landwirtschaftlich genutzten Moorstandorte aus der Produktion genommen werden. In Mecklenburg-Vorpommern werden derzeit fast 60 Prozent der Moore landwirtschaftlich genutzt, etwa 21.000 Hektar als Acker und 144.000 Hektar als Dauergrünland.

Darum werden an der Universität Greifswald Ansätze entwickelt, die eine Pflanzenproduktion bei hohen Wasserständen mit Verwertungsmöglichkeiten dieser Pflanzen verbinden. Das Landwirtschaftsministerium unterstützt die Forschung mit der im Dezember 2017 beschlossenen „Fachstrategie Paludikultur“.

Auch die PaludiMed GmbH ging aus einem Projekt dieser Forschung hervor. Die heutigen Geschäftsführer konnten ein Verfahren entwickelt, das die Kultivierung von Sonnentau auf Torfmoosrasen in einem größeren Umfang ermöglicht. Denn Sonnentau, das nassen nährstoffarmen Boden verlangt, steht wegen der Entwässerung der Moore in Europa auf der Roten Liste der bedrohten Arten und kann als Rohstoff für die Pharmazie nur noch in Finnland und Afrika der Natur entnommen werden. Das Marktpotential für Sonnentau wird weltweit auf bis zu 100 Millionen Euro geschätzt.

„Ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn diesem Projekt möglichst bald weitere Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung von Paludikulturen folgen würden“, so der Minister.

Informationen zum Projekt: www.paludimed.eu

Quelle: Ministerium für Landwirtschaft und Umwelt | 02.10.2018 |

Print Friendly, PDF & Email