Entrepreneurship im Studienplan

TU Ilmenau: Ein Fünftel der MINT-Studiengänge in Ostdeutschland lehrt Entrepreneurship

Nach der Studie „Entrepreneurship Education Monitor 2018“ der Technischen Universität Ilmenau hat knapp ein Fünftel der sogenannten MINT-Studiengänge (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) in Ost-Deutschland Inhalte zum Thema Entrepreneurship im Studienplan verankert. Dabei zeigt die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Studie auf, dass es zum Teil deutliche Unterschiede zwischen den verschiedenen Fächergruppen und zwischen den einzelnen Bundesländern gibt.

In Deutschland werden die Themen unternehmerisches Denken und Handeln sowie Unternehmensgründungen an Hochschulen immer wichtiger. Für Gründungsinteressierte gibt es Professuren mit entsprechenden Schwerpunkten, hinreichend Anlaufstellen und Fördermöglichkeiten. Da bisher aber nicht bekannt war, inwieweit Hochschulen Inhalte zum Thema Entrepreneurship bereits in die Ausbildung von Studenten im MINT-Sektor integrieren, haben Wissenschaftler des Instituts für Medien- und Kommunikationswissenschaft der TU Ilmenau nun eine umfangreiche Dokumentenanalyse durchgeführt.

Auf der Basis von 2220 verfügbaren digitalen Studiengangdokumenten wurden 1361 MINT-Studiengänge an 58 Hochschulen in Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen analysiert. Das Ergebnis: Fast ein Fünftel der MINT-Studiengänge in Ostdeutschland hat Entrepreneurship im Studienplan verankert.

Die Kernergebnisse der Studie im Überblick

  • 19,3 Prozent der MINT-Studiengänge in Ostdeutschland haben Inhalte mit Bezug zu Entrepreneurship in den Studienplänen verankert.
  • Im Vergleich der Bundesländer variieren die Anteile der Studiengänge mit Entrepreneurship-Bezug mitunter deutlich. Während in Thüringen der Anteil mit 19,1 Prozent weitgehend dem ostdeutschen Durchschnitt entspricht, liegen die Anteile in Brandenburg und Sachsen-Anhalt mit 28,2 Prozent bzw. 29,7 Prozent vergleichsweise hoch. Unterdurchschnittlich sind die Anteile hingegen in Mecklenburg-Vorpommern mit 16,7 Prozent, Sachsen mit 15,4 Prozent und Brandenburg mit 15,0 Prozent.
  • Prozentual den größten Anteil von Studiengängen mit Entrepreneurship-Bezug haben Studiengänge der Fächergruppe Informations- und Kommunikationstechnik mit 31,6 Prozent. In den Ingenieurwissenschaften haben 18,3 Prozent der Studiengänge Entrepreneurship-Bezug, in der Fächergruppe Mathematik und Naturwissenschaften sind es 13,0 Prozent der Studiengänge.
  • Im Vergleich der Hochschularten zeigt sich, dass MINT-Studiengänge mit Entrepreneurship-Bezug eher an Fachhochschulen als an Universitäten zu finden sind. 22,1 Prozent der Fachhochschulstudiengänge bzw. 16,4 Prozent der Universitätsstudiengänge haben Entrepreneurship-Inhalte in den Curricula integriert.

Potenzial für innovative Gründungen gibt es vor allem in den technischen und naturwissenschaftlichen Disziplinen. Schon frühere Studien hatten gezeigt, dass bisher vor allem Studenten der Wirtschaftswissenschaften von Angeboten rund um das Thema Gründen profitieren, währen es im nicht-wirtschaftswissen¬schaftli¬chen Bereich noch Ausbaubedarf gibt. Auch die Ergebnisse des „Entrepreneurship Education Monitors 2018“ zeigen, dass die Ausbildung von Studenten im Bereich Entrepreneurship bei weitem nicht in allen MINT-Fächergruppen und -Studienbereichen in der Breite angekommen ist.

Anerkennung fand die Studie des Ilmenauer Wissenschaftler-Teams im Rahmen der 3E Konferenz des European Council for Small Business and Entrepreneurship (ECSB), die im Mai im niederländischen Enschede stattgefunden hat. Dort wurde der aus der Studie hervorgegangene Beitrag „There are still foundations to be laid. An analysis of entrepreneurship education in STEM degree programs“ von Britta Gossel, Kathrin Schleicher, Anja Solf, Maximilian Krauß, Christian Weber und Andreas Will mit dem Matthijs-Hammer Award „for the most innovative researcher whose research makes a difference by helping real world young entrepreneurs“ ausgezeichnet. In der Begründung heißt es, das Paper leiste einen großen Beitrag, Entrepreneurship über Disziplinen hinweg zu etablieren und unternehmerische Kompetenzen in der Ausbildung breiten Zielgruppen zugänglich zu machen.

Alle Ergebnisse zu den entsprechenden Bundesländern, den einzelnen Fächergruppen und Studienbereichen sowie ausführliche Informationen zur Methodik können nachgelesen und heruntergeladen werden auf der Projektwebseite: www.tu-ilmenau.de/entrepreneurship-education-monitor
Wissenschaftliche Ansprechpartner:

MINT-Studiengänge in Mecklenburg-Vorpommern (n=150)


Prozent (%) Anzahl (n)
nach Abschluss
BA 50,00 % 75
MA 46,0 69
Zertifikat 0 0
Diplom 1,3 % 2
Staatsexamen 2,7 % 4
nach Studienform
Vollzeit 69,3 104
Teilzeit 15,3 23
Vollzeit mit Teilzeitoption 15,3 23
nach Dualität
berufs- und ausbildungsbegleitend 17,3 26
nicht berufs- und ausbildungsbegleitend 82,0 123
beides möglich 0,7 1
nach Anwesenheitsmodell
Präsenzstudium 88,0 132
Fernstudium 11,3 17
beides möglich 0,7 1
Der MV-Ideenwettbewerb für Studierende und Hochschulangestellte soll Unternehmertum fördern. Foto: Archiv/Ralph Schipke

Quelle: Technische Universität Ilmenau | 19.09.18

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