Konjunktur: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im September 2018

Die deutsche Konjunktur zeigt sich solide, trotz eines schwachen Welthandels und außenwirtschaftlicher Unwägbarkeiten. Vor allem die binnenwirtschaftlichen Auftriebskräfte tragen gegenwärtig den Aufschwung.

Im ersten Halbjahr 2018 erhöhte sich das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) um 0,9 % gegenüber der Vorperiode. Zuvor war das BIP im ersten Halbjahr 2017 um 1,6 % und im zweiten Halbjahr 2017 um 1,1 % gestiegen.
Verwendungsseitig kamen die Impulse im ersten Halbjahr ausschließlich von der Binnenwirtschaft, insbesondere von den privaten Konsumausgaben und den Bruttoinvestitionen. Der Aufschwung wird sich im zweiten Halbjahr trotz der Unsicherheiten aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld fortsetzen.
Die Konjunkturindikatoren senden gegenwärtig allerdings auch gemischte Signale. In der Industrie steht ein deutlich aufgehelltes Geschäftsklima rückläufigen industriellen Auftragseingängen und einer zögerlichen Produktion gegenüber.

Wichtige binnenwirtschaftliche Auftriebskräfte entfalten unverändert ihre Wirkung: Die Beschäftigung und Einkommen erhöhen sich weiter kräftig. Insbesondere in den Dienstleistungsbereichen nimmt die Wertschöpfung weiter zu und die Bauwirtschaft boomt.

Aus dem weltwirtschaftlichen Umfeld kommen gegenwärtig geringere Impulse. Der ifo Index zum Weltwirtschaftsklima verschlechterte sich für das dritte Quartal 2018 erneut. Allerdings gehen nationale sowie internationale Organisationen in ihren jüngsten Prognosen weiter von einer zwar abgeschwächten, aber positiven Entwicklung der Weltwirtschaft aus. Im Juli gingen die Exporte saisonbereinigt und in jeweiligen Preisen leicht um 0,6 % zurück. Dieser Rückgang dürfte real durch den Anstieg der Ausfuhrpreise im gleichen Zeitraum etwas stärker ausfallen.
Die ifo Exporterwartungen sind weiterhin abwartend niedrig und deuten noch nicht auf eine deutliche Belebung der Ausfuhren hin.

Im Produzierenden Gewerbe zeigt sich eine gedämpfte Entwicklung, wobei auch Sondereffekte eine Rolle spielten. Die Erzeugung in der Industrie nahm im Juli um 1,9 % ab.
Die Produktion im Baugewerbe wurde indes im Zweimonatsvergleich um 0,7 % ausgeweitet.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe nahmen nach einem kräftigen Minus im Juni von 3,9 % im Juli nochmals um 0,9 % ab.
Während sich die Bestelltätigkeit aus dem Inland um 0,7 % erhöhte, gingen die Aufträge aus dem Euroraum um 2,0 % und aus dem Nicht-Euroraum kräftig um 8,0 % zurück.
Nach wie vor verfügt das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland jedoch über ein sehr gutes Auftragspolster; im Juni lag die Reichweite unverändert bei 5,6 Monaten. Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbes hat sich laut ifo Konjunkturtest zuletzt sogar wieder verbessert und befindet sich deutlich über seinem langjährigen Durchschnitt.
Die Industriekonjunktur dürfte daher, sobald sich der Zulassungsstau auflöst, ihren Aufschwung fortsetzen. Die Indikatoren für das Baugewerbe sprechen dafür, dass sich dort der Boom fortsetzt.

In den letzten Monaten war ein ordentliches Wachstum von Löhnen und Einkommen zu beobachten. Die verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte lagen im zweiten Quartal um 4,9 % höher als ein Jahr zuvor.
Mit der anhaltend guten Beschäftigungsentwicklung bei stabilen Preisen blieben daher die privaten Konsumausgaben im zweiten Quartal eine Stütze der Konjunktur, wenngleich sie nicht mehr so stark wie im Vorquartal expandierten.
Weitere Indikatoren für den privaten Konsum senden überwiegend positive Signale. Die Umsätze im Einzelhandel starteten mit – 0,4 % schwach ins dritte Quartal, nachdem sie sich im zweiten Quartal um 0,9 % erhöht hatten. Das Geschäftsklima im Handel war laut ifo Geschäftsklimaindex im August stabil zuversichtlich. Das Konsumklima schwächte sich zwar leicht ab, lag aber weiterhin auf hohem Niveau.

Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter positiv. Im Juli nahm die Erwerbstätigkeit saisonbereinigt um 46.000 Personen zu; auf Jahressicht betrug der Anstieg 1,3 %. 
Die Frühindikatoren signalisieren eine anhaltend starke Nachfrage der Unternehmen nach Arbeitskräften und einen weiteren moderaten Anstieg der Erwerbstätigkeit.
Die Zahl der Arbeitslosen sank im August saisonbereinigt geringfügig um 8.000 Personen; sie stieg nach den Ursprungszahlen ferienbedingt leicht auf 2,35 Mio. Personen. Die schrittweise Verringerung der Arbeitslosigkeit dürfte sich fortsetzen.
Die Eindämmung der Langzeitarbeitslosigkeit und die Stärkung der Wirtschaftskraft strukturschwacher Gebiete bleiben langfristig Herausforderungen.

Hinweis:
In diesem Bericht werden Daten verwendet, die bis zum 11. September 2018 vorlagen. Soweit nicht anders vermerkt, handelt es sich um Veränderungsraten gegenüber der jeweiligen Vorperiode auf Basis preisbereinigter und kalender- und saisonbereinigter Daten.

Ausführliche Daten

Quelle und mehr: Pressemitteilung BMWi

2018-09-13

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