DIHK-Gründerreport

DIHK-Gründerreport: Trendwende zum Positiven?

Wie der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in seinem aktuellen Report feststellt, stieg in immerhin 32 von 79 IHK-Regionen die Zahl der persönlichen Gespräche mit Gründungsinteressierten.

Der DIHK-Gründerreport basiert auf den Erfahrungsberichten der Existenzgründungsberater aus den 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) und einer statistischen Auswertung zum IHK-Gründerservice.
Insgesamt fußt die Untersuchung in diesem Jahr auf rund 200.000 IHK-Kontakten mit angehenden Unternehmerinnen und Unternehmern.
Und die werden häufiger: „Die IHKs verzeichnen bundesweit mehr Zulauf zu ihren Gründertagen”, sagte Wansleben. „Zudem informieren sich wieder mehr Menschen vor Ort in ihren IHKs über Möglichkeiten zur Existenzgründung.”
Offenbar mache die gute Konjunktur neugierig auf unternehmerische Selbstständigkeit, so sein Eindruck.

Allerdings: „Dort, wo sich der Gründungsgedanke konkretisiert, zeigen die Zahlen leider insgesamt weiter nach unten.” Erneut habe es weniger persönliche Kontakte zur eigentlichen Existenzgründung gegeben. „Hier ist jetzt die Politik am Zug”, forderte der DIHK-Hauptgeschäftsführer.
„Gründerinnen und Gründer brauchen dringend in ganz Deutschland schnelles Internet, weniger Bürokratie, zentrale Anlaufstellen für Behördengänge und E-Government auch in ländlichen Regionen.” Insbesondere in punkto Digitalisierung gebe es – trotz einer wachsenden Start-up-Szene – noch Luft nach oben, mahnte er. Projekte aus Dienstleistungsbranchen, Verkehr und Handel hinkten teils deutlich hinterher.

Weiterhin hohes Gründungsinteresse bei Frauen

Der Anteil von Teilnehmerinnen an der IHK-Gründungsberatung beträgt mittlerweile 44 Prozent – ein neuer Rekordwert. Allerdings beobachten die IHKs auch, dass viele Frauen von ihrem Gründungsvorhaben wieder Abstand nehmen. Viele gründungsinteressierte Frauen berichten den IHKs von großen Herausforderungen bei der Vereinbarkeit von Vollzeit- Erwerbstätigkeit und Familie.

Innovative Start-ups – ungefähr jedes zehnte Vorhaben

Die meisten Gründungen finden weiter im Handel oder in den Dienstleistungsbranchen statt. Neun Prozent wollen in der Informations- oder Kommunikationsbranche (IKT) gründen. Insbesondere hier gibt es viele innovative Start-ups. Aber auch Gründer anderer Branchen nutzen das Knowhow von IT-Dienstleistern, wenn sie ein innovatives Start-up gründen wollen.

Digitalisierung von Existenzgründungen – noch Luft nach oben

Unter dem Strich sehen die IHKs bei der Digitalisierung der Existenzgründer noch Luft nach oben. Die allermeisten Gründer aus dem IKT-Bereich sind den IHK-Erfahrungen zufolge digital sehr gut entwickelt. Allerdings hinken Gründungsprojekte aus Dienstleistungsbranchen, Verkehr und Handel teils deutlich hinterher. Gerade hier eröffnen sich durch die Digitalisierung jedoch viele Chancen, Angebote einer großen Kundengruppe bekannt zu machen und etwa über Online-Shops zu verkaufen.

Empfehlungen aus der IHK-Praxis: Flächendeckend rasches Internet,
Rechtssicherheit, Online-Verwaltungsverfahren einführen

92 Prozent der IHK-Experten sehen eine leistungsfähige flächendeckende Breitbandinfrastruktur als notwendige Voraussetzung dafür, dass die Digitalisierung von Existenzgründungen in der Fläche gelingt und in allen Regionen Deutschlands innovative Start-ups wachsen.
51 Prozent der Experten sehen Politik und Verwaltung in der Pflicht, für Rechtsicherheit für die wirtschaftliche Nutzung von Daten zu sorgen. Sicherlich spielt hier die am 25. Mai 2018 in Kraft getretene Umsetzung der EU-Datenschutzgrundverordnung eine Rolle.
46 Prozent der Experten erachten es als sehr wichtig, unternehmensbezogene Verwaltungsverfahren zu digitalisieren und in einem Portal verfügbar zu machen. Das würde erheblich dazu beitragen, bürokratische Abläufe im Gründungsgeschehen zu vereinfachen und zu verkürzen.
Jeweils rund ein Drittel der Experten fordern, digitale Basiskompetenzen in allen Bildungsbereichen und mehr Unterstützung beim Thema IT-Sicherheit zu vermitteln. Schon junge und gerade gegründete Unternehmen sollten sich der Herausforderung des Datenschutzes und der Datensicherheit bewusst sein.
28 Prozent der Experten sehen einen verbesserten Zugang zur Finanzierung als mitentscheidend für den Erfolg von Digitalisierungsvorhaben an – ein vor dem Hintergrund niedriger Zinsen und gemeinhin guter Finanzierungskonditionen recht hoher Wert. Viele Digitalisierungsvorhaben erfordern spezifisches Know-how und können besser von Investoren mit hohen Branchen-Kenntnissen als von Fremdkapitalpartnern gestemmt werden. Hier ist insbesondere beim Thema Beteiligungskapital anzusetzen.

Quelle: DIHK

Zum Download des DIHK-Gründerreports

2018-08-10

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