Einzelhandel

Der Kunde ist digital – ist es der Einzelhandel auch?

Unter dem Titel “Der Kunde ist digital – ist es der Einzelhandel auch?” laden die Industrie- und Handelskammern (IHK) des Landes, der Handelsverband Nord und das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung heute zur dritten Veranstaltung im Rahmen des „Dialogforum Einzelhandel“. Drei Stunden lang werden Handelsexperten und Wissenschaftler mit Vertretern der Kommunen und Einzelhändlern in Schwerin über die Auswirkungen der Digitalisierung auf Handels-, Stadt-und Regionalstrukturen diskutieren.

„Der Online-Handel führt zu einem Strukturwandel im Einzelhandel. Kunden bestellen zunehmend Waren – unabhängig von Zeit und Raum – mit digitalen Endgeräten. Diese Entwicklung führt auch zu veränderten Liefer- und Logistikströmen. Und unsere Innenstädte werden sich verändern, wenn auch mit unterschiedlicher Intensität und Ausprägung“, sagt der für Infrastruktur und Digitalisierung gleichermaßen zuständige Minister Christian Pegel. Kleinstädte, die bereits heute ein unzureichendes, in der Regel auf die Grundversorgung beschränktes Handelsangebot haben, werden besonders betroffen sein. Ein Rückgang der Kundenfrequenz wird zu Geschäftsaufgaben und zunehmendem Leerstand führen. „Aber zugleich bietet sich die Chance, die Angebotslücken durch Online-Angebote zu schließen und neue, alternative Versorgungsangebote zu entwickeln“, so Christian Pegel.

Studie zu Auswirkungen in M-V beauftragt

Die Deutschen tätigen heute etwa zehn Prozent ihrer Einkäufe online, Tendenz steigend (Quelle HDE Monitor, 2017). Wie dies allerdings in einzelnen Regionen genau aussieht, dazu gibt es bislang, anders als im stationären Einzelhandel, keine verlässlichen statistischen Daten. „Um sich diesem Strukturwandel zu stellen, müssen wir wissen, wie viel Kaufkraft bereits durch Online-Handel gebunden wird und welche Auswirkungen dies auf die regionale Standort-und Branchennachfrage hat. Benötigen wir künftig weniger Fläche für den stationären Handel oder eröffnen Kleinflächenkonzepte vielleicht neue Chancen für historische Innenstädte – das sind nur einige Fragen, die es zu klären gilt“, so der Minister. Deshalb hat das Energieministerium in Kooperation mit dem Handelsverband, den Industrie- und Handelskammern des Landes sowie dem Ostdeutschen Sparkassenverband Anfang 2018 eine Studie mit dem Titel „Bedeutung der Digitalisierung für die Entwicklung der Einzelhandels- und Versorgungsstruktur in Mecklenburg-Vorpommern“ in Auftrag gegeben.

Sie soll unter anderem das Online-Nutzerverhalten der Einwohner analysieren, differenziert nach Bevölkerungs-, Alters- und Branchengruppen sowie nach eventuellen Unterschieden zwischen Stadt und Land. Die Studie soll auch aufzeigen, welche Online-Offline-Konzepte in Deutschland und darüber hinaus erfolgreich sind und ob diese sich auf M-V übertragen lassen. Untersucht wird auch, ob eine gemeinsame Präsentation der lokalen Händler im Netz Lösungen für die Pro-bleme in den Innenstädten bieten, wie zufrieden die Einwohner mit den digitalen Angeboten im Handel sind und welche Erwartungen sie an diesen haben. Die Gutachter sollen zudem die Online-Umsätze in den einzelnen Branchen ermitteln, differenziert nach Größe und Funktion der Städte. Und auch die Frage, wie ist der Einzelhandel konzeptionell und personell im Hinblick auf die veränderte digitale Einzelhandelswelt aufgestellt, soll die Studie beantworten.

„Erste Ergebnisse erwarten wir im vierten Quartal 2018. Wir werden sie bei einer weiteren Veranstaltung des Dialogforums vorstellen und diskutieren“, kündigt Christan Pegel an. Dann fügt er hinzu: „Wie auch immer die Online-Offline-Entwicklung in Zukunft aussehen wird – eines scheint sicher: Die Händler müssen ihre Kunden dort abholen, wo sie gerade einkaufen wollen – in der Innenstadt, mit dem Tablet-PC auf der Couch oder mit dem Smartphone direkt im Geschäft.“

„Online plus Offline“ statt „Online gegen Offline“

Großen Wert legt der Minister auf die Feststellung, dass es nicht um „Online gegen Offline“ geht, sondern um „Online plus Offline“. Er präzisiert: „Die Zukunft liegt in der intelligenten Verknüpfung beider. Gewinner heute und in naher Zukunft werden die Händler sein, die ihren Kunden neben attraktiven Produkten eine einladende Atmosphäre, gut ausgebildetes Fachpersonal und eine leicht auffindbare Online-Präsenz bieten.“

Voraussetzung dafür ist ein flächendeckender und schneller Internetzugang für Händler und Kunden. „Dank unserer erfolgreichen Teilnahme am Breitbandförderprogramm des Bundes sind wir dabei, den ländlichen Raum mit schnellem Internet aufzurüsten. In den Landkreisen Vorpommern-Rügen sowie Ludwigslust-Parchim werden bereits die ersten Glasfaserkabel verlegt. Die anderen landesweiten Projektgebiete werden folgen“, so Christian Pegel.

Initiative des Handelsverbands

Das „Dialogforum Einzelhandel Mecklenburg-Vorpommern“ wurde im Februar 2016 auf Initiative des Handelsverbands gegründet als Plattform für einen breit angelegten Informations- und Diskussionsaustausch zwischen Politik, Verwaltung, Handel, Land, Kommunen, Wissenschaft und Verbrauchern. Gründungsmitglieder waren neben dem federführenden Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung der Handelsverband Nord, die Industrie- und Handelskammern des Landes, der Ostdeutsche Sparkassenverband und die kommunalen Spitzenverbände. Weitere Mitstreiter aus Politik, Verwaltung, Einzelhandel, Wirtschaft und Wissenschaft, aber auch Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, sich aktiv in den Dialog einzubringen.

Termin: Montag, 09.04.2018, 13:00 Uhr

Ort: Industrie- und Handelskammer zu Schwerin,
Ludwig-Bölkow-Haus, Graf-Schack-Allee 12

Insolvenz

Großen Wert legt der Minister auf die Feststellung, dass es nicht um „Online gegen Offline“ geht, sondern um „Online plus Offline“. Er präzisiert: „Die Zukunft liegt in der intelligenten Verknüpfung beider. Gewinner heute und in naher Zukunft werden die Händler sein, die ihren Kunden neben attraktiven Produkten eine einladende Atmosphäre, gut ausgebildetes Fachpersonal und eine leicht auffindbare Online-Präsenz bieten.” Foto: Ralph Schipke

Quelle: Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung

04/09/2018

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