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Lokale Antwort: Digitale Zentren im ländlichen Raum

Digitale Zentren im lokalen Raum sind lokale Räume in ländlichen Regionen, die als Anlaufstellen mit einer grundlegenden digitalen Infrastruktur fungieren und eine Vielzahl an Unterstützungsleistungen für Unternehmen und Kommunen im ländlichen Raum erbringen können. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat die Anzahl lokaler Zentren und digitaler Dienstleistungszentren im ländlichen Raum Europas kontinuierlich zugenommen.

Diese Zentren beruhen auf den Möglichkeiten moderner digitaler Technologien und sollen die Einführung und Anwendung dieser Technologien im ländlichen Raum unterstützen. Ganz allgemein können diese „Zentren“ Unternehmen und Einwohnern auf lokaler Ebene schnelle und zuverlässige Breitband-Internetzugänge bieten. Aufbauend auf diesem Potenzial können sie Möglichkeiten zur Nutzung der Digitaltechnik sowie von einschlägigen Kompetenzen auf lokaler Ebene verbessern und so zur Überwindung der in vielen ländlichen Regionen bestehenden doppelten digitalen Kluft beitragen.

Ländliche Zentren in verschiedensten Formen

Außerdem können diese lokalen Zentren je nach den spezifischen Bedürfnissen und Gegebenheiten auf lokaler Ebene Anlaufstellen für eine Vielzahl von Dienstleistungen sein. Die Unterstützung kann von der Förderung unternehmerischer Initiative bis hin zu sozialen oder gemeindebezogenen Diensten reichen. Dazu haben sich die Zentren in unterschiedlicher Form entwickelt.

Die verschiedenen Entwicklungsformen untersucht ein Beitrag des “EU-MAGAZIN LÄNDLICHER RAUM” (Nr. 24). Zweck der digitalen Zentren im ländlichen Raum sei nicht die Nachbildung großstädtischer Ökosysteme, sondern die Bereitstellung der wesentlichen Bausteine und ihre Anpassung an lokale Bedürfnisse.

Keimzelle digitaler Innovationen

Diese lokalen Zentren im ländlichen Raum können als Knoten oder Multiplikatoren fungieren, die Wechselwirkungen zwischen den Erfordernissen von Kommunen im ländlichen Raum im Hinblick auf die Digitaltechnik und Initiativen auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene zur Förderung von Unternehmen bei der Nutzung der Möglichkeiten der digitalen Wirtschaft unterstützen. Beispielsweise könnten Möglichkeiten bestehen, lokale Aktivitäten im ländlichen Raum mithilfe des Potenzials „digitaler Innovationszentren“ als einer der Säulen der von der Europäischen Kommission eingeleiteten Initiative „Digitalisierung der europäischen Industrie“ zur Überwindung der digitalen Kluft miteinander zu verbinden.

Der Beitrag definiert Digitale Zentren im lokalen Raum so:

  • … sind auf lokaler Ebene tätig.
  • … bestehen in der Regel aus einem Gebäude/Raum in einer Gemeinde im ländlichen Raum, in dem wesentliche digitale Dienste erbracht werden und u. a. Arbeitsräume mit Breitbandanschluss zur Verfügung stehen.
  • … können Arbeit im ländlichen Raum für Menschen praktikabler machen und damit den Abwanderungsdruck reduzieren.
  • … können als Treffpunkt für Unternehmer auf lokaler Ebene fungieren. Sie können den Austausch von Wissen und Kompetenzen erleichtern und neue Geschäfts- und Vernetzungsmöglichkeiten eröffnen.
  • … können zu Anlaufstellen für zahlreiche grundlegende Dienstleistungen für die Wirtschaft und für Gemeinden werden (einschließlich einer gezielten Förderung von Unternehmen und unternehmerischer Initiative).
Ländliche Räume

Ländliche (Frei-)Räume an der Müritz. Foto: Ralph Schipke

Eine Fallstudie der thematischen ENRD-Gruppe (European Network for Rural Development) zu digitalen Zentren im digitalen Raum stellt folgendes zur Diskussion:

Zur Nutzung dieser Chancen bedarf es neuer Denkansätze und kühner Ideen sowie einer verbesserten, moderneren Wirtschaftsförderung. Ziel muss es sein, die Unternehmen im ländlichen Raum flexibel und individuell zu fördern und die digitale Spaltung zu überwinden, um so die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in ländlichen Gebieten zu verbessern.

Flexible Wirtschaftsförderung bedeutet:

  • Abkehr von Einmalinterventionen und Hinwendung zu einer ganzheitlichen Wirtschafts- und Innovationsförderung im ländlichen Raum (Gründerzentren inbegriffen);
  • Errichtung eines Fördersystems, das mehrere Mittel und Methoden in sich vereint, die bedarfsabhängig zur Anwendung kommen (kollegiales Lernen, Betreuung, Schulung, Beratung usw.);
  • Schaffung der Voraussetzungen dafür, dass die Unternehmen schnell und flexibel auf Fördermittel von geringerer Höhe zugreifen können;
  • Anpassung der Fördermodelle zwecks Überwindung weiterer praktischer Probleme, die sich im ländlichen Raum ergeben können.

Überwindung der digitalen Spaltung bedeutet:

  • Förderung des Ausbaus des Breitbandnetzes in den ländlichen Gebieten Europas beispielsweise durch innovative, von der Bevölkerung getragene Konzepte;
  • Aufbau der digitalen Kompetenz von Wirtschaft und Bevölkerung des ländlichen Raums, damit diese die digitalen Chancen (beispielweise die Erschließung neuer Märkte) auch zu nutzen imstande sind;
  • Nutzung von Modellen wie beispielsweise ländliche digitale Zentren, die Gewerbeflächen mit schnellem und verlässlichem Internetzugang sowie auf den lokalen Bedarf zugeschnittene unternehmens- und haushaltsnahe Dienstleistungen bieten.
 digitale Zentren im ländlichen Raum

Nutzung von Modellen wie beispielsweise ländliche digitale Zentren, die “Gewerbeflächen mit schnellem und verlässlichem Internetzugang sowie auf den lokalen Bedarf zugeschnittene unternehmens- und haushaltsnahe Dienstleistungen bieten.” Foto: Ralph Schipke

Schwerpunkt Unternehmen Schwerpunkt Kommune
Bereitstellung von Räumen
Büroräume und
Gemeinschaftsarbeitsplätze,
Besprechungsräume, Schulungsräume,
Einrichtungen für Videokonferenzen …
Grundlegende
Dienstleistungen –
Kindertagesstätten,
Bibliotheken …
Erbringung von Dienstleistungen
Vernetzung und Peer-to-Peer-Maßnahmen, Schulungen, Mentoring,
Unternehmensberatung, elektronischer
Handel, Pilotprojekte/-anwendungen …
Förderung der
digitalen Kompetenz,
Schulungsklassen,
Demonstrationsprojekte …

Das EU-Magazie stellt außerdem eine Reihe von Best-Practic-Beispielen vor:

Professionelle Arbeitsräume in BRØNDERSLEV, DÄNEMARK

Lokaler Hintergrund:Brønderslev ist eine Gemeinde im Herzen  der Region Norddänemark, 25 km vom Flughafen und von  Aalborg, dem größten Ort der Region, entfernt.

Im Jahr 2015  hatte Brønderslev 35 700 Einwohner, davon 22 % unter 18 Jahren  und 20 % über 64 Jahre. Die Arbeitslosenquote lag bei 4,2 %,  und das durchschnittliche monatliche Nettoeinkommen betrug  1 300 EUR. Die wirtschaftlichen Aktivitäten beschränkten sich im  Wesentlichen auf Dienstleistungen (73 %), die Industrie (13 %) und  die Landwirtschaft (8 %).

Das Zentrum: Im Jahr 2013 wurde in Brønderslev ein digitales  Zentrum eingerichtet, um hoch qualifizierte Menschen und nicht  standortgebundene Unternehmer anzuziehen.

Im Gebäude wurden  zwölf Workstations sowie Einrichtungen für Besprechungen,  Videokonferenzen usw. bereitgestellt. Im gesamten Gebäude  stehen 100-Mbit/s-Breitband-Zugänge zur Verfügung. Ein  Fitnessraum wird gemeinsam genutzt.

Finanzierung: Das Zentrum wurde mit Fördergeldern aus dem  EFRE und mit Mitteln der Gemeinde Brønderslev finanziert. Die  Investitionen beliefen sich auf 73 000 EUR. Die Betriebskosten  liegen bei jährlich etwa 37 000 EUR.

Nutzen: Eine im Rahmen des Zentrums Micropol  vorgenommene  Bewertung des sozialen Nutzens nach den ersten 18 Monaten seiner  Tätigkeit gelangte zu dem Ergebnis, dass als direkte oder indirekte  Folge der Dienstleistungen des Zentrums sechs Unternehmen  gegründet wurden, von denen acht im Zentrum tätig sind.

Außerdem waren vier Arbeitsplätze im Zentrum entstanden. Weitere  Arbeitsplätze könnten außerhalb des Zentrums geschaffen worden  sein. Zahlenmäßig waren diese Arbeitsplätze aber schwer zu erfassen.

Workspace

Workspace. Foto: Ralph Schipke

Quelle: https://enrd.ec.europa.eu/
02/23/2018

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