Weiterbildungserhebung

Zentrale Ergebnisse der IW-Weiterbildungserhebung 2017

Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hat kürzlich die neunte IW-Weiterbildungserhebung veröffentlicht. Sie bildet das Engagement der Unternehmen in der betrieblichen Weiterbildung im Jahr 2016 ab.

Im Folgenden eine Zusammenfassung der Ergebnisse:

  1. Im Jahr 2016 waren rd. 85 % aller Unternehmen in der betrieblichen Weiterbildung aktiv. Sie investierten hierfür 33,5 Mrd. €. Damit bleiben die Investitionen weiterhin auf hohem Niveau (2013: ebenfalls 33,5 Mrd. €).
  2. Die Investitionen setzen sich aus direkten Kosten (Teilnahmegebühren, Kosten für Trainer, Dozenten, Reisekosten etc.) und indirekten Kosten (bezahlte Arbeitszeit) zusammen. Aufgrund einer veränderten Methodik der Datenerfassung sind die indirekten Kosten nicht mehr mit den Werten der Vorerhebungen vergleichbar. Bei den direkten Kosten, die weiterhin mit den Werten der Vorgängerstudien verglichen werden können, ergab sich ein Anstieg um gut 11 % (von 15,8 auf 17,6 Mrd. €).
  3. Jeder Mitarbeiter hat sich im Jahr 2016 durchschnittlich rd. 17 Stunden weitergebildet (davon elf Stunden organisierte Lehrveranstaltungen und sechs Stunden informelles Lernen, d. h. Lernen im Prozess der Arbeit, selbstgesteuertes Lernen mit Medien). Mit 87 % findet der überwiegende Teil der Weiterbildung während der Arbeitszeit statt. Insgesamt ist festzustellen, dass der Methodenmix in der Weiterbildung zugenommen und insbesondere die informelle Weiterbildung an Bedeutung gewonnen hat.
  4. Thematischer Schwerpunkt der aktuellen Erhebung war die Digitalisierung der Arbeitswelt. Zwei Drittel der befragten Unternehmen geben an, dass durch die Digitalisierung der Weiterbildungsbedarf steigt. In der Konsequenz sind Unternehmen, die digitale Technologien (z. B. digitale Vertriebswege, digitale Dienstleistungen, vernetzte Maschinensteuerung/CPS, Big Data-Analysen, 3D-Druck, Nutzung RFID-Chips, VR-Brillen) einsetzen, noch stärker in der Weiterbildung engagiert als solche, die (noch) keine neuen digitalen Technologien nutzen (87 vs. 69 %; Stundenumfang pro Mitarbeiter und Jahr 18,6 vs. 13,8 Stunden; direkte Kosten 585 vs. 476 €). 70 % der Unternehmen sind gemessen an den Kriterien des IW Köln in bestimmten Prozessen und Bereichen bereits digitalisiert.
  5. Die Erhebung liefert interessante Befunde zur Frage, welche Kompetenzen in einer digitalisierten Arbeitswelt stärker von den Unternehmen nachgefragt werden als bisher. Digitalisierte Unternehmen vermitteln häufiger IT-Anwenderkenntnisse – bei einzelnen Mitarbeitern auch IT-Spezialwissen – sowie Führungskompetenzen, Selbstständigkeit und Organisations- sowie Planungsfähigkeit. Zielbild ist eine agile Unternehmensorganisation mit selbstständig und vernetzt agierenden Beschäftigten.
  6. Die Unternehmen setzen zunehmend auf digitale Lernangebote, da sie sich leicht in den Arbeitsalltag integrieren lassen. Die zeitliche und räumliche Flexibilität sowie die Passgenauigkeit der Angebote entsprechen dem Bedarf der Unternehmen. Die kurzen Entwicklungszeiten für solche Angebote passen zum dynamischen Prozess der Digitalisierung.
  7. KMU sind zwar mit 84,1 % etwas seltener aktiv in der Weiterbildung als der Durchschnitt aller Unternehmen (84,7 %), sie investieren aber pro Beschäftigtem und Jahr mehr Zeit (19,6 vs. 17,3 Stunden) und Geld (1.167 vs. 1.067 €).
  8. Bei den in der Weiterbildung nicht-aktiven Unternehmen (rd. 15 % aller Unternehmen) werden als wesentliche Hemmnisse kein (weiterer) Weiterbildungsbedarf, geringes Mitarbeiterinteresse an (mehr) Weiterbildung sowie keine Zeit für (weitere) Freistellung mit ähnlich hoher Häufigkeit genannt. Finanzielle Restriktionen („zu teuer, kein Budget”) werden seltener als Hemmnis gesehen.
  9. Die wichtigsten unternehmensseitigen Motive für die betriebliche Weiterbildung sind die Erhöhung der Motivation und Arbeitszufriedenheit, die Anpassung der Qualifikation an neue Technologien bzw. veränderte Arbeitsorganisation, die Erhöhung der Produktivität sowie die Fachkräftesicherung. 80 % der weiterbildungsaktiven Unternehmen geben an, dass die Weiterbildung der Fachkräftesicherung dient und günstiger als externe Rekrutierung sei.

 

Die Weiterbildungserhebung des IW wird alle drei Jahre durchgeführt. Für die aktuelle Studie wurden 1.706 Unternehmen auf repräsentativer Basis befragt. Ende 2016 waren in diesen Unternehmen 900.000 Beschäftigte angestellt. Dies entspricht 3 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland.

Sie finden den Download der Studie unter www.iwkoeln.de> Studien > IW-Trends

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