Unterwasserfahrzeug DORIS

Tiefseetechnologie: Unter Druck einfach besser

Kraken Power GmbH aus Bentwisch entwickelt druckneutrale Tiefseetechnologie. Forscher bringen ihr Equipment mithilfe der neuen Technik leichter, schneller und sicherer in die Tiefen der Ozeane

95 Prozent der mit Wasser bedeckten Erdoberfläche sind noch unerforscht. Dies soll sich aber schon bald ändern. Denn mithilfe der druckneutralen Technologie (DNS) baut die Kraken Power GmbH Antriebs-, Energieversorgungs- und Steuerungstechnik für Unterwasserroboter. Diese kommen zunehmend in der Meeresforschung und Energiewirtschaft zum Einsatz.

Haben bis dato Druckkammern wertvollen Raum auf Robotern für Foto- und Videotechnik eingenommen, kommt die neue Technologie nun ganz ohne Druckgehäuse aus. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Komponenten sind korrosionsbeständig, wartungsarm und vor allem günstiger als herkömmliche Lösungen. Auch benötigt der Antrieb keine aufwendige Kühlung mehr, da das gesamte System durch den direkten Wasserkontakt auf ganz natürliche Art und Weise gekühlt wird. Forscher können den Träger nun leichter mit notwendigem Equipment bestücken. Zudem haben sie mehr Platz für zusätzliche Batterien an Bord und können so länger tauchen. Dadurch sinken die Kosten pro einzelnem Tauchgang.

Tiefseetechnologie

ERNO 2 ist ein Trägersystem für die druckneutrale Systeme (DNS). Batterien, Antriebe und Steuergeräte sind in einem Silikonmantel wasserdicht versschlossen. So benötigt man keinen Druckbehälter zum Schutz der Komponenten. Foto: Bartos Kurzawski

 6000 Meter unter dem Meer

Aber nicht nur in der Forschung kommen die Produkte aus Bentwisch zum Einsatz. Auch Unternehmen aus der Wind-, Gas- und Ölwirtschaft sind auf zuverlässige Unterseetechnik angewiesen. Denn rund ein Drittel der weltweiten Erdgas- und Erdölmengen werden aus dem Meeresboden gewonnen. Dieser Anteil wird in den kommenden Jahrzehnten sicherlich weiter steigen, denn die ozeanischen Lagerstätten bergen noch enorme Vorräte. Um jedoch an die Reserven zu gelangen, müssen immer größere Meerestiefen angesteuert werden. Druckneutrale Systeme sind für solche Einsätze prädestiniert. Die elektronischen Bauteile, wie Steuergeräte und Batterien, werden nämlich in einer speziellen Silikonmasse wasserdicht verschlossen. Das inkompressible Silikon überträgt den Druck gleichmäßig auf die eingebetteten Bauteile. So sind die Teile durch Außeneinflüsse geschützt und können in einer Tiefe von bis zu 6.000 Metern eingesetzt werden. 90 Prozent der weltweiten Meerestiefen werden somit abgedeckt. Auch Betreiber von Offshore-Windparks könnten von der Technik profitieren. Anstatt eines kostenintensiven Tauchereinsatzes inklusive Hubschraubertransport kann nun ein kostengünstiges Unterwasserfahrzeug zum Einsatz kommen. Die Kontrolle und Wartung der Anlagen wird somit erleichtert.

 

Tiefseetechnologie

Dr. Carl Thiede (l.) und Eva Thiede (r.) gründeten Anfang 2016 die Kraken Power GmbH, ein Partnerunternehmen der kanadischen Kraken Robotics Inc. Seitdem produzieren sie die druckneutrale Tiefseetechnologie in Bentwisch und bringen diese gemeinsam auf den Markt. Foto: Bartos Kurzawski

Dr. Carl Thiede ist maßgeblich an der Weiterentwicklung der druckneutralen Technologie beteiligt. Unter anderem haben mehrere Verbundforschungsprojekte in Zusammenarbeit mit der Universität Rostock die Technologie zur Marktreife gebracht. Der Diplomingenieur absolvierte sein Maschinenbaustudium an der Technischen Universität Berlin und promovierte anschließend zu druckneutralen Sensoren und Aktoren für den Dauereinsatz in Tiefseefahrzeugen. Er gründete die Kraken Power GmbH, wobei er die Maschinen, Anlagen sowie die Rechte des ehemaligen Industrieautomatisierers ENITECH GmbH mit Unterstützung der Mittelständischen Beteiligungsgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern und der Kraken Robotics Inc. Kanada kaufte. Die Produktion passte er an die hochsensiblen Voraussetzungen zur Herstellung von druckneutralen Systemen an und ging in Serie. „Beim Guss des Silikons müssen wir sehr sauber arbeiten. Schon geringe Abweichungen im Fertigungsprozess können zu Totalausfällen führen. Der Schaden ist dann riesig und ein Ersatzgerät auf hoher See nicht so schnell aufzutreiben“, erläutert Dr. Thiede die Produktionsbedingungen. Bei der Herstellung seiner Produkte setzt die Kraken Power GmbH somit auf hohe Standards und vor allem auf gut ausgebildete Fachkräfte.

Quelle: MBMV
12/01/2017

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