Branchentag des Gastgewerbes

Heute geschlossen: Deutschland gehen Köche und Hotelfachleute aus

Die Tourismusbranche in Deutschland wächst. Jahr für Jahr werden neue Rekordzahlen bei den Übernachtungen verkündet – auch 2017 ist eine neue Bestmarke zu erwarten. Reisende übernachten nicht nur, sie nutzen auch gerne die Gastronomie. Das tun auch die Einwohner vor Ort. Allerdings stehen sie immer häufiger vor verschlossenen Türen. In vielen Restaurants wird der Mittagstisch abgeschafft, oder es werden Ruhetage eingeführt. Grund dafür: Es gibt nicht genug Personal. Die Ergebnisse der DIHK-Tourismusumfrage zeigen: Mehr als 60 Prozent der gastgewerblichen Betriebe sehen den Fachkräftemangel als eines der größten Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Gesucht werden vor allem dual ausgebildete Mitarbeiter, aber auch Hilfskräfte.

Fachkräftemangel spitzt sich zu

Die Gründe für den Mangel sind vielfältig. Wie alle Branchen trifft der demografische Wandel auch das Gastgewerbe. Die Zahl der Auszubildenden ist stark rückläufig. Im Kochberuf hat sich die Anzahl der Berufseinsteiger in den letzten zehn Jahren halbiert, ähnlich ist die Situation bei Restaurant- und Hotelfachleuten. Im Wettbewerb der Bildungsangebote ziehen junge Menschen oft andere Berufe vor, da sie dort zum Beispiel angenehmere Arbeitszeiten erwarten.

Ohne Fachpersonal bleiben nicht nur Gäste aus

Auch Nachfolger für die Branche werden knapp. Immer mehr Betriebe können nicht übergeben werden. Das heißt: Vor allem in ländlichen Regionen gibt es an vielen Orten keine gastronomische Versorgung mehr. Auch die adäquate Unterbringung von Geschäftskunden kann dort schwierig sein. Damit bleiben nicht nur die Gäste hungrig, es fehlt auch ein Kommunikationspunkt vor Ort. Der Fachkräftemangel im Gastgewerbe wirkt sich also nicht nur auf die Branche selbst aus, sondern langfristig auch negativ auf die Attraktivität des Wirtschaftsstandortes insgesamt.

Gastgewerbliche Berufe in Positivliste der Engpass-Berufe aufnehmen

Die Branche selbst stemmt sich mit vielen Aktionen gegen diesen Trend – häufig in Zusammenarbeit mit den IHKs vor Ort: So gibt es viele Initiativen zur Verbesserung der Ausbildungsqualität, es werden Modelle zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf angeboten, und es wird viel für die Integration von Flüchtlingen getan. Aber auch aus der Politik sollten Lösungen kommen. Ein wichtiger Schritt ist die von der Wirtschaftsministerkonferenz eingerichtete Bund-Länder-Arbeitsgruppe zum „Fachkräftemangel im Hotel- und Gaststättengewerbe“. Diese soll bis zur Frühjahrssitzung der Wirtschaftsministerkonferenz ein Positionspapier mit Handlungsempfehlungen für Politik und Branche entwickeln und den Dialog mit den Branchenvertretern vorbereiten. Ein weiterer Baustein zur nachhaltigen Verbesserung der Situation wäre es, die Positivliste der Engpass-Berufe um die gastgewerblichen Berufe zu erweitern. Mitentscheidend für die Anerkennung als Mangelberuf ist die sogenannte Vakanzzeit der gemeldeten sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstellen. Diese muss im betrachteten Beruf mindestens 40 Prozent über dem Mittelwert aller Berufe liegen – aktuell wären das 140 Tage. Bei den Köchen lag der Wert im Juli 2017 bei 103 Tagen. Damit wird die Grenze bei Weitem nicht erreicht. Aber: Im Schnitt sind im Gastgewerbe 8,3 Arbeitnehmer in einem Betrieb beschäftigt. Fällt dort ein Koch oder ein Service-Mitarbeiter für mehr als vier Monate aus, kann das leicht zu einer existenziellen Bedrohung für das gesamte Unternehmen werden.

Dienstleistungsberufe brauchen mehr Anerkennung

Wichtig ist auch mehr Wertschätzung für Dienstleistungsberufe. Nicht nur die MINT-Berufe, also Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaft sowie Technik, sind bedeutsam für den Standort Deutschland, sondern auch Serviceberufe, die im direkten Kontakt mit Menschen das Bild von Deutschland im In- und Ausland prägen.

Gastronomie

Mehr als 60 Prozent der gastgewerblichen Betriebe sehen den Fachkräftemangel als eines der größten Risiken für ihre wirtschaftliche Entwicklung. Gesucht werden vor allem dual ausgebildete Mitarbeiter, aber auch Hilfskräfte. Foto: Ralph Schipke

Quelle:  10/19/2017

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