Tourismusbarometer: MV verharrt auf Rekordniveau

Die Bilanz im aktuellen Tourismusbarometer für Reisegebieten in Mecklenburg-Vorpommerns ist uneinheitlich. Überdurchschnittliche Zuwächse bei den Übernachtungen meldeten im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum die Betriebe in der Mecklenburgischen Schweiz und Seenplatte (+ 7 Prozent). Leicht gestiegene Übernachtungszahlen meldete auch Vorpommern (+ 0,6 Prozent). Allerdings war die Entwicklung innerhalb Vorpommerns ebenfalls recht uneinheitlich. Während Usedom im ersten Halbjahr ein überdurchschnittliches Plus von 2,2 Prozent erreichte, meldete Fischland/Darß/Zingst ein Minus von 4,6 Prozent. Die übrigen Reisegebiete Mecklenburgische Ostseeküste (- 0,2 Prozent), Westmecklenburg (- 0,8 Prozent) und Rügen/Hiddensee (- 0,8 Prozent) verzeichneten Nachfragerückgänge.

Das aktuelle Tourismusbarometer des 2017 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) sagt aus: Der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern ist auf Rekordniveau, verliert aber dennoch an Marktanteilen. Die landesspezifischen Ergebnisse stellte der Geschäftsführende Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), Dr. Michael Ermrich, am Mittwoch in Ludwigslust.

Ostdeutsche Betriebe verzeichnen zugleich Nachfragerekorde und verlieren Marktanteile

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Eine Floßfahrt auf der Seenplatte kann entspannend und nachhaltig sein. Foto: Ralph Schipke

Bereits im Jahr 2016 erreichte die Nachfrage 30,3 Millionen Übernachtungen in gewerblichen Betrieben und auf Campingplätzen. Vor allem die Küstenorte trugen zu dieser Entwicklung bei. Im ersten Halbjahr 2017 setzte sich der Trend in abgeschwächter Form mit einem Plus von 0,9 Prozent bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum fort.

Der Ostdeutschland-Tourismus verzeichnete 2016 mit 79,4 Millionen so viele Gästeübernachtungen wie noch nie, aber der Marktanteil bei den Übernachtungen an der Gesamtnachfrage in Deutschland fiel 2016 auf 17,8 Prozent. So verzeichneten auch Wettbewerber wie Schleswig-Holstein höhere Nachfragezuwächse in 2016 (+ 4,1 Prozent) und im ersten Halbjahr 2017 (+ 5,5 Prozent) als Mecklenburg-Vorpommern.

„Die ostdeutschen Betriebe erreichen Nachfragerekorde dank insgesamt steigender Übernachtungszahlen deutschlandweit“, stellte Dr. Ermrich heraus. „Aber gleichzeitig verlieren sie Marktanteile. Die Betriebe dürfen sich nicht auf ihren Erfolgen ausruhen. Ein ‚immer mehr an Gästen‘ ist keine Lösung. Wir müssen die Wertschöpfung durch den Tourismus steigern und die Gäste mit Kundennähe und Qualität überzeugen. Die gute Entwicklung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen des Gastgewerbes in Mecklenburg-Vorpommern ermöglicht, in Qualität zu investieren.“

Spielraum für Investitionen wächst

Im Gastgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns stieg die Eigenkapitalquote im Zeitraum 2005 bis 2015 um 8,1 Prozent auf 11,8 Prozent. Die Eigenkapitalquote in Mecklenburg-Vorpommern übertraf 2015 somit den ostdeutschlandweiten Wert (10,4 Prozent) und den deutschlandweiten Wert (8,6 Prozent).

Das Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern ist mittlerweile (Stand: Bilanzjahr 2015) in der Lage, seine Schulden rund 2,2 Jahre schneller zu tilgen als noch im Jahr 2006. Die Investitionstätigkeit ist leicht gestiegen, von 1,6 Prozent (2006) auf 2 Prozent (2015). Ostdeutschlandweit wuchs die Investitionsquote im gleichen Zeitraum nur von 1,6 Prozent auf
1,7 Prozent, deutschlandweit von 1,2 Prozent (2006) auf 1,7 Prozent (2015).

Das Sparkassen-Tourismusbarometer empfiehlt, diese in den zurückliegenden Jahren erarbeitete starke Position zu nutzen, um durch gezielte Investitionen auch künftig im Tourismus an der Spitze zu bleiben.

Halbjahresbilanz mit Licht und Schatten

Die Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern verzeichneten im ersten Halbjahr 2017 3,24 Millionen Gästeankünfte (+ 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) und 11,75 Millionen Übernachtungen (+ 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Über das gesamte Jahr 2016 erreichte Mecklenburg-Vorpommern insgesamt ein Nachfrageniveau von 7,6 Millionen Gästeankünften und 30,3 Millionen Übernachtungen.

Insgesamt wird der Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern durch eine stabile Nachfrage von Gästen aus Deutschland getragen, deutlich schwächer bleibt die Nachfrage aus dem Ausland.

Während in Mecklenburg-Vorpommern im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum die Inlandsnachfrage mit 2,4 Prozent mehr Ankünften und 1,2 Prozent mehr Übernachtungen dominiert, bleibt der Incoming-Tourismus deutlich schwächer mit einem leichten Plus von 0,1 Prozent mehr Ankünften und einem Minus von 6,9 Prozent weniger Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland.

Positive Beiträge zur Halbjahresbilanz des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern leisteten die Campingwirtschaft mit einem Plus von 8 Prozent bei den Ankünften und einem Plus von 1,4 Prozent bei den Übernachtungen. Positive Beiträge zur Entwicklung der Übernachtungen leisteten ebenfalls die Seenregionen (+ 7 Prozent) und die Städte (+ 3,9 Prozent) während die Küsten (0 Prozent) und die ländlichen Regionen (- 0,8 Prozent) auf dem Vorjahresniveau verharrten.

Freizeitwirtschaft im Aufwind

Im Jahr 2016 verzeichneten die Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt leichte Besucherzuwächse in Höhe von 1 Prozent. Im ersten Halbjahr 2017 kamen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erneut 2,6 Prozent mehr Besucher in die Kultur- und Freizeiteinrichtungen Mecklenburg-Vorpommerns. Ostdeutschlandweit stagnierten die Besucherzahlen von Januar bis Juni 2017 (- 0,1 Prozent) im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016.

Besonders gefragt waren im ersten Halbjahr 2017 Museen/Ausstellungen (+ 5,5 Prozent) und Erlebnisbäder/Thermen (+ 4,3 Prozent). Burgen/Schlösser (- 5 Prozent) konnten das Vorjahresbesucherniveau nicht halten und büßten Besucher ein. Wachsender Beliebtheit erfreuten sich auch Naturinfozentren (+ 0,3 Prozent), Zoos/Tierparks (+ 1,7 Prozent) und Stadtführungen (+ 1,8 Prozent), hier blieben die Besucherzuwächse aber unter dem Landesdurchschnitt. Auch in der Freizeitwirtschaft steigt der Konkurrenzdruck. Wichtigste Erfolgskriterien für die Kultur- und Freizeiteinrichtungen in Mecklenburg-Vorpommern sind Alleinstellungsmerkmale und eine klare Positionierung mit einem scharfen Profil.

Schwerpunktthema: Erfolgsfaktor Qualität

Schwerpunktthema des aktuellen Sparkassen-Tourismusbarometers ist der „Erfolgsfaktor Qualität“. Im Wettbewerb wird Qualität zunehmend die Voraussetzung für den Erfolg von Betrieben und Destinationen. Qualität muss aus der Sicht des Gastes definiert werden, betont das Tourismusbarometer. Gefragt sind individuelle Qualitätsstandards. Das erfordert von den Anbietern ein hohes Maß an Zielgruppen-Know-how und Kreativität bei der Angebotsgestaltung. Qualität ist ein Prozess, keine punktuelle Maßnahme. Qualität verlangt Strategie, Willen, Investitionen und Kontinuität.

Befragung regionaler Tourismusorganisationen

Qualitätsarbeit ist auch Sache der Destinationen. Bei einer Befragung der Destinationsmanagementorganisationen (DMO) in Mecklenburg-Vorpommern durch das Tourismusbarometer fühlen sich 79 Prozent der DMO verantwortlich für Qualität, ostdeutschlandweit sind es sogar 90 Prozent.

Aber nur 18 Prozent der DMO in Mecklenburg-Vorpommern äußern, dass sie sich verantwortlich fühlen für die gesamte Servicekette in der jeweiligen Destination, ostdeutschlandweit sind es 20 Prozent. Ebenfalls nur 18 Prozent der DMO in Mecklenburg-Vorpommern agieren als Qualitätscoach für die Betriebe, deutlich weniger als ostdeutschlandweit (30 Prozent).

Das Tourismusbarometer stellt fest, dass sich die Organisationen in erster Linie als Motivator für die Teilnahme an Qualitätsinitiativen verstehen und als Vermittler von Weiterbildungsangeboten. Zukünftig müssen sich die regionalen Tourismusorganisationen stärker als Prozesscoach verstehen und für die Gäste Erlebnisse organisieren.

Qualitätssignale aus Mecklenburg-Vorpommern

Die deutlichsten Qualitätssignale sendet Mecklenburg-Vorpommern mit der „i-Marke“. Von 2012 bis 2017 wurde hier die höchste Steigerung der Teilnehmerzahlen gemessen. Gegenwärtig führen 38 Tourist-Informationen die „i-Marke“.

Rückläufig hingegen sind die Teilnehmerzahlen 2012 bis 2017 bei den DTV-Feriensternen und bei der ServiceQualität Deutschland. Aktuell sind 82 Betriebe mit der ServiceQualität Deutschland zertifiziert, 2012 waren es noch 109 Betriebe. Der Anteil der MV-Betriebe an allen zertifizierten Betrieben in Deutschland sank somit von 3 Prozent in 2012 auf 2,7 Prozent in 2017, der geringste Marktanteil ostdeutschlandweit. Gegenwärtig sind 4.476 Ferienwohnungen mit den DTV-Feriensternen klassifiziert, 2012 waren es noch 5.420 Einheiten. Der bundesweite Marktanteil sank von 8,5 Prozent auf 8,4 Prozent.

Bei der DEHOGA-Klassifizierung erreicht Mecklenburg-Vorpommern mit 300 klassifizierten Betrieben einen bundesweiten Anteil von 3,5 Prozent (Stand Januar 2017). Entgegen dem deutschlandweiten Trend bleibt die Zahl der klassifizierten Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern 2017 gegenüber 2012 stabil.

MV-Gäste hoch zufrieden

Qualitätsarbeit zahlt sich aus. Mecklenburg-Vorpommern erreichte 2016 einen TrustScore von 82,4 Punkten und übertrifft damit den ostdeutschen TrustScore (82,2 Punkte), verfehlt aber knapp den deutschlandweiten Wert (82,5 Punkte).

Die Zufriedenheit der Gäste mit ihren Unterkünften ist in den Reisegebieten recht unterschiedlich ausgeprägt. Die Betriebe in Vorpommern (83,5 Punkte) und auf Rügen/Hiddensee (82,9 Punkte) haben die zufriedensten Gäste. Die Mecklenburgische Schweiz und Seenplatte (82,5 Punkte) erreicht den Bundesdurchschnitt. Die Mecklenburgische Ostseeküste (81,1 Punkte) und Westmecklenburg (80,3 Punkte) haben noch Verbesserungspotenzial.

Erste Frühwarnsignale sendet das Sparkassen-Tourismusbarometer auch bei der Gästezufriedenheit. Mecklenburg-Vorpommern rutschte im Ranking der Bundesländer seit 2012 von Platz 1 auf Platz 5 ab.

Der TrustScore fasst Gästebewertungen auf über 30 Onlineplattformen für Hotels zu einem Gesamtwert der Kundenzufriedenheit zusammen. Dabei können maximal 100 Punkte erreicht werden.

Tourismusbarometer

Die ostdeutschen Tourismusziele bleiben gefragt. Das soeben erschienene Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) bilanziert für das vergangene Jahr  wieder Rekordergebnisse. Foto: Ralph Schipke

Quelle: Ostdeutscher Sparkassenverband

09/21/2017

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