Befragung des IfM Bonn offenbart vielfältiges Bild des migrantischen Unternehmertums
Familienunternehmen von Migranten sind häufig jung, in unterschiedlichsten Branchen aktiv sowie innovativ. Entgegen der öffentlichen Wahrnehmung richten sie auch ihre Unternehmensstrategie nicht immer auf ihre ethnische Zugehörigkeit aus.
Die Ergebnisse der repräsentativen Online-Befragung des Institut für Mittelstandsforschung (IfM) Bonn von rund 1.400 Unternehmen zeigt ein in vielerlei Hinsicht positives Bild des migrantischen Unternehmertums: So sind migrantengeführte Familienunternehmen häufig in wissensintensiven Wirtschaftsbereichen (z. B. Finanzdienstleistungen, Versicherungen, Informations- und Kommunikationstechnologien) tätig sowie stark international ausgerichtet. Zudem führten sie in den vergangenen drei Jahren tendenziell häufiger neue Produkte und Dienstleistungen ein als nicht migrantengeführte Familienunternehmen. Auch kommt Familienunternehmen von Migranten eine wichtige Integrationsfunktion zu, da sie überdurchschnittlich häufig Mitarbeiter(innen) mit Migrationshintergrund beschäftigen. Insgesamt waren zum Jahreswechsel 2016/17 rund 13 % aller Beschäftigten mit Zuwanderungsgeschichte (einschließlich Auszubildenden) in migrantengeführten Familienunternehmen angestellt.
“Selbst wenn das Agieren in ethnischen Nischenmärkten in der jüngeren Vergangenheit häufiger der Fall gewesen sein mag – im Zeitablauf haben sich Änderungen vollzogen, die zu einer gewissen Angleichung in den unternehmerischen Betätigungsfeldern von Migranten und Nicht-Migranten geführt haben”, berichtet Prof. Dr. Friederike Welter, Präsidentin des IfM Bonn und Lehrstuhlinhaberin an der Universität Siegen. Laut IfM-Befragung sieht lediglich gut ein Fünftel aller migrantengeführten Familienunternehmen die Herkunftsregion der Unternehmerfamilie(n) als bedeutsam für die eigene Geschäftstätigkeit an. Und wenn, dann dient sie eher als Absatzmarkt, denn als Herkunftsland der eigenen Produkte und Dienstleistungen.
Absatzgebiete der Familienunternehmen
Nach Schätzungen des IfM Bonn gab es im Jahr 2014 in Deutschland rund 375.000 migrantengeführte Familienunternehmen. Jedes zehnte Unternehmen ist damit ein migrantengeführtes Familienunternehmen. Sie erwirtschafteten im Jahr 2014 rund 280 Milliarden Euro Jahresumsatz. Dies entspricht einem Anteil von rund vier Prozent am steuerbaren Umsatz aller Unternehmen.
Die Studie “Familienunternehmen von Migranten” ist auf der Homepage des Instituts für Mittelstandsforschung (www.ifm-bonn.org) abrufbar.
Quelle: ifm/Befragung des IfM Bonn 2016/2017, gewichtete Werte; eigene Berechnungen.
09/20/2017