Unternehmensnachfolgerinnen

Frauen gründen anders

Laut IHK-Gründerreport lag die Anzahl gründungsinteressierter Frauen 2015 bei 42 Prozent.

Dennoch sind Frauen bei den Existenzgründungen immer noch zu wenig vertreten: Nur knapp ein Drittel aller Selbstständigen sind Frauen.

Blickt man auf die Vollerwerbsgründungen, wird der Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Gründungsverhalten deutlich: Nur gut jede dritte Vollerwerbsgründung wird von einer Frau vorgenommen.
Neben den geschlechtsspezifischen Unterschieden gibt es einen ganz praktischen Grund für die geringere Bereitschaft zur Unternehmertätigkeit bei Frauen: Im Gegensatz zu den männlichen Selbständigen können sich viele Gründerinnen ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter nicht entziehen.
So ist es auch wenig verwunderlich, dass unter Nebenerwerbsgründern besonders viele Frauen zu finden sind.

Hemmnisse: Berufswahl und geringere Risikobereitschaft

Eher hemmend für die Selbständigkeit ist auch die Berufswahl vieler Frauen: Sie entscheiden sich eher für Büro-, Verkaufs-, Reinigungs- und Gesundheitsdienstberufe sowie für soziale und pädagogische Tätigkeiten.
Diese typischen Frauenberufe rüsten für eine Existenzgründung tendenziell eher schlechter aus. Interessant könnte in den nächsten Jahren allerdings der Gesundheitsbereich werden, da er als Wachstumsmarkt gilt.
Auch familiäre Verpflichtungen können eine Existenzgründung hemmen: durch Zeitmangel, eine schlechtere finanzielle Basis, geringere Berufserfahrung und weniger Kontakte im angestrebten Tätigkeitsbereich.

Doch haben Frauen viele Pluspunkte vorzuweisen: Sie stehen als Gründerinnen in dem Ruf, ihre Kredite zuverlässiger zurückzuzahlen und seltener für Kreditausfälle verantwortlich zu sein. Der risikobewusste Umgang mit Geld geht oft einher mit einer genau durchdachten Finanzplanung.

Netzwerke nutzen

Im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen könnten Gründerinnen die vorhandenen Netzwerke zum Teil noch besser nutzen.
Denn die Angebote sind zahlreich: So gibt es etwa Stammtische und Clubs für den regelmäßigen Erfahrungsaustausch, Vereine speziell für Gründerinnen und Unternehmerinnen, zudem eigene Unternehmerinnen-Berufsverbände.
Darüber hinaus existieren an vielen Standorten Unternehmerinnen-Zentren, die Gründerinnen und Unternehmerinnen nicht nur Arbeitsräume zu günstigen Mieten anbieten, sondern gleichzeitig auch ein berufliches Netzwerk vor Ort.

Fazit: Auf die Gründerpersönlichkeit kommt es an

Auch wenn es einige signifikante Unterschiede zwischen dem Vorgehen von Gründerinnen und Gründern gibt – für eine erfolgreiche Selbständigkeit ist das Geschlecht letzten Endes nachrangig. Wichtig sind vielmehr die Qualifikation und das Fachwissen, und ganz besonders die passende Persönlichkeit.

So zeichnen sich Gründertypen beispielsweise durch eine größere Risikotoleranz und eine höhere Leistungsbereitschaft sowie durch eine größere Aufgeschlossenheit gegenüber Veränderungen aus.
Und das gilt für männliche Gründer genauso wie für weibliche. Dabei ist es allerdings für Frauen besonders wichtig, dass die Existenzgründung zur Lebenslage passt, also die familiäre, finanzielle und fachliche Situation berücksichtigt.

Quelle: Bundesagentur für Arbeit (Thema Existenzgründung)

Übrigens:

Laut dem IHK-Gründerreport schätzen Frauen insgesamt ihre unternehmerischen Fähigkeiten realistischer ein. Davon gehen 46 Prozent der IHK-Experten aus. Weitere 46 Prozent beobachten gleich realistische Einschätzungen von Frauen und Männern. Nur acht Prozent schreiben Männern realistischere Einschätzung zu.
Laut 57 Prozent der IHK-Experten gehen Frauen ihre Gründungsvorhaben auch sorgfältiger an als Männer.

Allerdings:
Eine deutliche Mehrheit der IHK-Experten, 69 Prozent, berichtet, dass die beratenen Männer über mehr Gründungskapital verfügen.
Auch sieht eine Mehrzahl der IHK Experten (36 Prozent versus elf Prozent) mehr Nachholbedarf bei Frauen hinsichtlich der Vermarktung der eigenen Idee und der eigenen Persönlichkeit.

2017-03-08

 

 

 

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