Am 15. Februar 2017 hat die Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) ihr zehntes Jahresgutachten an die Bundesregierung überreicht.
Kernthemen im EFI-Jahresgutachten 2017 sind:
– Herausforderungen für die deutsche F&I-Politik
– Empfehlungen für zentrale Handlungsfelder
– Optionen für eine steuerliche FuE-Förderung
Der Vorsitzende der Expertenkommission, Prof. Dietmar Harhoff vom Max-Plack-Institut für Innovation und Wettbewerb, sieht insgesamt „beachtliche Verbesserungen in den Bereichen der öffentlichen und privaten Forschungs- und Entwicklungsausgaben, bei der Positionierung deutscher Forschungseinrichtungen und Hochschulen hinsichtlich Attraktivität und Exzellenz sowie bei der Modernisierung der deutschen Wirtschaft“.
Harhoff verweist jedoch zugleich mit einem bekannten Satz von Roman Herzog auf ein anhaltendes Problem: „Die Welt ist im Aufbruch, sie wartet nicht auf Deutschland.“
Die Herausforderungen z. B. durch neue internationale Wettbewerber seien in den vergangenen Jahren weiter gewachsen: „Die deutsche F&I-Politik muss daher konsequent weiterentwickelt werden.“
Die Expertenkommission sieht in Zukunft vor allem folgende Entwicklungen als große Herausforderungen für die deutsche F&I-Politik:
- Klimawandel und Nachhaltigkeit
F&I können einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, die Pariser Klimaziele zu erreichen. Das Politikziel der Dekarbonisierung (Kohlenstoff-vermeidung) der Wirtschaft muss in der Wissenschafts- und Innovationsstrategie der neuen Bundesregierung verankert sein. - Demografische Entwicklung
F&I können einer weiter alternden Bevölkerung Lösungen bereitstellen, um Lebensqualität bis ins hohe Alter zu sichern und zugleich eine längere Mitwirkung im Arbeitsleben zu ermöglichen. - Gerechte Teilhabe
Die F&I-Politik muss sich der Frage stellen, ob Innovationsprozesse wie der digitale Umbruch zunehmend Ungleichheit erzeugen. Ohne geeignete Einbeziehung der Bevölkerung und eine Sicherung gerechter Teilhabe drohen auch Wissenschaft und Innovation wachsende Skepsis. - Energieversorgung
Die F&I-Politik wird bei der Gestaltung der zukünftigen Energieversorgung eine wichtige Rolle spielen. Die Abhängigkeit von nicht erneuerbaren Energien ist weiter zu senken und ein wirtschaftlich vernünftiger Pfad hin zur fast ausschließlichen Nutzung erneuerbarer Energien zu finden. - Mobilität
Im Mobilitätssektor vollzieht sich ein dramatischer Wandel. Der für Deutschland volkswirtschaftlich besonders wichtige Automobilsektor ist unter erheblichen Druck geraten: Stichworte sind Elektromobilität, beschleunigte Digitalisierung und Auftreten neuer Wettbewerber. Nur Innovationen erhalten die Wettbewerbsposition deutscher Anbieter und bauen sie aus. - Digitaler Wandel
Hier ist Deutschland noch nicht hinreichend vorbereitet. In der Förderung wird der Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien immer noch nicht ausreichend berücksichtigt. Die F&I-Politik muss stärker als bisher junge Firmen (Start-ups) als neue Innovationsakteure in den Blick nehmen. Bildung für die kompetente Nutzung digitaler Anwendungen und den verantwortungsvollen Umgang mit eigenen Daten wird eine zentrale Rolle spielen. - Europäischer Forschungsraum und internationale Kooperation
Die F&I-Politik muss der Weiterentwicklung des „Europäischen Forschungsraums“ weiterhin große Bedeutung beimessen. - Neue Innovationspfade
Innovationsprozesse wandeln sich. Schon aus der Grundlagenforschung ergeben sich Anwendungsmöglichkeiten. Start-ups sind in einigen Wirtschaftsbereichen bereits Akteure von zentraler Bedeutung. Neben die traditionellen Forschungs- und Innovationsprozesse treten zunehmend neue Organisationsformen wie z.B. die Crowd (neue Finanzierungsart), Wettbewerbe und Reallabore (innovatives Forschungsformat).
Die F&I-Politik in Deutschland sollte diese neuen Entwicklungen verstärkt aufgreifen.
Die Expertenkommission verweist darauf, dass „die deutsche F&I-Politik eine hohe Flexibilität benötigt, um zügig auf diese Entwicklungen reagieren zu können. Die Anpassung von Strukturen und Prozessen durch Digitalisierung und Öffnung der Innovationsprozesse kann vor Ministerien und öffentlicher Verwaltung nicht haltmachen.“ Die EFI betont: „Hier ist in Zukunft ein agiler Staat gefragt.“
Insbesondere sei auf die Kapitel „Gründungen“ und „Digitaler Wandel“ hingewiesen.
Das gesamte Dokument oder auch weitere Auszüge können hier herunter geladen werden.
http://www.e-fi.de
2017-02-15