Dienstleistungssektor wird internationaler

Der internationale Handel wird von immer mehr kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) im Dienstleistungssektor als Chance wahrgenommen: Rund 14 Prozent der unabhängigen KMU mit mindestens einem sozialversicherungspflichtig Beschäftigten exportiert.

Werden Soloselbstständige und abhängige KMU hinzugezogen, liegt die Exporteurquote bei 11 Prozent. Das sind die zentralen Befunde einer Studie des IfM Bonn, die erstmalig die Auslandsaktivitäten der KMU im Dienstleistungssektor untersucht und dazu die Ergebnisse verschiedener statistischer Quellen (Dienstleistungs- und Umsatzsteuerstatistik, Zahlungsbilanz und Statistik zu Direktinvestitionen sowie IAB-Betriebspanel) zusammengeführt hat.

Insgesamt erreichen mindestens 252.000 KMU aus dem Dienstleistungssektor (ohne Finanzsektor) Kunden aus dem Ausland. Zum Vergleich: Im Verarbeitende Gewerbe exportieren 75.000 KMU. Von den Exporteuren des Dienstleistungssektors stammen rund 150.000 aus dem Handelssektor und 100.000 aus anderen Dienstleistungszweigen. Unter letzteren exportiert die Mehrzahl der Unternehmen nicht ausschließlich Dienstleistungen, sondern auch Waren.
Mit der Unternehmensgröße steigt der Anteil an Unternehmen mit Auslandskontakten.

Export, Dienstleistungssektor

Ostseehafen von Kleipeda. Foto: Ralph Schipke

Von den exportierenden Dienstleistungsunternehmen zählen drei Viertel zu den Kleinstunternehmen. Das ist ein größerer Anteil als im Verarbeitenden Gewerbe.
Rund 11.000 KMU des Dienstleistungssektors unterhalten zudem Auslandsniederlassungen oder beteiligen sich an Unternehmen im Ausland. Sie nutzen meist kleinvolumige Investitionsformen. Lediglich bei rund 4.200 der Direktinvestoren erreicht die Investitionssumme einen Bilanzwert von mehr als 3 Millionen Euro. Dazu gehören neben rund 1.300 Unternehmen mit Dienstleistungsangeboten auch knapp 3.000 Beteiligungsgesellschaften mit Gesellschaftern aus anderen Branchen.

Internationaler Dienstleistungshandel wächst

In den vergangenen 15 Jahren sind die Einnahmen im Auslandsgeschäft branchenübergreifend in nahezu allen Dienstleistungsarten stark gestiegen vor allem jedoch die von wissensbasierten, FuE- oder IT-gestützten Dienstleistungen im B2B-Bereich.

Zum Dienstleistungshandel tragen Dienstleistungsunternehmen als Zwischenhändler etwa als indirekte Waren-Exporteure bei. Aber auch Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes handeln mit Dienstleistungen, die sie zum Teil als Vorleistungen erwerben beziehungsweise vertriebsunterstützend anbieten. Bei multinationalen Konzernen ergibt sich ein Teil dieses Dienstleistungshandels aus der konzerninternen Funktionsteilung.
Ob der Anstieg unternehmensbezogener Dienstleistungen beispielsweise auf dem Handel von Rechten zwischen Konzernniederlassungen oder zwischen unabhängigen Dienstleistungsunternehmen beruht, ist aktuell nicht abschließend zu klären. Der überproportionale Anstieg der Einnahmen ist gleichwohl ein Indiz dafür, dass eine konzerninterne Funktionsteilung und daraus folgende Verrechnungen wesentlich zum Anstieg des Dienstleistungshandels beigetragen haben.

Auslandsaktive Unternehmen mit höherem Umsatz

Der Dienstleistungshandel trägt branchenübergreifend ein Fünftel zum Außen-handelsvolumen Deutschlands bei. Bei den technologiebezogenen Dienstleistungen wird jedoch nur die Hälfte des Exportvolumens von Dienstleistungsun-ternehmen erbracht auch Warenproduzenten sind in diesem Bereich stark aktiv. Angesichts der Einbindung von Dienstleistungsanbietern in Warenexporte bzw. Wertschöpfungsketten wird verständlich, dass lediglich im Handel, im Verkehrssektor und bei unternehmensbezogenen Dienstleistungen der Aus-landsanteil am Branchenumsatz über 10 % liegt. Personenorientierte Dienstleister (außerhalb des Tourimussektors) haben bisher vergleichsweise selten Kunden aus dem Ausland gewonnen und weisen deshalb einen geringeren Anteil des Auslandsumsatzes am Branchenumsatz auf als unternehmensnahe Dienstleister.

Für die Exportunternehmen hat der Auslandsumsatz hingegen eine hohe Bedeutung: Ein exportierendes KMU im Dienstleistungssektor erzielt im Durch-schnitt einen Umsatzanteil von rund 20 % mit Auslandskunden. Dies gilt für fast alle Wirtschaftszweige personen- wie auch unternehmensbezogener Dienstleistungssektor.

Die ausfürhliche Studie ist hier nachzulesen.

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Quelle: Institut für Mittelstandsforschung (IFM)

01/27/2017

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