Willkommenslotsen leisten Beitrag bei betrieblicher Integration

Minister Gabriel: Willkommenslotsen leisten wichtigen Beitrag bei der betrieblichen Integration von Flüchtlingen

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) fördert “Willkommenslotsen” an Kammern und sonstigen Organisationen der Wirtschaft zur Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU)
bei der Integration von Flüchtlingen in Arbeit und Ausbildung . Seit dem Programmstart im März 2016 sind derzeit 150 Willkommenslotsen an 96 Kammern und anderen Organisationen der Wirtschaft bundesweit erfolgreich im Einsatz: Sie konnten rund 1.500 Vermittlungen von Flüchtlingen in kleine und mittlere Unternehmen erreichen. So konnten 809 Flüchtlinge in Praktika, 144 in Hospitationen und 235 in Einstiegsqualifizierungen vermittelt werden. 246 Flüchtlinge konnten mit Hilfe der Willkommenslotsen aber auch direkt eine duale Ausbildung beginnen. 137 Flüchtlinge haben durch das Programm Beschäftigung bei kleinen und mittleren Unternehmen gefunden.

Bundeswirtschaftsminister Gabriel sagte dazu: “Diese sehr guten Vermittlungsergebnisse zeigen, dass die Willkommenslotsen einen wichtigen Beitrag bei der betrieblichen Integration von Flüchtlingen leisten. Die individuelle Beratung der Unternehmen durch die Willkommenslotsen und der persönliche Kontakt zwischen Betrieben und Flüchtlingen stellen oft die Weichen für die zukünftige betriebliche Integration. Zugleich belegen die Zahlen die hohe Bereitschaft der kleinen und mittleren Unternehmen, Flüchtlinge zu integrieren. Davor habe ich hohen Respekt und das begrüße ich sehr.”

150 speziell geschulte Willkommenslotsen sind an rund 100 Kammern und anderen Organisationen der Wirtschaft bundesweit tätig. Die ersten Lotsen haben ihre Arbeit am 1. März 2016, die meisten zum 1. Juni 2016 aufgenommen. Die genannten Vermittlungszahlen beziehen sich auf den Zeitraum 1. März bis 31. August 2016.

Die Willkommenslotsen wecken bei Unternehmen die Bereitschaft, Flüchtlinge in Praktika, Ausbildungs- oder Arbeitsverhältnisse zu nehmen und damit zu integrieren. Darüber hinaus unterstützen sie die Unternehmen auch bei der Besetzung der offenen Arbeits- und Ausbildungsstellen mit Flüchtlingen und zur Etablierung und Weiterentwicklung der Willkommenskultur.

Das Projekt “Willkommenslotsen” wurde von der Allianz für Aus- und Weiterbildung  am 18. September 2015 beschlossen. In Mecklenburg-Vorpommern finden sich Willkommenslotsen in diesen Orten und Enrichtungen:

  • Fortbildungsakademie der Wirtschaft gGmbH Rostock
  • Grone Bildungszentren Mecklenburg-Vorpommern  Schwerin
  • Bund der Selbständigen LV M-V Rostock
  • Bildungswerk der Wirtschaft MV Hasenwinkel
  • WK Ostmecklenburg-Vorpommern MV Rostock
  • KHS Müritz-Demmin MV Stavenhagen
  • KHS Nordwestmecklenburg-Vorpommern MV Wismar

Weiterführende Informationen sowie die Liste der Kammern und anderen Organisationen der Wirtschaft mit Willkommenslotsen gibt es hier .

Schritt für Schritt – Nachhaltige Integration in Arbeit kann gelingen

Jetzt haben BA, BAMF, BDA und DGB ein neues Kooperationsmodell von mit vier Phasen gestartet. Besonders Flüchtlinge und Geringqualifizierte sollen davon profitieren. Das Kooperationsmodell will  Unterstützungsangebote für Arbeitgeber bei Sprachförderung und Qualifizierung bieten.

Um die geflüchteten Menschen, die längere Zeit oder sogar für immer in Deutschland bleiben, bestmöglich in den Arbeitsmarkt zu integrieren und die Chancen Geringqualifizierter auf einen nachhaltigen (Wieder-)Einstieg zu verbessern, sind erhebliche Anstrengungen und eine gute Zusammenarbeit vor Ort erforderlich. Vorstand und Verwaltungsrat der BA, das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sind sich einig: Wesentlicher Schlüssel zum Erfolg ist eine enge und frühzeitige Verzahnung von Sprachförderung, betrieblicher Praxis und Qualifizierung. Deshalb haben sich die Partner auf ein Kooperationsmodell verständigt, das auf bewährten Förderansätzen aufbaut. Ziel ist es, in einem stufenweisen Aufbau sozialversicherungspflichtige Beschäftigung mit Qualifizierung zu verknüpfen. Die Qualifizierungsschritte sollen möglichst viele Geflüchtete und Geringqualifizierte zum Berufsab schluss führen.

Das Kooperationsmodell hat im Idealfall vier Phasen, die eng miteinander verzahnt sind. Das Modell ist für Arbeitssuchende und Arbeitgeber flexibel gestaltet, ein Einstieg ist in jeder Phase möglich.

  • Phase I: Spracherwerb – Am wichtigsten für eine erfolgreiche Integration ist das Erlernen der deutschen Sprache im Integrationskurs. Dies gilt für alle Zuwanderergruppen gleichermaßen – nicht nur für geflüchtete Menschen, sondern auch für gering qualifizierte Zuwanderer, die bereits in Deutschland leben und Zugang zu Integrationskursen haben.
  • Phase II: Sprachkurs plus erste Praxiserfahrung im Betrieb – Nach etwa drei Monaten findet zeitgleich zum Integrationskurs eine von der BA geförderte Erprobung bei einem Arbeitgeber statt.
  • Phase III: Einstieg in Arbeit – Anschließend folgt die Integration in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis. Neben der Beschäftigung soll mit Einverständnis des Arbeitgebers berufsbegleitend die Qualifikation verbessert werden. Durch den Erwerb einer zertifizierten, berufsanschlussfähigen Teilqualifikation wird der Grundstein für eine darauf aufbauende weitere Qualifizierung oder auch eine Ausbildung gelegt. Arbeitgeber werden bei der Qualifizierung unterstützt und können für die Weiterbildungszeit einen finanziellen Zuschuss zum Entgelt erhalten.
  • Phase IV: Die berufliche Zukunft gestalten – Nach einer individuellen Standortbestimmung geht es darum, nachhaltig am Arbeitsmarkt zu bestehen und den Qualifizierungsweg fortzusetzen: Durch weitere berufsanschlussfähige Teilqualifikationen, die Aufnahme einer Ausbildung oder einer (betrieblichen) Umschulung, flankiert durch umschulungsbegleitende Hilfen und optional begleitet durch eine berufsbezogene Sprachförderung.

Peter Clever, Vorsitzender des Verwaltungsrats der BA, stellt fest: „Die Integration in Ausbildung und Beschäftigung ist für jeden Flüchtling wie auch für jedes einzelne Unternehmen eine anstrengende Herausforderung. Es bedarf durchdachter Unterstützung bei Sprachförderung und fachlicher Qualifizierung.   Eine vorgeschaltete Praxiserprobung ist für beide Seiten unerlässlich. Das branchenübergreifend einsetzbare Kooperationsmodell zeigt einen praxisnahen Weg auf, arbeitsbegleitend eine Qualifikation zu erreichen. Besonders überzeugend finde ich, dass es für Flüchtlinge ebenso passt wie für viele Einheimische, die bisher keinen Weg zu einem Berufsabschluss gefunden haben.“

Annelie Buntenbach, stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrats, sagte: „Unser Modell schließt eine Lücke sowohl für geflüchtete Menschen als auch für Geringqualifizierte. Besonders wichtig dabei ist der Aspekt der Anschlussfähigkeit. Das bedeutet, dass auf den ersten Bildungsmaßnahmen aufbauend weitere Qualifikationen erreicht werden können. Ziel ist am Ende ein qualifizierender Abschluss, um beruflich im Fachkräftebereich Fuß fassen zu können“.

Detlef Scheele, Vorstandsmitglied der Bundesagentur für Arbeit, betont: „Arbeit und gesellschaftliche Integration gehen Hand in Hand. Nach unseren Erfahrungen ist ein „Work-First“-Ansatz – schneller Kontakt mit der Arbeitswelt und ein echtes Gehalt vom Arbeitgeber – in Verbindung mit Qualifikation und einer langfristigen Beschäftigungsperspektive der beste Weg. Das ist unser Plan. Nur so können wir es schaffen, dass Geflüchtete und auch Geringqualifizierte dauerhaft und möglichst als Fachkräfte beschäftigt werden.“

Aktualisiert am 24.10.2016

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