KanuCamp

KanuCamp: Nachfolge in ruhigem Fahrwasser

Nach 20 Jahren geht Wolfgang Klein mit seinem KanuCamp den Weg, den etwa 12.000 Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Jahren vor sich haben. Ein Nachfolger war zu finden.

Sabine und Andreas Hennig arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Foto: Michaela Skott

Sabine und Andreas Hennig arbeiten da, wo andere Urlaub machen. Foto: Michaela Skott

Die Sonne scheint. Es ist heiß. Noch geht es ruhig zu auf dem Gelände des KanuCamps  an der Sternberger Burg.  Alles ist sortiert. Der Rasen gemäht. Die Schlauchboote und Kanus liegen in der Sonne. Ein großer Jeep mit Hänger steht bereit. Andreas und Sabine Hennig könnten gut als Urlauber durchgehen. Braungebrannt und gut gelaunt sind die beiden. Doch seit 2014 sind sie dort – unweit von Sternberg – Kanuverleiher. Der Fluss an dem das Camp liegt, ist die Mildenitz, die gleich um die Ecke in die Warnow fließt. Eine der beliebtesten Strecken für Kanuwanderer.

Vom Kunden zum Unternehmer

Landschaftlich reizvoll und mitten im Naturschutzgebiet gibt es Biber und Eisvögel zu entdecken und Abenteuer beim Überwinden kleinerer Stromschnellen zu bestehen. Sabine Hennig kocht Kaffee und erzählt, wie sie und ihr Mann 2012 selbst einmal als Kunden kamen. Sie waren paddeln und kamen auf der Rücktour mit dem damaligen Inhaber Wolfgang Klein ins Gespräch. „Er hatte mit allem zu tun, was wir immer geliebt haben: Wasser, Boote, draußen sein…“, der Blick von Andreas Hennig schweift über das weitläufige Gelände.

Prost aus Norwegen - Wolfgang Klein genießt seinen Ruhestand.

Prost aus Norwegen – Wolfgang Klein genießt seinen Ruhestand. Foto: Michaela Skott

Viel Rasenfläche, sieben Hütten, die sogar im Winter vermietet werden können. Eine Gemeinschaftsküche und ein liebevoll gestaltetes „Badehaus“. Und dann gibt Wolfgang Klein eine entscheidende Information: Er will verkaufen. 2007 erfährt er von seiner Leukämieerkrankung. Außerdem will sein Bruder, der bis dahin im Sommer immer geholfen hatte, bald in Rente gehen. Wolfgang Klein, damals Ende fünfzig, macht sich auf die Suche nach einem Unternehmensnachfolger.

Chemie stimmt auf Anhieb

Ein Weg, den etwa 12.000 Unternehmen in Mecklenburg-Vorpommern in den kommenden Jahren gehen werden. Er nimmt sich Zeit: „Es sollte jemand sein, der auf das aufbaut, was ich geschafft habe“, sagt Wolfgang Klein, der heute als Rentner in Lübeck lebt. Kleines Häuschen, die Tochter in der Nähe, die Krankheit im Griff – aber man weiß ja nie. Zwanzig Jahre hatte er das KanuCamp: „Für mich war das die Altersvorsorge, also musste bei der Übergabe alles stimmen“. Einige hatten Interesse, doch Wolfgang Klein suchte weiter bis wirklich alles stimmte; auch die Chemie. „Die hat auf Anhieb gestimmt!“, bestätigt Sabine Hennig. Sie wusste sofort: „Das ist es, was ich will. Draußen sein, mit meinem Mann arbeiten. Es passte einfach“.

Andreas Hennig musste zwar eine Nacht länger darüber schlafen, war dann jedoch genauso überzeugt. Sie kommen mit Wolfgang Klein ins Geschäft. „Er war sehr fair zu uns“, sagt Andreas Hennig und erzählt davon, wie „Wölfi“ sie eingearbeitet und bei Stammkunden vorgestellt hat. Am Ende übergibt er zur ersten eigenen Saison der Hennigs in 2015 einen gut gefüllten Terminkalender.

Statt zum Werkzeug wird zum Paddel gegriffen

Auch Wolfgang Kleins Erinnerung an die Zeit der Übergabe ist positiv: „Sie haben sich alles angesehen und die wichtigen Dinge zeigen lassen. Ich hatte immer den Eindruck, sie wussten genau, was an Arbeit auf sie zukommt“. Die Übernahme änderte fast alles im Leben der Hennigs. Aus der Verkäuferin und dem Servicetechniker werden Unternehmer. Sie brechen ihre Zelte in Schwerin ab. Dank des Verkaufs von Wohneigentum haben sie eine gute Verhandlungsposition auch bei der Bank. Kanuverleih, Schlauchboottouren, Vermietungen, Firmenkunden, Hochzeitspartys … Der Rasen muss gemäht, die Gebäude sauber und instand gehalten, die Buchhaltung erledigt werden. Die Kunden brauchen Schwimmwesten, wasserdichte Tonnen, eine Tourberatung und eine Paddeleinweisung.

Stammkunden loben die “Neuen”

Equipment für ein spannendes Abenteuer.

Equipment für ein spannendes Abenteuer. Foto: Michaela Skott

So manch ein Stammkunde habe sich bei ihm gemeldet und die Hennigs gelobt, sagt Wolfgang Klein. „Und so eine Frau im Haus – da ist doch gleich noch mehr Liebe zum Detail dabei“, Wolfgang Klein lacht. Er ist zufrieden.  „Vor allem vor dem Bürokram hatte ich zuerst Respekt“, gibt Sabine Hennig zu. Heute aber weiß sie: „Wenn man dran bleibt, dann ist der Aufwand nicht so groß“. Ihr Mann findet, dass sie ihre Leistung nicht klein reden sollte.

Sogar im Urlaub wird Kanu gefahren

Die beiden arbeiten nicht nur gerne miteinander, die lieben sich. Anstrengung und Stress? Fehlanzeige. Ihr „altes Leben“ will Sabine Hennig auf keinen Fall zurück. Natürlich heißt es zupacken. Auch der erwachsene Sohn hilft mit. Von Vorteil ist das handwerkliche Geschick der beiden Männer. „Die Saison geht von April bis Ende Oktober. Und auch danach ist immer etwas zu tun“. Neben dem eigenen Unternehmen arbeitet Andreas Hennig außerhalb der Saison für seinen alten Arbeitgeber. Flexible Arbeitszeitregelungen machen dies möglich. Und auch Urlaub ist noch drin. Den verbringen beide übrigens mit Kanu fahren.

Michaela Skott

Kontakt: 

Andreas und Sabine Hennig
An der Mildenitz 10
19406 Sternberger Burg
Telefon: 0171/ 451 79 58

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