Die Leidenschaft fürs Fotografieren zum Beruf gemacht

Mit Leib und Seele war Katja Beetz über 20 Jahre Kinderkrankenschwester. Aber noch viel länger fotografiert sie leidenschaftlich gern. Neugeborene, Babys, Kinder und die Natur sind ihre Lieblingsmotive. Nach einigen Jahren nebenberuflicher Selbstständigkeit wagte die lebenslustige Frau 2015 dann den Schritt in die Voll-Selbstständigkeit. Sie gründete in Burg Stargard das Unternehmen Topolino-Foto.

Foto: Katja Beetz Topolino Foto

Foto: Katja Beetz Topolino Foto

Katja Beetz hat ihr Fotostudio in einem Wohnhaus in Burg Stargards meist frequentierter Straße eröffnet. Schräg gegenüber steht wohl Mecklenburg-Vorpommerns berühmteste Eisdiele – die Eisdiele Pinguin. Aber von dieser Berühmtheit und dem Kundenzulauf profitiert Katja Beetz nicht. Bewusst hat die 45-Jährige kein Werbeschild an der Hauswand angebracht. „Dann müsste ich feste Öffnungszeiten haben und das will ich nicht. Hier ins Studio kommen die Kunden nur mit Termin. Zudem fahre ich zu vielen Kunden nach Hause oder treffe mich mit ihnen an ihren Wunschorten für ein Shooting.“
Zu oft müsste Katja Beetz bei solchen Terminen einen Zettel mit dem Hinweis „Heute geschlossen“ an die Tür kleben. Das würde Kunden verärgern, weiß sie.

Foto: Grit Gehlen

Foto: Grit Gehlen

Das Studio ist sehr gemütlich eingerichtet. Ein Plüsch-Frosch, so groß wie ein Kleinkind, hat es sich im Schaukelstuhl bequem gemacht. Daneben stehen kleine und große Puppenwagen, ein Kinderwagen, ein Tretauto und leuchtend grüne Keramikpilze – kurz: alles, was man für ein Shooting so gebrauchen könnte.
Der Shabby Vintage Look sei bei vielen jungen Eltern sehr beliebt, erzählt Katja Beetz und lümmelt sich ins weiße Sofa. Ihre geringelten Stricksocken an den Füßen passen zu ihrem strahlenden Lächeln. „Als gelernte Kinderkrankenschwester kann ich bestens mit Neugeborenen und Babys umgehen. Es dauert manchmal wirklich lange bis der richtige Moment mit der Kamera eingefangen ist. Aber Geduld ist meine Stärke. Und es lohnt, abzuwarten. Babys machen in ihren ersten Lebenswochen Grimassen, die du so nie wieder siehst. Sie lächeln verzückt, ziehen eine Schnute oder die Stirn nachdenklich in Falten.“ Die Eltern seien hinterher immer ganz begeistert, wenn sie die Fotos abholen, sagt Katja Beetz mit verträumter Stimme.
Als junges Mädchen lernte Katja Beetz von ihrem Vater das Fotografieren. Er hatte sich alles selbst beigebracht und war später so gut, dass er sogar vom Nordkurier – der hiesigen Tageszeitung – Aufträge bekam. Ab und zu sprang Katja Beetz sogar für ihn ein, wenn er verhindert war. Vor etwa zehn Jahren kam die Nordkurier-Redaktion dann direkt auf die Jungunternehmerin zu. „Ich wurde gefragt, ob ich für die neu geplante Baby-Zeitungsseite die Fotos liefern kann. Und da ich im Krankenhaus arbeitete, war das natürlich unkompliziert zu regeln und hat ungeheuer viel Spaß gemacht.“, erinnert sie sich an die Anfänge im Nebengewerbe. Ihr Name stand unter den Fotos. Das sprach sich rum und schon bald folgten erste Termine außerhalb des Klinikums.

Foto: Grit Gehlen

Foto: Grit Gehlen

Dann wurde Katja Beetz krank. Sie reduzierte ihre Arbeitszeit als Kinderkrankenschwester, doch schnell war klar, dass das nicht reichte, um zu genesen. In Gesprächen mit der Rentenversicherung, die für Rehabilitation und Wiedereinstieg ins Berufsleben zuständig ist, erfuhr Katja Beetz, dass auch eine Selbstständigkeit finanziell gefördert werden kann, wenn der alte Job nicht mehr zumutbar ist. Sie fackelte nicht lange und startete die Vorbereitungen für Topolino-Foto.
„Was ich machen wollte wusste ich ja. Aber von Konzept und Businessplan, Buchhaltung, Website, Marketing, Steuern hatte ich keine Ahnung. Also habe ich ein einwöchiges Existenzgründerseminar besucht.“ Auch bei Gründerstammtischen in Neubrandenburg holte sie sich Rat. Zudem hatte sich bereits die Freundin Anja Beuse als Fotografin in Altentreptow selbstständig gemacht. Sie half mit vielen Tipps weiter. Am 1. Januar 2015 wurde Katja Beetz dann zur Unternehmerin.

Foto: Grit Gehlen

Foto: Grit Gehlen

An schlaflose Nächte kann sie sich nicht erinnern, denn es gab und gibt feste Aufträge. „Ich fotografiere weiterhin die Neugeborenen im Krankenhaus für den Nordkurier. Sehr viele der Eltern kommen auch danach noch zu mir. Manche lassen ihre Kinder im ersten Lebensjahr jeden Monat fotografieren.“
Nicht selten sind die jungen Eltern bei der Geburt des Kindes unverheiratet. Wenn dann die Hochzeitsplanungen laufen, erinnern sie sich gern an Katja Beetz. Im Frühjahr und im Sommer ist die 45-Jährige daher fast jedes Wochenende für eine Hochzeit gebucht.
Obwohl die Auftragsbücher gerappelt voll sind, überlegt die Fotografin eine Weile, was sie auf die Frage nach Erfolg und Zufriedenheit antworten soll. „Ich bin glücklich und gesund, aber reich werde ich als Fotografin nicht werden!“
Die Preise waren anfangs zu niedrig angesetzt und Katja Beetz bezeichnet sich als Perfektionistin. Die Nachbearbeitung der Fotos dauere daher oft zu lange.
Glücklicherweise kann sie sich voll und ganz der Fotografie widmen. „Mein Mann macht komplett die Buchhaltung und spricht bei Problemen oder Fragen mit dem Steuerbüro.“

Foto: Katja Beetz Topolino Foto

Foto: Katja Beetz Topolino Foto

Mittlerweile hat sich noch eine Freundin als Fotografin nebenberuflich selbstständig gemacht. Sie beteiligt sich an den Mietkosten für das Fotostudio und hat technisch einige Raffinessen drauf, in die sich Katja Beetz nach und nach einweisen lässt. Zudem besuchen beide demnächst einen Workshop für Porträtfotografie. „Man lernt nie aus, es gibt immer neue Trends und Ideen.“ Der Austausch ist der Jungunternehmerin wichtig. Auch weil sie ihre Dienstleistung künftig Firmen anbieten will. Einen ersten Kunden, das Gesundheitshaus in Burg Stargard, gibt es bereits. „Die wollen ihre Website neu gestalten und da müssen Produkte ins rechte Licht gesetzt und Mitarbeiter fotografiert werden.“
Um sich von den vielen Mitbewerbern in der Region abzusetzen, plant Katja Beetz auch immer neue Aktionen. So viel sei verraten: Demnächst ist ein großes Sommerspektakel geplant und es gibt eine Anfrage, ob sie mit dem Fotoapparat eine Geburt begleiten würde. „Das wäre eine tolle Herausforderung. Bei diesen Fotos geht es um besondere Momente und um Emotionen.“
Katja Beetz guckt auf die Uhr. Zwei Stunden sind um. Sie muss zu einer Absprache nach Fürstenberg. „Ich fotografiere ehrenamtlich für den Verein „Tapfere Knirpse“. Das sind todkranke und behinderte Kinder und mir ist es ein Herzenswunsch, schöne Erinnerungen zu schaffen.“

Grit Gehlen

Kontakt

TOPOLINO-FOTO
Katja Beetz
Marner Str. 53
17094 Burg Stargard
Telefon: 039603-275575
E-Mail: info@topolino-foto.de

Internet: http://www.topolino-foto.de
Facebook: https://www.facebook.com/Topolino-Foto-558126964230271/

20.6.2016

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