Foto: Grit Gehlen

Rostocker Wissenschaftler entwickeln bezahlbaren 3 D-Metalldrucker

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Die beiden Wissenschaftler Clemens Lieberwirth (links) und Christian Polzin lernten sich durch die Arbeit im Labor an der Uni Rostock kennen. Foto: Grit Gehlen

Darauf haben viele Unternehmen schon lange gewartet: Ein Drucker, der einzelne Metallbauteile oder auch Kleinserien im Vergleich zu bisherigen Metall-3D-Druckanlagen kostengünstig drucken kann. Die Wissenschaftler Clemens Lieberwirth, Christian Polzin und Professor Hermann Seitz haben so einen Drucker entwickelt. Erste Anfragen von Firmen aus der Medizin- und Automobilbranche gibt es bereits. Doch noch sind die Gründer auf der Suche nach einem geeigneten Standort in der Region Rostock. Anfang 2017 sollen dann die ersten Drucker verkauft werden.

In einem Labor der Uni Rostock steht der Drucker. “Gut zwei Stunden dauert es, bis ein etwa 12 Zentimeter langer Zugstab gedruckt ist“, erklärt Clemens Lieberwirth, der fürs Foto lieber den Druckkopf abklebt. Denn den technischen Aufbau haben sich die Forscher patentieren lassen. So einen 3 D-Metalldrucker, wie er hier in Rostock steht, gibt es weltweit noch nicht. Er soll auch deutlich preiswerter werden als die herkömmlichen Metall-3D- Drucker.

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Professor Hermann Seitz konnte zum Interviewtermin leider nicht dabei sein. Foto: privat

Der künftige Einsatzbereich des 3 D-Metalldruckers made in Rostock ist breit gefächert: Mit ihm können schnell und kostengünstig Einzel-Anfertigungen oder Kleinserien von Metallprototypen gedruckt werden. Die Einsatzbereiche sehen Clemens Lieberwirth und Christian Polzin in der Automobilbranche, in der Luft- und Raumfahrttechnik, in der Gießereiindustrie und in vielen anderen Branchen. Perspektivisch sollen mit diesen Anlagen auch individuelle Medizinprodukte hergestellt werden können.

Das Ausgangsmaterial ist ein gängiges und preiswertes Granulat, das aus feinstem Metallpulver und Kunststoff besteht. Der 3 D-Metalldrucker fertigt aus diesem Granulat den Rohling – also beispielsweise das Zahnrad. Das Zahnrad kommt anschließend in einen speziellen Ofen und wird darin so stark erhitzt, dass sich der Kunststoff aus dem Rohling herauslöst und sich die Metallteile verbinden können. „Dann wird das Zahnrad noch nachbearbeitet und glatt geschliffen – fertig“, erklärt Christian Polzin das Prozedere. Der 36-Jährige und Clemens Lieberwirth haben sich hier im Labor kennengelernt. Beide haben Maschinenbau studiert und sind unter Leitung von Professor Hermann Seitz am Lehrstuhl für Fluidtechnik und Mikrofluidtechnik als wissenschaftliche Mitarbeiter tätig. Alle drei beschäftigen sich mit den 3 D-Druckverfahren. „An unserer Arbeit gab es viel Interesse von unternehmerischer Seite. Irgendwann ergab sich dann ein Gespräch über das Thema Selbstständigkeit“, erinnert sich Christian Polzin.

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Beim Zentrum für Entrepreneurship an der Uni holte sich das Team erste Informationen zum Thema Existenzgründung und ist bereits mit der Bürgschaftsbank Mecklenburg-Vorpommern im Gespräch. „Ich denke, wir brauchen gut 1,5 Millionen Euro für den Start“, sagt Christian Polzin und zählt auf: „Wir brauchen eine Gewerbehalle, die mindestens 150 bis 200 Quadratmeter groß ist. Dort muss eine Fertigungsanlage installiert werden. Und wir brauchen zwei Öfen. Denn wir wollen das Metalldruckverfahren auch als Dienstleistung anbieten, für all jene, die sich keinen Drucker kaufen wollen.“ Clemens Lieberwirth ist sich sicher, dass sich mit der Bürgschaftsbank im Rücken ein Kreditgeber finden wird. Doch erst muss der Businessplan fertig geschrieben und verfeinert werden. Dann könne man auch über Fördermittelanträge, wie beispielsweise für das Gründerstipendium des Landes oder sogar das Exist-Förderprogramm des Bundes, nachdenken. In der Region Rostock wollen sie ihr Unternehmen aufbauen, um die Forschungsanbindung zur Uni zu halten.

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“Gut zwei Stunden dauert es, bis ein etwa 12 Zentimeter langer Zugstab gedruckt ist“, erklärt Clemens Lieberwirth, der fürs Foto lieber den Druckkopf abgeklebt hat. Foto: Grit Gehlen

Auf die Frage, wo und wie sie sich unternehmerisch in zehn Jahren sehen, reagiert Clemens Lieberwirth mit einem zurückhaltenden Lächeln. Christian Polzin hat da schon klare Vorstellungen: „In zehn Jahren sind wir für die Menschen in der Region und auch überregional ein grundsolider und hochinteressanter Arbeitgeber. Unsere Drucker werden weltweit verkauft und wir entwickeln stetig neue moderne Druckverfahren.“
Grit Gehlen

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23.5.2016

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