Kleine Geschenkeanhänger und Deko-Figuren aus Holz stellt Jennifer Heckner in ihrer Werkstatt in Krukow bei Penzlin her. Über 3000 Motive hat die Jungunternehmerin im Angebot, die von Kunden weltweit bestellt werden. „Nur nach China haben wir noch kein Päckchen geschickt“, sagt die 30-Jährige lachend.

Jennifer Heckner hat im Oktober 2015 die Geschäftsleitung von holzteilchen.de übernommen, das vorher von ihrer Tante geführt wurde.
Foto: Grit Gehlen

Der hochmoderne CO2-Laser in der Ecke der Werkstatt ist so groß wie eine Kühltruhe. Er brummt und summt vor sich hin. „Hier entstehen gerade kleine Traktoren“, erklärt Jennifer Heckner. Vor etwa einer Stunde hat sie die Sperrholzplatte in den Laser gelegt. Der hat bis eben über 50 Traktoren ins Holz graviert. Der Geruch, der dabei entsteht, erinnert an die eigene Kindheit. So hat es gerochen, wenn man für die Eltern mit dem Lötkolben ein Frühstücksbrettchen verzierte.
Nun werden die Traktoren im Laser noch ausgeschnitten. Insgesamt dauert das alles etwa zwei Stunden.

Der hochmoderne CO2-Laser hat bei holzteilchen.de fast rund um die Uhr zu tun.
Foto: Grit Gehlen

Zeit, die Jennifer Heckner nutzt, um die ersten Bestellungen am heutigen Tage zu verpacken. Ein Bäcker aus Stuttgart hat die Initialen eines Brautpaares für die Hochzeitstorte bestellt.

In Hamburg wartet eine Empfängerin auf Schlüsselanhänger, auf denen das Wort „Lieblingsmensch“ steht. Und in Salzgitter ziert die Kinderzimmertür von Max demnächst ein Türschild mit seinem eingravierten Namen. „Gestern ging ein Päckchen nach Amerika. Die Amerikaner bestellen bei uns meist römische Ziffern. Was sie damit machen? Keine Ahnung“, sagt Jennifer Heckner und schnappt sich den nächsten Pappumschlag.
Die 30-Jährige hat im Oktober 2015 die Geschäftsleitung von holzteilchen.de übernommen, das vorher von ihrer Tante geführt wurde. Den Kaufpreis kann Jennifer Heckner in Raten abzahlen. Daher brauchte sie keinen Kredit und sparte viel Zeit, die sie sonst mit Bankgesprächen verbracht hätte.
Auch eine Einarbeitungsphase war nicht nötig: „Ich habe meiner Tante schon einige Jahre geholfen und mich nach und nach immer mehr um alles Geschäftliche gekümmert – vom Materialeinkauf, über den Online-Shop bis zum Versand. Und auch jetzt telefoniere ich häufig mit ihr. Sie arbeitet für mich als Grafikerin. Es gibt immer wieder neue Kundenwünsche.“ Die Zahl der angebotenen Motive auf holzteilchen.de steigt daher stetig.

Drei Verpackungstische gibt es bei holzteilchen.de. Bald kommt vielleicht schon ein vierter dazu.
Foto: Grit Gehlen

Auch bei ebay, dawanda und etsy hat Jennifer Heckner Shops. Sie nutzt Facebook und teilt Bilder auf Pinterest. Der Kundenstamm wächst und wächst: Bis zu 1000 Rechnungen schreibt die Jungunternehmerin im Monat. „Lieber wäre mir, ich bräuchte nur vier oder fünf Rechnungen schreiben und hätte genauso viel Umsatz. Mir fehlen noch die Großabnehmer, also beispielsweise Geschenke- und Dekoläden oder Kinderbetreuungen und Souvenirläden“, zählt Jennifer Heckner auf. Der Fokus von holzteilchen.de lag bisher auf den Endkunden. Durch die neue Geschäftsausrichtung kommen über laserteilchen.de aber zunehmend Geschäftskunden hinzu.

Die Schlüsselanhänger gibt es mit allen nur möglichen Beschriftungen.
Foto: Grit Gehlen

Um Kontakte zu Wiederverkäufern zu knüpfen, nutzte Jennifer Heckner die Newkammer-Veranstaltung der IHK Neubrandenburg. Zu diesem Treffen lädt die Kammer jedes Jahr alle neuen Unternehmer ein, um ihnen das Leistungs- und Beratungsangebot vorzustellen. „Schon toll, was die IHK alles bietet“, staunt Jennifer Heckner auch Tage später noch. Dass beispielsweise eine Juristin Rat zu Arbeitsverträgen gibt oder Berater auch ins Unternehmen kommen und bei Problemen und unternehmerischen Fragen helfen, das will Jennifer Heckner künftig unbedingt nutzen.
Während des Newkammer-Treffs verteilte die Jungunternehmerin auch gleich noch Kleeblattanhänger mit ihrem Logo, als kleine Werbeaktion sozusagen. Eine Greifswalder Floristin überlegt nun, solche Anhänger künftig quasi als Visitenkarte in ihren Blumensträußen zu verarbeiten.
Der Laser ist mit den Traktoren fertig. Jetzt werden Igel auf Vorrat ausgeschnitten.

Über 3000 Motive hat holzteilchen.de schon im Angebot.
Foto: Grit Gehlen

„Bei den Osterhasen haben wir den Bedarf überschätzt und sie nicht so gut verkauft wie gedacht. Die Weihnachtsmotive hingegen gehen immer, das ganze Jahr über“, sagt Jennifer Heckner und sortiert die Traktoren in einen Schuhkarton, der ins Regal neben die Osterhasen gestellt wird.
Noch ist Platz im Lager, doch langsam wird es eng. Neben den zwei Computer-Arbeitsplätzen gibt es noch drei Verpackungstische. Der Lebensgefährte muss in seiner Freizeit hier regelmäßig mit ran. Die Schwester und die Mutter sind bei Jennifer Heckner fest angestellt.

Ein Bäcker aus Stuttgart hat die Initialen eines Brautpaares für die Hochzeitstorte bestellt.
Foto: Grit Gehlen

Platz für mehr Lagerfläche ist glücklicherweise genug vorhanden, weil Jennifer Heckner von der Mutter auch noch den KrempelTempel übernommen hat. Ein Unternehmen, das seit 20 Jahren Haushaltsauflösungen in der Mecklenburgischen Seenplatte organisiert und gut erhaltene Möbel, Geschirr, Gardinen etc. in einer Halle in Krukow anbietet. In der Halle gibt es noch Platzreserven.
Die wird Jennifer Heckner hoffentlich bald dringend brauchen. Denn bei Unternehmerstammtischen in Neubrandenburg, Waren und vielleicht auch in Greifswald will sie weiter nach Großabnehmern suchen.
Die Mutter, die sehr erfolgreich auf Wochenmärkten Motive von holzteilchen.de verkauft, will sich dort nun auch nach Wiederverkäufern umschauen. Und sie hat Kontakte zu Schulen geknüpft und bietet dort Bastelnachmittage an. „Wir haben auch stehende Motive, die die Kinder anmalen und mit weiteren Holzmotiven bekleben können. Das kommt sehr gut an – auch bei den Lehrern. Wir wurden schon gefragt, was wir als nächstes anbieten.“

Jennifer Heckner mit Lebensgefährte Enrico Rschiha, Mutter Anna-Maria Mader und Schwester Ivonne Heckner.
Foto: Grit Gehlen

Alles in allem sieht sich Jennifer Heckner gut aufgestellt für die unternehmerische Zukunft. „Ich komme aus einer Unternehmerfamilie, das liegt uns im Blut. Der Uropa und der Opa waren selbstständig, die Mutter und die Tanten auch. Ich wusste, dass auf mich viel Stress und lange Arbeitstage zukommen“, sagt Jennifer Heckner, die nach der 10. Klasse einen Beruf in der Gastronomie erlernte und kurze Zeit auch mal überlegte, ein Restaurant zu übernehmen.

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Der Lebensgefährte, Enrico Rschiha, kommt um die Ecke. Er hat Döner mitgebracht. „Enrico hatte mit diesem „selbst“ und „ständig“ anfangs Probleme. Er konnte erst nicht verstehen, dass ich sonntags die Mails checke oder abends schnell noch Bestellungen verpacke und nie so richtig loslassen kann. Doch mittlerweile verbringt sogar er einen Großteil seines Urlaubs im Unternehmen und hilft mir, so wie heute.“

Grit Gehlen

2.5.2016

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