Vergleich der Gesundheitswirtschaft in Ost und West

Iris Gleicke, die Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Bundesländer, hat die Ergebnisse der aktualisierten Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung sowie die Sonderauswertung “Die Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland” vorgestellt.

Gesundheitswirtschaft wird dabei immer mehr zum Wachstums- und Beschäftigungsmotor. Die Auswertung macht aber deutlich, dass sich ihre Struktur  in Ost und West grundsätzlich unterscheidet: Während sie im Westen stärker industriell geprägt ist als im Osten, ist sie in den neuen Bundesländern dienstleistungsorientierter. Dieser Wirtschaftszweig wächst in Ost und West im Durchschnitt gleich stark und im Durchschnitt stärker als die Gesamtwirtschaft; aber ihr relative Beitrag zur Wertschöpfung ist in den neuen Bundesländern größer als in Westdeutschland.
Im Osten arbeitet jeder sechste Erwerbstätige im Gesundheitsbereich. Die Branche ist krisenfest und bietet Beschäftigungschancen für Fachkräfte und auch für Geringqualifizierte. In dem dienstleistungsorientierten Wirtschaftszweig werden aber oft auch geringe Gehälter gezahlt. Mit dem Mindestlohn haben wir hier eine Untergrenze eingezogen. Das war für den Osten besonders wichtig.

Potential durch Digitalisierung und Innovation

Im Gesundheitssektor bietet sich erhebliches Produktivitätspotenzial durch Digitalisierung und Innovation – beispielsweise durch eine intelligente Vernetzung zwischen den Akteuren des Gesundheitswesens, durch E-Health-Anwendungen oder eine Digitalisierung der Verwaltung.”
Nach den Zahlen der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung stellt der Sektor mit 6,8 Millionen Erwerbstätigen rund jeden sechsten Arbeitsplatz in Deutschland. Die Gesundheitswirtschaft erzielte 2015 eine Bruttowertschöpfung von 324 Mrd. Euro und hat damit einen Anteil von 12 % am Bruttoinlandsprodukt. Mit einem jährlichen Wachstum von 3,5 % wuchs der Sektor in den letzten 10 Jahren deutlich stärker als das Bruttoinlandsprodukt. 101 Mrd. Euro bzw. 7,4 % der Gesamtexporte und 19 % des Gesamtkonsums entfallen auf die Gesundheitswirtschaft. Das zeigt die große Bedeutung der Branche.

Struktur des Sektors grundsätzlich unterschiedlich

Die Sonderauswertung “Die Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland” zeigt, dass sich die Struktur des Sektors in beiden Regionen grundsätzlich unterscheidet. Während sie im Westen stärker industriell geprägt ist, zeigt sie sich in Ostdeutschland dienstleistungsorientierter. In Ostdeutschland trägt die Gesundheitswirtschaft dabei mit 14 % etwas mehr zur Gesamtwertschöpfung bei. Unterschiede zeigen sich auch in der Arbeitsproduktivität: Zwar hat die Gesundheitswirtschaft in Ostdeutschland etwas aufgeholt, sie erreicht aber noch nicht das Niveau der westdeutschen Bundesländer.

Die Ergebnisse der aktualisierten Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung sind in der Broschüre “Gesundheitswirtschaft – Fakten und Zahlen” aufbereitet, die Sie hier finden. Die Sonderauswertung “Die Gesundheitswirtschaft in Ost- und Westdeutschland ist hier abrufbar. Die Untersuchungen wurden im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums vom WifOR Institut aus Darmstadt erstellt.

22.4.2016

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