Schwerin als tolles Gründungs-Pflaster entdeckt

Nach einigen Berufsjahren bei Veranstaltungsagenturen, Festivals und Theatern wollte Felicitas Krekosch gern ihr eigenes Ding machen. Im Sommer 2015 gründete die damals 28-Jährige in Schwerin felis. Kulturkonzepte. Sie berät und unterstützt Künstler, Kreative und Unternehmen von der Idee bis zur Umsetzung, vom Flyer bis zum Auftritt. Viele Hochs und erste Tiefs liegen hinter der jungen Frau. Was sie daraus gelernt hat und anderen Gründern rät, erzählt Felicitas Krekosch in diesem Interview. 

"Wenn ich eines gelernt habe und das bestätigen mir auch andere Kreative, ist es das, dass man stunden- und tagelang über diesem Businessplan grübelt und am Ende alles anders kommt, als jemals gedacht. " Foto: © Steffi Fischer - Wundervolles fine art photography

“Wenn ich eines gelernt habe und das bestätigen mir auch andere Kreative, ist es das, dass man stunden- und tagelang über diesem Businessplan grübelt und am Ende alles anders kommt, als jemals gedacht. “
Foto: © Steffi Fischer – Wundervolles fine art photography

Frau Krekosch, erst mal nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Sieg beim Kreativmacher-MV-Wettbewerb. Im November haben Sie die Auszeichnung erhalten. Was hat die Jury an Ihrer Geschäftsidee besonders beeindruckt?

Wahrscheinlich meine neue Herangehensweise an Projekte. Ich möchte der Kultur in unserem Land, in unserer Stadt einen anderen Stellenwert geben und neue Synergieeffekte aufzeigen. Deshalb habe ich mich für eine Kulturberatung entschieden. Ich schreibe Kulturkonzepte, berate und unterstütze Unternehmen, Künstler und Kreative bei der Umsetzung ihres Projekts – von der ersten Idee bis zum fertigen „Kulturprodukt“, das optimal vermarktet werden möchte.

Was „brachte“ die Auszeichnung bisher?

Ich habe mich während meiner Gründung dazu entschieden nicht von Zuhause zu arbeiten, sondern mich gleich zu vernetzen. Nun sitze ich als „Coworker“ in einem Grafikdesign-Büro mit tollen Menschen zusammen und wir inspirieren uns gegenseitig. Der Austausch ist überhaupt das Wichtigste am Anfang. Über Susanne aus meinem Büro erfuhr ich dann von diesem Wettbewerb und sie ermutigte mich mitzumachen. Ich bewarb mich mit einem kleinen Buch mit großen Bildern meines letzten Projekts und den Antworten zu den ausgeschriebenen Fragen. Meine Visionen! 🙂 Vor der Jury dann zu sitzen und seine Ideen und Visionen für unsere Region und unser Kulturleben zu verteidigen, war gar nicht so einfach. Aber es hat dann irgendwie doch überzeugt. Die anderen elf kreativen Gewinner sind auf ganz MV verstreut und wunderbare Menschen. Wir verstehen uns sehr gut und lernen von den unterschiedlichen Problemen, Fragestellungen und Bearbeitung durch die Coaches unglaublich viel. Das u-institut aus Berlin macht hier einen großartigen Job!
Ich empfehle solche Wettbewerbe jedem:
1. Muss man sich bei der Bewerbung und Vorstellung schon die Frage stellen, wo die eigenen Alleinstellungsmerkmal liegen. Das ist wichtig, sich immer wieder auf das Wesentliche zu besinnen.
2. Lernt man unglaublich tolle kreative Menschen kennen und das bringt weitere Motivation und Inspiration fürs eigene Unternehmen.

Bald feiern Sie Ihr erstes Firmenjubiläum. Wie haben Sie Ihren Start in Erinnerung?

Ohje! Krass, stimmt! Schon beinahe ein Jahr! Mhhh. Es war sehr turbulent, aufregend und natürlich nervenaufreibend. Aber ich habe auch noch in keinem anderen Job so viel und so schnell gelernt, wie als Selbstständige. Es war ein großer Schritt. Witzigerweise merke ich das jetzt erst. Aber mit der richtigen positiven Einstellung und viel Leidenschaft für die Sache kommt man durch die kleinen, regelmäßig aufkommenden Tiefs.
Rückblickend kann ich momentan sagen: Viele schöne, spannende Projekte, tolle Momente, inspirierende Begegnungen und viel, viel Arbeit! Am regelmäßigen Income muss man natürlich noch arbeiten. Viel Aufbauarbeit zu Beginn!

Für wen genau sind Sie da?

Wenn Künstler meine Kunden sind, dann kümmere ich mich um deren Gesamtvermarktung. Perfektes Außenbild, beginnend bei Homepage, Presse- und Social Media-Auftritt. Außerdem buche ich Konzerte und Tourneen.
Sind Unternehmen meine Kunden, berate ich für den kulturellen Sektor, erstelle Kulturkonzepte oder Zielgruppenanalysen, Marketingpläne oder einen Weg, den richtigen Sponsor zu finden. Oft fungiere ich auch als Drehscheibe und vermittle Kontakte bzw. stelle Verbindungen zwischen Kreativen/Künstlern und Auftraggebern/Veranstaltern her.
Dann gibt es noch den dritten Bereich des Veranstaltungs- und Projektmanagements. Entweder selbst als Produktionsfirma mit der Umsetzung von kreativen Ideen eines Projektpartners oder als Auftragsprojekt für Kunden des öffentlichen oder privatwirtschaftlichen Sektors.

Wie werden Künstler und Kreative auf speziell Ihr Angebot aufmerksam?

Durch aktives Netzwerken auf Veranstaltungen und eigenen Veranstaltungen oder Projekten, über meine Homepage und Social Media Kanäle. Flyer halte ich in meinem Fall nicht für die richtige Werbemaßnahme. Momentan arbeite ich daran, bekannter zu werden und mit meinen laufenden Projekten zu überzeugen, um dadurch Folgeaufträge zu ergattern und weiterempfohlen zu werden.

Wie ist überhaupt die Idee entstanden, sich in Schwerin selbstständig zu machen? Gebürtig kommen Sie ja aus der Bodensee-Region.

Durch berufliche Zufälle kam ich nach Schwerin. Da ich ja eigentlich Musikwissenschaftlerin bin, wollte ich wieder mehr in Richtung klassische Musik und kleinere, anspruchsvolle Kulturprojekte auf den Weg bringen. Daraus entstanden die ersten Projekte und daraus entwickeln sich nun immer weitere Kreise und Bereiche, die ich mir davor gar nicht ausmalen konnte.
In Mecklenburg und vor allem in Schwerin fühle ich mich pudelwohl. Mein Engagement wurde von Anfang an sehr positiv aufgenommen, was mir viel Motivation und Mut gab, hier zu gründen. Die Bedingungen und die persönlichen neuen Kontakte waren so gut, dass ich beinahe von Freunden dazu gedrängt wurde, es zu wagen. Und dann, habe ich es einfach gemacht. Ich glaube, wenn man zu lange zögert und alles bis ins Kleinste abwägt, macht man es niemals!
Schwerin hat die optimale Größe für ein Start-up. Ich wünsche mir, dass noch viel mehr junge Menschen diese Vorteile und die guten Bedingungen hier erkennen. Das würde diese wunderschöne Stadt verjüngen und unglaublich bereichern.

Wie erfolgreich sind Sie bereits?

Für mich war dieses Jahr wahnsinnig aufregend. Wenn ich zurückblicke, habe ich mit dem Demmler Quartett ein wunderschönes Picknickkonzert im Burggarten vor dem Schloss mit 550 begeisterten Zuschauern organisiert, ein großes Bildungs- und Integrationsprojekt für drei Schweriner Grundschulen auf die Beine gestellt, bei dem 200 Schulkinder zusammen mit den Mitgliedern der Mecklenburgischen Staatskapelle neu arrangierte Weihnachtslieder gesungen haben (Arrangements, Musikalischer Leitung & Projektpartner: Thomas Probst) und eine neue Veranstaltungsreihe „Stall & Rauch“ im Schweriner Marstall ins Leben gerufen. Hier laden wir jeden Donnerstag Künstler, Musiker & Literaten ein, mit uns in gemütlicher Salon-Atmosphäre bei Wein & Käse über ihre Arbeit zu sprechen.
Und ich habe im letzten Jahr tolle Menschen und Künstler kennenlernen dürfen, die ich zum Teil auf ihrem Weg und der erfolgreichen Vermarktung ihrer Kunst unterstützen darf.
Natürlich freut es mich sehr, dass ich im letzten Jahr KREATIVMACHER MV wurde, was eine tolle Wertschätzung der eigenen Arbeit darstellt und motivierend wirkt.
Aber natürlich ist nicht immer alles einfach. Die Momente, in denen man alles hinschmeißen möchte, weil man sich vieles anders und einfacher vorgestellt hat, kommen in regelmäßigen Abständen! Hahaha.
Auftragsakquise ist in der Kulturwirtschaft unglaublich schwierig und braucht einen sehr langen Atem.

Wann schreiben Sie laut Businessplan schwarze Zahlen?

Wenn ich eines gelernt habe und das bestätigen mir auch andere Kreative, ist es das, dass man stunden- und tagelang über diesem Businessplan grübelt und am Ende alles anders kommt, als jemals gedacht.
Aufträge die im Businessplan noch als sicher schienen, haben sich nicht realisiert, aber dafür kamen andere, sehr wertvolle Kontakte zustande. Man muss offen bleiben.
Momentan hangle ich mich von Projekt zu Projekt und versuche Risiken zwar einzugehen, aber in einem absehbaren Rahmen zu kalkulieren. Das hat bisher sehr gut geklappt!

Als Unternehmerin wurden Sie sicher nicht geboren. Wie, wo und mit wem haben Sie sich fit gemacht für die Selbstständigkeit? 

"Ich habe mich während meiner Gründung dazu entschieden nicht von Zuhause zu arbeiten, sondern mich gleich zu vernetzen. Nun sitze ich als „Coworker“ in einem Grafikdesign-Büro mit tollen Menschen zusammen und wir inspirieren uns gegenseitig. " Foto: © Steffi Fischer - Wundervolles fine art photography

“Ich habe mich während meiner Gründung dazu entschieden nicht von Zuhause zu arbeiten, sondern mich gleich zu vernetzen. Nun sitze ich als „Coworker“ in einem Grafikdesign-Büro mit tollen Menschen zusammen und wir inspirieren uns gegenseitig. “
Foto: © Steffi Fischer – Wundervolles fine art photography

Ich habe ja neben Musikwissenschaft auch noch BWL im Nebenfach mit Schwerpunkt auf Marketing, Unternehmenssteuerung und Steuerlehre studiert, sodass die Grundlagen schon einmal gelegt waren. Außerdem habe ich während meines Studiums immer in Agenturen gearbeitet und das in meist sehr kleinen Teams. Das heißt man trug immer viel Verantwortung für die zu betreuenden Projekte. Dadurch wusste ich, was mich als Selbstständige erwarten wird.
Ich habe in meinem Freundeskreis einige, die ein Start-up gegründet haben. Hier war der Austausch und die Rat-Suche ganz besonders hilfreich. Auch meine Familie hat mich belehrt und gewarnt vor der Selbstständigkeit, aber natürlich auch unterstützt.
Durch die Coachings mit den KREATIVMACHERN MV lerne ich sehr viel und hole mir viele positive Eindrücke für die Weiterentwicklung.

Brauchten Sie Geld für Ihre Gründung? Haben Sie Fördermittel beantragt?

Ich habe ein halbes Jahr einen Gründungszuschuss erhalten: Formulare ausfüllen, Businessplan erstellen, prüfen lassen, Gewerbe gründen, beginnen!
Bei der Beantragung hatte ich eine sehr nette Betreuung beim Arbeitsamt. Also keine Angst vor Ämtern haben!
Für den Start habe ich mir lediglich einen neuen Laptop und ein neues Handy gekauft und bin in das Grafikdesign-Büro als „Coworker“ gezogen. Ein richtiges Arbeitsklima und die optimale Arbeits-Infrastruktur sind Gold wert.

Haben Sie schon den Durchbruch geschafft?

Nein! Das dauert.

Wo sehen Sie in der nächsten Zeit Ihre größten Herausforderungen?

Durch eine Steigerung der Bekanntheit von felis. Kulturkonzepte und aktives Netzwerken, möchte ich eine durchgängige Auftragslage oder ein bis zwei festere Aufträge erreichen, die mich etwas ruhiger schlafen lassen. Aber das ist wohl das Los eines jeden Selbstständigen.

Gibt es etwas, das noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Geld oder eine Maschine?

Wie gesagt, mein Ziel ist es, eine festere Auftragslage hinzubekommen, damit ich noch jemanden einstellen kann, um dann weiterhin kreativ und innovativ sein zu können und optimale Ergebnisse liefern zu können.

Nutzen Sie Social Media Kanäle um sich und Ihr Unternehmen bekannt zu machen? 

felis. Kulturkonzepte Inh. Felicitas Krekosch Werderstrasse 125 19055 Schwerin Telefon: 0 176 104 163 26

felis. Kulturkonzepte
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19055 Schwerin
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Na klar! Ich nutze Facebook wie eine zweite Homepage, auf der ich alle News festhalte, Beiträge poste und über bevorstehende Veranstaltungsinhalte informiere. Vimeo fürs Hochladen von Künstlervideos. Pinterest zur Ideensammlung für meine Veranstaltungen, sowie Instagram und Twitter aus denselben Gründen. So bleibt man immer informiert und auf dem neuesten Stand.

Ergänzen Sie bitte die folgenden Stichpunkte zu einem Satz:

Selbstständig sein bedeutet für mich,… aus Leidenschaft das zu tun, was man am besten kann.

Würde ich noch mal neu starten,.. dann würde ich vieles genauso machen, jedoch mit einem größeren Team starten.

Angehenden Gründerinnen und Gründern rate ich,… nicht zu viel nachzugrübeln, auf seine innere Stimme hören und sich nicht zu viele Meinungen anhören, das verunsichert.

Die Fragen stellte Grit Gehlen

Kontakt:

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